Zankapfel Getreideabkommen - Was passiert bis zur Deadline 18. Mai?

Ein russischer Panzer in einem ukrainischen Getreidefeld (Archiv)
Ein russischer Panzer in einem ukrainischen Getreidefeld (Archiv) Copyright Anatoli Stepanov/AFP
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Wenn das Getreideabkommen nicht bis zum 18. Mai verlängert wird, stellt es ein erhebliches Risiko für die Ernährungssicherheit im Nahen Osten und in Afrika südlich der Sahara dar.

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Besonders afrikanische Länder sind durch die Preisspirale auf dem globalen Getreidemarkt unter Druck geraten. Etwa die Elfenbeinküste. 

Clement Aka ist Einwohner der Haupstadt Abidjan. Er sagte vor einer Bäckerei: "Es gibt mehrere Lebensmittel, bei denen die Preise in die Höhe geschnellt sind. All das ist, ehrlich gesagt, für die afrikanischen Länder etwas kompliziert."

Der russische Einmarsch in die Ukraine, der Kornkammer der Welt, hat die internationalen Getreidemärkte in Panik versetzt. Heute haben sich die Preise stabilisiert, bleiben aber hoch, etwa 250 bis 300 Euro pro Tonne. Ein hoher Preis für Länder, die für ihre Ernährungssicherheit auf Importe angewiesen sind.

Sébastien Abis ist Wissenschaftler am Pariser IRIS-Institiut und Autor des Buches "Geopolitik des Weizens". Er analysierte im euronews-Interview: "Die großen Einkäufer der Welt sind heute der Nahe Osten, Nordafrika, Subsahara-Afrika und Südostasien. Diese vier Subregionen machen jedes Jahr zwei Drittel oder sogar 70% der weltweiten Weizenimporte aus. Wenn Sie in Algerien und Nigeria sind, haben Sie Ölreichtum, der es Ihnen eventuell ermöglicht, für diesen Weizen dort etwas mehr zu bezahlen. Aber Tunesien, Mali oder Sudan, um Länder zu nehmen, die heute besonders instabil sind, haben Schwierigkeiten, diesen Weizen auf dem internationalen Markt teurer einzukaufen."

Doch dieses relative Gleichgewicht hängt an einem seidenen Faden, der sicheren Passage ukrainischer Weizenfrachter durch das Schwarze Meer. Eine Durchfahrt, die seit Juli 2022 durch eine Initiative der Vereinten Nationen und der Türkei garantiert wird.

Sie wurde bereits zweimal in Frage gestellt, im November 2022 und dann im März. Nicht ohne Folgen für die Preise.

Marion Jansen ist OECD-Direktorin für die Bereiche Handel und Landwirtschaft: "Jedes Mal, wenn es eine Diskussion darüber gibt, ob das Abkommen verlängert wird oder nicht, werden die Preise wieder politisch beeinflusst, und Volatilität ist schlecht für die Verbraucher. Vor allem in armen Ländern und in armen Haushalten."

Russland will "fünf systematische Probleme lösen"

Russland nutzt das Abkommen als Druckmittel, um die Aufhebung der vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen zu erwirken. Wenn Russlands Forderungen nicht bis zum 18. Mai erfüllt werden, wird das Abkommen nicht unterzeichnet.

Gennady Gatilov ist der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf: "Das Paket wurde bis zum 18. Mai verlängert, um die UN zu ermutigen und fünf systematische Probleme zu lösen, die die russischen Agrarexporte blockieren."

Aber der Seeweg ist nicht die einzige Lösung für ukrainisches Getreide. Die Europäische Union hat ihre Straßen, Schienen und Häfen für den Weizen geöffnet. Diese Maßnahme wird von vielen osteuropäischen Landwirten kritisiert. Im vergangenen Jahr haben rund 30 Millionen Tonnen Getreide die Ukraine auf dem Landweg verlassen.

Die Bedeutung erläutert Sébastien Abis: "Es ist eine echte Sicherheit für die Ukraine, auch eine Sicherheit für eine Reihe von Abnehmerländern in der Welt, dass diese Mengen durch Europa fließen können."

Russland und die Ukraine spielen zwar eine wichtige Rolle auf dem Getreidemarkt, aber sie sind nicht allein. Die Importländer können auch auf China, die USA, Kanada oder Indien zählen.

Das unterstreicht abschließend auch Marion Jansen: "Wenn es etwas Positives gibt, das wir in dieser Krise gesehen haben, dann, dass diese anderen Produzenten viel von dem abfedern können, was in einzelnen Ländern passiert."

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