Wie solidarisch ist Europa (wirklich) bei der Umverteilung von Flüchtlingen?

Im Hafen von Ravenna legen Seenotretter gemeinnütziger Organisationen an
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Von Anna Maria Ferrari
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In Ravenna, an Italiens Adria-Küste, legen Seenotrettungsschiffe an: an Bord zahlreiche Migrant:innen, die aus internationalen Gewässern gefischt wurden.

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Zum zweiten Mal in weniger als zwei Monaten legt die Ocean Viking mit Flüchtlingen an Bord im Hafen von Ravenna an. Nach den Erfahrungen der ersten Anlandung am 31. Januar ging die Rettung der Menschen zügig und effizient vonstatten.

"Ravenna ist eine Gemeinde, der Solidarität etwas bedeutet. Wir haben unsere Stadt sofort den Neuankömmlingen zur Verfügung gestellt. Auch wenn wir besorgt sind über die Entscheidung, die Reise der Rettungsschiffe zu verlängern",  äußert Michele De Pascale, Bürgermeister von Ravenna.

Der Präsident der Region Emilia Romagna höchstpersönlich nahm die Ocean Viking an dem Terminal in Empfang, an dem sonst Kreuzfahrtschiffe anlegen. Er ist besorgt über die Haltung Europas in Bezug auf die Aufnahme und Umverteilung von Migranten.

Stefano Bonaccini, Präsident der Region Emilia-Romagna, sagt:

"Europa muss die ankommenden Flüchtlinge umverteilen, auch wenn wir uns gerade nicht in einer Notlage befinden. Aber dahin könnten wir bald kommen. Europa muss sich solidarisch zeigen. Es ist klar, dass die Regierung in dieser Hinischt kaum glaubwürdig ist. Seit Jahren schreit sie danach, die Häfen zu schließen und die Italiener an erste Stelle zu stellen. Und jetzt, wenn sie andere um Solidarität bittet, wie im Fall von Schweden und Ungarn, ist die Antwort: zuerst die Ungarn, zuerst die Schweden. Wer Wind heraufbeschwört, riskiert einen Sturm."

Der Direktor der gemeinnützigen Organisation SOS Mediteranée ist besorgt über einen neuen Erlass, der die Rettungseinsätze von Organisationen einschränken könnte.

"Dieses Dekret verlangsamt die Einsatzfähigkeit eines Seenotrettungsboots wie der Ocean Viking, untergräbt den Betrieb und die Präsenz dort, wo Rettungsbedarf besteht. Den Menschen, die wir gerettet haben, geht es jetzt recht gut, wir kennen aus libyschen Gefängnissen Berichte über Dehydrierung, Unterkühlung, Folter und Gewalt", fügt Alessandro Porro, vom Seenotrettungsteam der SOS Mediterranee.

84 Menschen sind aus internationalen Gewässern vor der Küste Libyens gerettet worden, darunter 58 unbegleitete Minderjährige, die nun innerhalb Italiens umgesiedelt werden und 26 Erwachsene, die auf verschiedene Gebiete der Region Emilia Romagna verteilt werden.

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