193 Millionen Menschen haben laut einem weltweiten Netzwerk gegen Nahrungsmittelkrisen nicht genug zu essen – verteilt auf 53 Länder. Und da ist der Ausfall von Getreide wegen des Krieges in der Ukraine noch gar nicht eingerechnet.
Man stelle sich vor, ganz Frankreich und Deutschland hungern – und im letzten Jahr wäre Polen noch dazugekommen: So viele Menschen, 193 Millionen, haben laut einem weltweiten Netzwerk gegen Nahrungsmittelkrisen nicht genug zu essen – allerdings verteilt auf 53 Länder. Und da ist der Ausfall von Getreide wegen den Krieges in der Ukraine noch gar nicht eingerechnet. Die EU, die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (Food and Agriculture Organization, FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP) hatten das Netzwerk 2016 geschaffen.
Luca Russo, FAO-Spezialist für Nahrungsmittelkrisen:
"Dies ist eine Rekordzahl, es sind 40 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Wenn man sich den langfristigen Trend anschaut, sind es doppelt so viele wie vor sechs Jahren. Was also wirklich besorgniserregend ist, sind die Trends, mit denen wir in Bezug auf akute Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind."
Vor allem in Afrika dreht sich die Todesspirale aus Klimawandel, Schulden und Abhängigkeit von Importen. Insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen (rund 570 000) stufte der Report unter „Katastrophe“ ein – heißt drohender Hungertod (vor allem in Äthiopien, dem Südsudan, Südmadagaskar und dem Jemen).
Abdi Weyrah Muhumad, Bauer, Guricade, Somalia:
„Eine Dürre hat unseren Viehbestand, einschließlich Ziegen, Kamelen, Kühen, verwüstet. Die Bauern konnten einpacken und auf die Menschen kommt die schlimmste humanitäre Krise zu. Der Fluss hat kein Wasser und die Menschen müssen mit schwere Wasser-Ausfällen fertigwerden.“
In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo bekämen Menschen wegen Konflikten nicht genug zu essen – das gilt laut Report auch für Afghanistan, Äthiopien, den Sudan, Syrien oder Nigeria.
Und der gesicherte Zugang zu Essen und Trinken werde insgesamt zu wenig beachtet.
"MEHR IN LANDWIRTSCHAFT INVESTIEREN"
Luca Russo, FAO-Spezialist für Nahrungsmittelkrisen:
„Der Agrarsektor ist ins Hintertreffen geraten, was Investitionen angeht. Nur 8 Prozent der humanitären Hilfe gehen in den Agrarsektor. Und es ist klar, dass dieser Trend wirklich umgedreht werden muss.“
"GLOBALISIERUNG ZURÜCKDREHEN"
Was tun, zumal Hunger-Länder wie Somalia, die Demokratische Republik Kongo oder Madagaskar laut UN-Report den überwiegenden Teil ihres Weizens aus Russland und der Ukraine importieren? Die Globalisierung zurückdrehen, fordern die Autoren. In den betroffenen Ländern sollte alles getan werden, um Nahrungsmittel vor Ort anzubauen.
su mit dpa