Bagdad: Lage beruhigt sich, mindestens 30 Tote nach Protesten im Regierungsviertel

Trauernder Anhänger Al-Sadrs
Trauernder Anhänger Al-Sadrs Copyright Anmar Khalil/AP
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Von euronews mit dpa
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Ihr Führer, der schiitische Prediger Al-Sadr, hatte seinen Rückzug aus der Politik verkündete, daraufhin stürmten seine Unterstützer das Regierungviertel in der irakischen Hauptstadt. Nach Tagen der gewaltsamen Proteste pfiff Al-Sadr sie zurück.

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Nach der Gewalteskalation im Irak scheint sich die Lage in der Hauptstadt Bagdad wieder etwas beruhigt zu haben. Anhänger des einflussreichen schiitischen Predigers Muktada Al-Sadr beendeten ihr Protestlager am Parlament, zogen sich aus der sogenannten Grünen Zone zurück und folgten damit seiner zuvor ergangenen Anweisung.

"Ihr habt 60 Minuten"

In einer TV-Ansprache erklärte der Prediger, es mache ihn traurig, was passiert sei: 

"Ich entschuldige mich beim irakischen Volk, das als einziges von den Ereignissen betroffen ist... Ich glaube immer noch, dass unsere Partei diszipliniert und gehorsam ist. Wenn ihr Anhänger Euch nicht innerhalb von 60 Minuten zurückzieht, auch von der Sitzblockade vor dem Parlament, dann wird es Euch und der Partei zum Nachteil gereichen", so Al-Sadr. 

Die Sicherheitskräfte hoben die zunächst verhängte Ausgangssperre in Bagdad später wieder auf.

30 Tote bei Protesten seit Montag

Die UN-Mission im Irak begrüßte die "gemäßigte Erklärung" Al-Sadrs. Der geschäftsführende irakische Regierungschef Mustafa al-Kasimi twitterte, Al-Sadrs Aufruf, die Gewalt zu beenden, sei der "Inbegriff des Patriotismus".

Die Unruhen waren am Montag ausgebrochen, als Al-Sadr seinen Rückzug aus der Politik verkündet hatte. Seine Anhänger strömten ins Regierungsviertel, wo sich auch viele Botschaften befinden. Mindestens 30 Menschen kamen dabei ums Leben.

Al-Sadrs Bewegung war aus der Parlamentswahl im vergangen Oktober als stärkste Kraft hervorgegangen. Es gelang ihm aber nicht, eine Regierung zu bilden. Er weigerte sich dabei, mit den pro-iranischen Parteien zu kooperieren. In dieser politischen Pattsituation forderte Al-Sadr die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen, was seine Gegner ablehnen. Zugleich setzte der Prediger auf den Druck der Straße.

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