Inflation: Gürtel enger schnallen, raten Ökonomen

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Von su mit dpa
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Die Preise steigen überall – für Energie, für Nahrungsmittel. Und die Einkommen halten nicht mit. Die Folge: weniger Sprit im Tank, weniger Essen in der Einkaufstüte für die gleiche Arbeit – Reallohnverlust nennen das die Ökonomen. Ein neuer Stammgast?

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Die Preise steigen überall – für Energie, für Nahrungsmittel. Und die Einkommen halten nicht mit. Die Folge: weniger Sprit im Tank, weniger Essen in der Einkaufstüte für die gleiche Arbeit – Reallohnverlust nennen das die Ökonomen. Was sie auch sagen: Besser, die Leute gewöhnen sich daran, denn das könnte die neue Normalität werden. Mit den Worten der Deutschen Bundesbank:

SOZIALE VERWERFUNGEN

«Angesichts anhaltend hoher Preise für Rohstoffe, Transportleistungen und andere Vorprodukte dürften die Verbraucherpreise auch in den nächsten Monaten stark steigen», so die Zentralbank in ihrem Monatsbericht Mai. «Vor dem Hintergrund der starken Teuerung auf den vorgelagerten Stufen dürfte die Inflationsrate aus heutiger Sicht im Mittel des laufenden Jahres bei etwa 7 Prozent liegen.»

Die Tarifverdienste einschließlich Sonderzahlungen kommen da nicht mit. In Deutschland waren sie in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres im Schnitt um 4,0 Prozent höher als vor Jahresfrist, so das Statistische Bundesamt.

Weniger in Tank und Tasche für die gleiche Arbeit - in Belgien streiken an diesem Dienstag öffentlicher Nahverkehr und Verwaltung, Schulen und die Müllabfuhr gegen die Kaufkrafteinbußen an.

Nicht jammern, soziale Verwerfungen abfedern, plädiert die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen.

Guy Ryder, ILO-Generaldirektor:

„Wir sprechen über die Notwendigkeit, die Schwächsten, die mit den größten Schwierigkeiten, zu schützen. Und über die Notwendigkeit, dass Regierungen auf soziale Probleme eingehen. Wir plädieren für einen Dialog, indem wir Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenbringen, um akzeptable Lösungen in Situationen zu finden, die zweifellos sehr schwierig sind. Das trägt zur Legitimität und Akzeptanz von Lösungen bei.“

Die Inflationsrate im Euro-Raum hat im Mai weiter angezogen: Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, so das europäische Statistikamt Eurostat (erste Schätzung). Im April hatte die Inflationsrate im Euro-Raum bei 7,5 Prozent gelegen.

In Deutschland war die Teuerung zuletzt mit 7,9 Prozent auf das höchste Niveau seit fast 50 Jahren gesprungen.

Inflationsraten in dieser Höhe gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.

Im Mai 2022 mussten Verbraucher laut Statistischem Bundesamt für Energie 38,3 Prozent mehr zahlen als vor Jahresfrist, Lebensmittel zogen um 11,1 Prozent an.

250 EURO MEHR FÜR ESSEN

Die weiteren Aussichten:

Nach aktuellen Berechnungen des Kreditversicherers Allianz Trade müssen die Menschen für Lebensmittel in den kommenden Monaten wahrscheinlich noch einmal deutlich mehr bezahlen.

«In Deutschland dürften die Preise im Lebensmitteleinzelhandel 2022 um mehr als zehn Prozent anziehen», so der Handelsexperte bei Allianz-Trade, Aurélien Duthoit. Pro Kopf entspreche das im Schnitt 250 Euro Mehrkosten im Jahr.

Erst ab Anfang 2024 könnten die Inflationsraten mit 2 bis 2,5 Prozent wieder näher an der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen, meint Jörg Zeuner, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Union Investment. Die EZB peilt mittelfristig stabile Preise bei 2,0 Prozent Inflation an.

Wer soll das bezahlen? Gut jeder dritte Verbraucher zweifelt inzwischen, dass es bei ihm reicht. Jeder siebte überlegt, die Lücke per Kredit zu stopfen. Dumm nur: Auch die Zinsen sollen steigen – um die Inflation im Zaum zu halten.

In einer Erhebung im Auftrag der Auskunftei Schufa gaben 38 Prozent der 1.000 Befragten an, dass es ihnen zunehmend schwerfallen werde, sich die Dinge des täglichen Bedarfs zu leisten. 14 Prozent - vier Prozentpunkte mehr als im Januar - müssen nach eigener Einschätzung wahrscheinlich einen Kredit aufnehmen, um ihren Lebensstandard zu halten.

su mit dpa

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