Armenien: "Am Wochenende könnte ein neuer Krieg ausbrechen"

Der armenische Ministerpräsident Nikol Pashinyan spricht während einer Pressekonferenz in Jerewan, Armenien, Dienstag, 10. Januar 2023.
Der armenische Ministerpräsident Nikol Pashinyan spricht während einer Pressekonferenz in Jerewan, Armenien, Dienstag, 10. Januar 2023. Copyright Tigran Mehrabyan/PAN Photo
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Von Johanna Urbancik mit AP
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Der armenische Ministerpräsident sagte, dass Jerewan eine genauere Grenze mit Aserbaidschan in der Provinz Tavush ziehen muss, um Konflikte und Kriege zu vermeiden.

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Der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat an diesem Dienstag Armenien besucht - im Rahmen seiner dreitägigen Tour durch den Südkaukasus. Dies ist sein erster Besuch im Land. Stoltenberg traf sich mit der Regierung Armeniens in der Hauptstadt Jerewan. Stoltenberg und der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan (auch: Pashinyan) diskutierten Fragen im Zusammenhang mit einem Friedensabkommens zwischen Baku und Jerewan, berichtete der Pressedienst der armenischen Regierung.

"Die NATO fördert die Souveränität und territoriale Integrität Armeniens sowie seine friedlichen Bestrebungen", betonte Stoltenberg bei der Pressekonferenz. Wir hoffen, dass in naher Zukunft ein Partnerschaftsprogramm genehmigt wird, das individuell an das neue Format der Zusammenarbeit zwischen Armenien und der NATO angepasst ist. Angesichts der Ereignisse in unserer Region ist es für Armenien äußerst wichtig, seine Widerstandsfähigkeit zu stärken und angemessene Verteidigungsfähigkeiten zu entwickeln", erklärte Paschinjan.

Aserbaidschan fordert Kontrolle von vier Dörfern

Am Montag traf sich Paschinjan mit Bewohnern von Grenzdörfern in der nordöstlichen Region Tavush. Gemäß Videoaufnahmen, die von der Regierung verbreitet worden sind, sagte er, dass wenn Jerewan sich weigere, mit Aserbaidschan über die Frage der Grenzdörfer einen Kompromiss zu finden, dann könne am Ende der Woche ein Krieg ausbrechen. 

Nach Angaben der Plattform 301arm, äußerten die Bewohner Bedenken hinsichtlich des Risikos ethnischer Säuberungen in ihren Gemeinden und zogen Parallelen zu den Ereignissen in Artsakh. Pashinyan vermied es jedoch, diese Bedenken direkt anzusprechen. Nach hartnäckigem Nachfragen zu diesem Thema bekundeten die Dorfbewohner ihre Entschlossenheit, sich zu organisieren und sich auf die Verteidigung ihrer Dörfer vorzubereiten, schreibt 301arm in einem Beitrag auf X.

In der vergangenen Woche sagte Paschinjan, Aserbaidschan fordere, dass vier Dörfer unter seine Kontrolle kommen. Diese Dörfer werden als Exklaven der Sowjetzeit angesehen und grenzen an die Region Tavush an. Sie gerieten als Ergebnis militärischer Operationen in den neunziger Jahren unter die Kontrolle Armeniens.

Armenien will Prozess der Festlegung der Grenzen beginnen

Bei dem Treffen mit den Bewohnern von Kirants erklärte Paschinjan, dass die armenische Regierung den Prozess der Abgrenzung und Festlegung der Grenzen beginnen wolle, um einen Krieg mit Aserbaidschan zu vermeiden.

"Es ist wichtig für uns, die territoriale Integrität Armeniens zu festigen. Unsere Aufgabe heute zusammen mit einer Reihe von Ländern in der Region ist die folgende: Wir wollen, dass sie gemäß der Vereinbarung die territoriale Integrität der Republik Armenien anerkennen. Aber wenn wir wollen, dass andere sie erkennen, müssen wir sie zuerst selbst anerkennen. Ich bin gekommen, um zu sagen, dass dies der einzige Weg ist, unsere Zukunft aufzubauen", sagte er.

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