Ukrainisches Krankenhaus arbeitete sechs Monate unter russischer Besatzung weiter

Die Trümmer des Krankenhauses in Isjum
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Ein ukrainisches Krankenhaus in Isjum arbeitete sechs Monate unter russischer Besatzung weiter. Jetzt bereitet sich die Besatzung auf den Winter vor.

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Unter den Trümmern des Krankenhauses von Isjum in der Ukraine findet sich ein echtes Beispiel für Widerstandsfähigkeit unter widrigsten Bedingungen.

Das Krankenhaus war die einzige medizinische Einrichtung, die offen blieb, als russische Truppen Anfang März Isjum überrannten, nicht lange nach dem Einmarsch in die Ukraine.

Große Teile des Personals flohen, doch ein harter Kern blieb. Die wenigen Übriggebliebenen fanden sogar Wege, russische Verletzte zu versorgen. Sie sahen sich als die Einzigen, die Leben retten konnten in der Stadt, die sich in kürzester Zeit mit Kranken und Verletzten füllte.

Das Personal war komplett auf sich allein gestellt

Einer von ihnen war Unfallchirurg Yurii Kuznetsov: "Wir hatten keine Logistik. Wir hatten keinen Kontakt zur Ukraine. Wir hatten keinen anderen Ort, an den wir die Patienten hätten bringen können. Wir hatten nur uns", erzählt er: "Wir schliefen zwei Stunden. Es war kalt. Die Temperatur lag bei drei oder vier Grad. Wir mussten Flüssigkeiten erst mit unseren Körpern erwärmen, um sie nutzen zu können."

In den ersten Tagen des Krieges wurden die Operationen in den Keller des Krankenhauses verlegt, um Luftangriffen und Artilleriebeschuss zu entgehen. "Wir hatten nur zwei tragbare Bahren hier, die mussten als Operationstisch herhalten", erklärt Kuznetsov.

Das Haus des Chirurgs wurde in den Kämpfen zerstört, bis Juli lebte er im Keller des Krankenhauses. Als die Bombardierungen nachließen, wurde der OP-Saal ins Erdgeschoss verlegt, wo sie bis heute im einzigen Flügel mit stabilen Wänden und intakten Fenstern stattfinden.

Isjum ist wieder in ukrainischer Hand

Seit letztem Monat ist Isjum nach einer Gegenoffensive wieder in ukrainischer Hand. Die Schilder, die im gesamten Krankenhausgebäude vor Minen warnen, verschwinden dank der ukrainischen Pioniere, die jeden Fleck Erde absuchen, langsam. Die Narben, die die Geschehnisse an den Gebäuden und Menschen in Isjum hinterlassen haben, werden noch deutlich länger bleiben.

Das medizinische Personal nutzt nun die Erfahrungen sechs tödlicher Monate unter russischer Besatzung, um sich auf den Winter vorzubereiten.

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