Putins Kriegslogik: "Er glaubt, dass er den Krieg gewinnt"

Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer
Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer Copyright Alexander Zemlianichenko/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Verena Schad
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Putin verharre in seiner "Kriegslogik" und würde sich nach Einschätzung von Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer, er ihn zuletzt persönlich gesprochen hat, nicht mit Sanktionen stoppen lassen.

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Wegen seiner Reise in die Ukraine, aber vor allem zu Russlands Präsident Wladimir Putin, muss sich Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer international Kritik gefallen lassen.

Er sei nicht stolz darauf, räumte er gegenüber Österreichs Kronen-Zeitung ein. In einem NBC-Interview verteidigte er erneut den diplomatischen Ansatz, weiterhin mit beiden Seiten zu sprechen.

Es sei "sehr direkt", "mitunter hart" gewesen, so Nehammer, "mit keinerlei diplomatischer Rücksichtnahme." Es sei eines der schwierigsten Gespräche gewesen, die er je geführt habe. Selbst den Einsatz von Nuklearwaffen schloss Nehammer danach nicht aus. "Ich glaube, er denkt, dass er den Krieg gewinnt", antwortete Nehammer auf die Frage des Journalisten nach seinem Eindruck von Putin.

Putin und seine Kriegslogik

Es habe keinen Handschlag mit dem russischen Präsidenten gegeben, man habe weit voneinander entfernt gesessen und in ein Mikrofon gesprochen. "Er ist in seiner Welt", so formuliert es Nehammer in dem NBC-Interview. Putin verharre in seiner "Kriegslogik" und würde sich mit Sanktionen nicht stoppen lassen.

Eine Kriegslogik, die man nicht verstehen könne, weil Krieg immer ein Verbrechen an der Menschheit sei, so der Kanzler. Putin habe dabei entschlossen gewirkt. "Ich habe aber während unseres Gesprächs auch immer wieder Nachdenklichkeit gespürt", so Nehammer. Putin habe sehr genau zugehört.

Zum Schluss soll Putin auf den Hinweis, der Krieg müsse aufhören, auf Deutsch geantwortet haben: "Besser früher als später." Für Nehammer klang das allerdings nicht nach einem Wunsch, eine friedliche Lösung zu finden, sondern vielmehr danach, zu einem neuen Offensivschlag auszuholen.

Nach Ansicht von russichen Journalisten wäre der 9. Mai, der russische Nationalfeiertag zum Ende des Zweiten Weltkriegs, ein symbolisch geeigneter Augenblick, um - wenn nicht einen Punkt, zumindest einen weiteren Strich - unter den russischen Eroberungsfeldzug zu setzen, gegen die aus Putins Sicht anti-russischen Nazis.

Hoffen auf den Istanbuler Prozess?

Mehrmals hätten sowohl Putin in Moskau als auch Selenskyj bei Nehammers Besuch zuvor in Butcha, die Gespräche unter türkischer Vermittlung in Istanbul erwähnt. Das könnte ein leiser Hoffungsschimmer sein.

Auf Twitter schrieb Nehammer, er habe mit dem türkischen Präsidenten telefoniert und ihn über seine Moskau-Reise informiert. Man wäre sich einig, dass der Istanbuler Prozess ist die beste Chance für Frieden in der Ukraine sei. Österreich würde sich durch aktive Neutralitätspolitik jederzeit einbringen wollen.

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Weitere Quellen • Der Standard, Kronen Zeitung

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