Folter und psychische Gewalt: Tausende ukrainische Zivilist:innen in russischer Gefangenschaft

Nach dem Rückzug der russischen Truppen wurden zahlreiche Folterkammern wie diese entdeckt.
Nach dem Rückzug der russischen Truppen wurden zahlreiche Folterkammern wie diese entdeckt. Copyright AP
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Von Euronews mit AP
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Tausende ukrainische Zivilist:innen werden von Russland gefangen gehalten. Drei Betroffene berichten von ihren Erfahrungen.

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Tausende ukrainische Zivilist:innen befinden sich in einem Netz an Gefängnissen in Russland und den in der Ukraine besetzten Gebieten in Gefangenschaft. Dies hat eine Recherche der Associated Press aufgedeckt.

Eine Gefangene erzählt von ihren Erfahrungen

Die Gefangenen berichten von Folter, psychologischem Missbrauch und Zwangsarbeit. So auch Olena Yahupova. Die Frau eines ukrainischen Soldaten befand sich in russischer Haft.

"Sie fesselten meine Hände und Füße an einen Bürostuhl und schlugen mir mit einer Zwei-Liter-Wasserflasche auf den Kopf. Abwechselnd dazu haben sie mir eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt. Klebeband wurde um meinen Hals gewickelt. Und eine Person hielt meine Nase durch die Tüte zu, damit ich in der Tüte nicht einatmen konnte", berichtet Yahupova von ihren traumatischen Erlebnissen.

Gemeinsam mit anderen Gefangenen wurde sie gezwungen, Gräben für die russische Armee auszuheben. Satellitenbilder decken außerdem den Bau von Gefängnissen auf, unter anderem in der russischen Grenzregion Rostow. Ein Dokument der russischen Regierung verrät, dass dutzende weitere Gefängnisse in Planung sind.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen im vergangenen September wurden zahlreiche Folterkammern in verlassenen Gebäuden entdeckt.

Einige Zivilist:innen waren für Tage oder Wochen gefangen, andere sind seit über einem Jahr verschwunden. Fast alle ehemaligen Gefangenen berichten, dass sie Folter erlebt haben. Die meisten erzählen, dass sie ohne Erklärung von Ort zu Ort gebracht wurden.

Lehrerin befand sich ein halbes Jahr in Gefangenschaft

Die Lehrerin Viktoriia Andrusha wurde sechs Monate lang in Russland festgehalten. Ihr wurde vorgeworfen, anti-russische Propaganda im Unterricht verbreitet zu haben. Sie berichtet, dass sie geschlagen und gefoltert wurde. Außerdem soll ihr gedroht worden sein, sie in Gefangenschaft umzubringen. Sie kam schließlich in einem Gefangenenaustausch frei.

Tochter wartet seit über einem Jahr auf die Rückkehr ihres Vaters

Anna Vuikos Vater ist während der russischen Besatzung verschwunden. Dank eines Hinweises eines freigelassenen Gefangenen weiß sie inzwischen immerhin, dass ihr Vater in der russischen Stadt Kursk gefangen gehalten wird.

Dennoch lässt der Gedanke an ihren Vater die junge Frau nicht los: "Ich stehe unter einer großen Belastung. Ich denke jeden Tag daran. Ein Jahr ist vergangen, sogar mehr als ein Jahr, aber wieviel Zeit muss noch vergehen? Dort sind viele Zivilisten, nicht nur mein Vater."

Ungefähr 400 Zivilist:innen und zahlreiche ukrainische Soldaten wurden in Gefangenenaustauschen mit Russland bisher freigelassen. Russland streitet ab, weitere Zivilpersonen gefangen zu halten. Die Ukraine schätzt, dass sich etwa 10.000 Zivilist:innen in russischen Gefängnissen befinden.

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