"Wir bekommen praktisch nichts": Polnische Landwirte sind in Sorge

Landwirte in Polen sind besorgt
Landwirte in Polen sind besorgt Copyright Michael Svarnias/AP Photo
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Von Magdalena Chodownik
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Polen darf bis Mitte September kein Getreide aus der Ukraine importieren. Doch die Landwirte beruhigt dieses Abkommen nicht.

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Die Europäische Union hat das Einfuhrverbot für Getreide aus der Ukraine auf fünf weitere Länder ausgedehnt, darunter auch Polen.

Zuvor hatten polnische Landwirte gegen zu günstige Agrarprodukte protestiert - denn durch den Import von etwa Getreide aus der Ukraine kam es zu einem Preisverfall.

Der polnische Minister für Landwirtschaft, Krzysztof Ciecióra, erklärte, dass man die Hauptforderung, die Beendigung des Drucks auf die Getreideimporte aus der Ukraine, erfüllt habe. Bis zum 15. September sei es illegal, "dass dieses Getreide nach Polen gelangt, nur der Transit ist möglich".

Weiterhin Sorgen bei polnischen Bauern

Doch die Entscheidung aus Brüssel eines vorübergehenden Getreide-Banns stößt bei polnischen Landwirten auf wenig Zustimmung. Sie befürchten nämlich, dass sie in drei Monaten vor den gleichen Problemen stehen werden.

"Es wurde ein Einfuhrverbot bis zum 15. September beschlossen, doch bis dahin bekommen wir praktisch nichts", sagt Landwirt Wieslaw Gryn. Die Landwirtschaft sei ist kein Job, sondern etwas Dauerhaftes. "Die Landwirte haben ihre Vorteile über Nacht verloren, weil sie zu einem viel zu niedrigeren Kurs verkauft haben. Heute wissen wir eigentlich nicht mehr, was wir säen oder was wir anbauen sollen, um es auf dem Markt zu verkaufen", erklärt Gryn. Dadurch habe "die Stabilität gelitten", der Kontakt zwischen Mühlen und Futtermittel-Mischbetrieben sei nicht mehr da, diese 'vom Hof auf den Tisch'-Kette sei zusammengebrochen, so der Landwirt. "Wir sollten nicht mit der Ukraine konkurrieren, sondern gemeinsam, beide, exportieren und verkaufen."

Polen sollte sich vorbereiten und eine parteiübergreifende Strategie entwickeln.
Sonia Sobczyk-Grygiel
Journalistin

Langfristige Lösungen gefragt

Nach Ansicht von Experten würde es sich lohnen, die polnische Landwirtschaft zu fördern. Denn sie sei nicht nur ökologisch und entspreche den EU-Standards, sondern sie trage auch zur Erhöhung der Ernährungssicherheit in Europa bei.

Journalistin Sonia Sobczyk-Grygiel betont, dass das Problem mit der Konkurrenz durch die ukrainische Landwirtschaft für Polen "sehr ernst" sei. Denn aufgrund der Tatsache, dass es "in der Ukraine sehr gute Bedingungen für die landwirtschaftliche Produktion" gebe, könnten billigere Arbeitskräfte eingesetzt werden. Deshalb sollte Polen sich vorbereiten und eine parteiübergreifende Strategie entwickeln, erklärt Sobczyk-Grygiel und betont, dass es auch ein Appell an die Europäische Union sei, "bei ihren Entscheidungen die Folgen solcher Regelungen abzuschätzen".

Die Einfuhrsperre für ukrainisches Getreide ist eine vorübergehende Lösung, die keine der Parteien zufrieden stellt. In Anbetracht des Nutzens dieser Zusammenarbeit sowie der Annäherung der Ukraine an die EU sind systematische, langfristige Lösungen erforderlich.

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