Giftwelle in der Oder - kommen die Goldalgen aus Klärbecken in Polen?

Tonnenweise toter Fisch an den Ufern der Oder.
Tonnenweise toter Fisch an den Ufern der Oder. Copyright ODD ANDERSEN/AFP
Von Euronews mit dpa, Gazeta Wyborcza, rbb
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Die Tests aus der Oder hätten keine Auffälligkeiten gezeigt sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister, die ökologische Katastrophe liege also südlich und damit viele Kilometer weg von Haff und Ostsee entfernt.

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Seit Tagen stand die bange Frage nach den Auswirkungen der Umweltkatastrophe in der Oder für deutsche Gewässer im Raum. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister konnte jetzt nach umfassenden Probeentnahmen Entwarnung geben. 

Die Tests hätten keine Auffälligkeiten gezeigt sagte Till Backhaus (SPD) am Freitag, die ökologische Katastrophe liege also südlich vor Stettin - und damit viele Kilometer weg von Haff und Ostsee entfernt.

Ursache für das Fischsterben weiter unklar aber weiter eingegrenzt

Die Ursache für das Fischsterben ist somit zwar noch immer nicht geklärt, aber möglicherweise lokal weiter eingegrenzt. Auf deutscher Seite wurde das massive Fischsterben in der Oder am 9. August bekannt, in Polen gab es bereits Ende Juli erste Hinweise auf Fischkadaver im dem Grenzfluss. Die deutschen Behörden werfen der polnischen Seite vor, sie zu spät informiert und damit die Suche nach der Ursache erschwert zu haben.

Till Backhaus fasste den derzeitigen Kenntnisstand zusammen und nannte drei mögliche Theorien:  Salzeintragungen in den Fluss durch Industrieunternehmen in Polen, giftigen Algenarten oder Einleitungen aus Becken oder Stauseen in Kohlefördergebieten kämen als Ursache in Frage.  

Wie ist das Gift in die Oder gekommen?

Derzeit wird angenommen, dass Anfang der vergangenen Woche eine "Giftwelle" durch die Oder gegangen ist. In dieser Zeit war der Wasserpegel kurzzeitig um 30 Zentimeter angestiegen. Weil nirgendwo am Flusslauf viel Regen fiel, dürften Veränderungen an polnischen Staustufen am Oberlauf der Oder mit dem plötzlichen Pegelanstieg zu tun haben.

Behördliche Labore in Brandenburg und Polen hatten danach einen hohen pH-Wert, ungewöhnlich viel Salz und Sauerstoff im Wasser gefunden.    

Die polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“ hat darüber berichtet, dass von einem Klärbecken des polnischen Bergbaukonzern KGHM bei Glogau zwischen dem 29. Juli und dem 10. August salziges Wasser in die geleitet worden sei.   

Eine hochgiftige Algenart, die Prymnesium Alge, (auch Goldalge) soll in diesem Absetzbecken schon seit langem und in großen Mengen wachsen und könnte aus diesem Becken in die Oder gelangt sein, sagte Forscher Martin Pusch vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei gegenüber dem rbb.  

Niedriger Wasserstand und starke Sonneneinstrahlung könnten ihr Übriges zur Vermehrung im Fluss beigetragen haben. Natürliche Ursachen für das Algenwuchstum schließen die Forscher jedenfalls aus.

Polen setzt hohe Belohnung für Hinweise auf Täter aus

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat am Freitag gesagt, dass riesige Mengen Chemie absichtlich und ohne Rücksicht auf die Umweltkonsequenzen in die Oder gekippt worden seien. Die polnische Polizei hat laut eigenen Angaben mehr als 200 Zeugen verhört und umgerechnet 210.000 Euro als Belohnung für Hinweise auf Täter ausgesetzt.

Laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) wurden auf deutscher Seite bislang rund 36 Tonnen tote Fische eingesammelt. Die polnische Feuerwehr teilte mit, circa 100 Tonnen Kadaver geborgen zu haben. Neben den Fischen seien auch Muscheln, Krebse und Insektenlarven gestorben, so der Naturschutzverein NABU hin.

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