Was uns ein Zahn über Homo sapiens verrät

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Von Katharina Sturm
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Nach dem Fund eines Kinderzahns in einer Höhle in Südfrankreich bestätigen Forscher, dass die Ankunft der Homo sapiens in Europa gut zehntausend Jahre früher stattfand, als bisher angenommen.

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Die Entdeckung eines Kinderzahns, der in einer Höhle in Südfrankreich zwischen den Überresten eines Neandertalers gefunden wurde, ist der früheste Beweis für den Homo sapiens in Europa.

Funde in der Mandrin Höhle in Südfrankreich

"In Westeuropa scheint es einen komplexeren Prozess des Erscheinens des modernen Menschen und des Verschwindens des Neandertalers gegeben zu haben", schreiben die Forscher. "Wir dokumentieren, dass sich die beiden Menschenarten in mindestens vier sich abwechselnden Phasen der Verdrängung befanden".

Offenbar bestätigen die Analysen von Rußablagerungen auf dem Gewölbe des Höhlendachs, dass der moderne Mensch etwa 40 Jahr lang in der Höhle lebte, bevor er auf mysteriöse Weise verschwand. Bereits ein Jahr nach ihrem Verschwinden sind die Neandertaler wieder in die Höhle eingezogen.

Ludovic Slimak, (Spezialist für die Geschichte der Neandertaler), ist erstaunt über die neuen Erkenntnisse:

Bisher ging man davon aus, dass die modernen Homo sapiens Populationen den europäischen Kontinent vor gut 45.000 Jahren erreicht haben. Mit dieser Entdeckung verschiebt sich ihre Ankunft um 10 bis 12 tausend Jahre nach hinten. Jetzt weiß man, dass sie vor gut 54 tausend Jahren angekommen sind. In Osteuropa vermutet man ihre Ankunft vor 43 tausend jahren. Wir sind hier im Rhonetal, in Frankreich, also in Westeuropa, und wir haben hier sehr alte Ausgrabungsstätte.
Ludovic Slimak
Spezialist für die Geschichte der Neandertaler

Die Entdeckungen zeigen, dass der frühe Homo sapiens anscheinend schnell wusste, wie er in der neuen Umgebung am besten überlebt. Es sei durchaus möglich, dass die Neandertaler ihr Wissen an die Neuankömmlinge weiter gegeben haben. Die Forscher vermuten sogar, Homo sapiens und Neandertaler hätten zusammengearbeitet.

Es handelt sich um archäologische Aufzeichnungen, die eine wahrhafte Besiedlung Europas durch eine recht zahlreiche Gruppe von Homo sapiens belegen. Die gefundenen Überreste, darunter tausende Artefakte, Werkzeuge, Waffe, Überreste gejagter Tiere und Feuerstellen an der Ausgrabungsstätte, könnten einer Gruppe von mindestens einigen Dutzend oder sogar Hunderten von Personen entsprechen, die mit langfristigen Absichten migrierten.

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