Erste Flüchtlinge verlassen Berg-Karabach in Richtung Mutterland Armenien

Flüchtlinge aus Berg-Karabach kommen in Armenien an
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Von Julika Herzog mit dpa, AFP, AP
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Nach der Eroberung des Gebietes Berg-Karabach im Südkaukasus durch Aserbaidschan begeben sich Tausende der dort lebenden Karabach-Armenier auf die Flucht.

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Die armenische Regierung sprach auf Facebook von knapp 3000 Personen, die bereits in Armenien registriert worden seien. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen sind in eingerichteten Aufnahmezentren angekommen.

Սեպտեմբերի 25-ին ժամը 06:00 դրությամբ ԼՂ-ից Հայաստան մուտք է գործել բռնի տեղահանված 2906 անձ։ Նրանցից 2100-ի վերաբերյալ...

Posted by ՀՀ կառավարություն on Sunday, September 24, 2023

"Heute sind wir abgereist. Sie haben uns gesagt, dass wir entweder gehen oder aserbaidschanische Pässe annehmen können. Wir sind nicht die Art von Leuten, die aserbaidschanische Pässe annehmen", berichtet ein Vertriebener.

Angst vor Vertreibung und Rache

Nach kurzen heftigen Angriffen des aserbaidschanischen Militärs hatten die Verteidiger der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach vergangene Woche die Waffen strecken müssen.

Tausende Menschen sind seitdem aus den von den jüngsten Kämpfen betroffenen Städten und Dörfern geflohen. Die Evakuierung in Richtung Mutterland Armenien wird von russischen Friedenstruppen begleitet.

"Es war ein Albtraum. Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben. Unser Dorf wurde schwer beschossen, es ist eigentlich niemand mehr im Dorf, die meisten Menschen wurden evakuiert. Und Gott sei Dank sind wir jetzt hier", sagt eine Frau aus Berdzor.

Aserbaidschan will nun das Gebiet entmilitarisieren und die etwa 120.000 dort lebenden ethnischen Armenier wiedereingliedern. Die Karabach-Armenier befürchten jedoch eine Vertreibung oder nach Jahrzehnten des Konflikts die Rache des autoritär geführten Aserbaidschans.

Anar Eyvazov, der aserbaidschanische Militärsprecher: "Was die Streitkräfte dort momentan machen ist, eine Entmilitarisierung durchzuführen, in enger Zusammenarbeit mit den russischen Friedenstruppen, und auch die Zivilisten zu unterstützen, die Hilfe benötigen."

Armenien fordert UN-Mission

Der armenische Außenminister Ararat Mirsojan forderte bei den Vereinten Nationen in New York eine UN-Mission, um die mehreren Zehntausend Armenier in Berg-Karabach zu schützen. In Eriwan bekräftigte Ministerpräsident Nikol Paschinjan am Sonntag die Bereitschaft Armeniens, die Karabach-Armenier aufzunehmen.

Es sei mit einem wachsenden Strom an Flüchtlingen zu rechnen, weil Aserbaidschan eine Politik ethnischer Säuberungen verfolge, so Paschinjan. Die armenische Regierung sei bereit, die Bevölkerung von Karabach aufzunehmen, wenn alle Versuche scheiterten, deren Rechte vor Ort zu schützen.

Paschinjan soll am 5. Oktober im Rahmen des Treffens der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) im spanischen Granada mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für Gespräche zusammenkommen. In Vorbereitung dieser treffen sich Vertreter Armeniens, Aserbaidschans, Deutschlands, Frankreichs und der EU am kommenden Dienstag in Brüssel, wie die armenische Nachrichtenagentur Armenpress unter Berufung auf die Regierung am Sonntag berichtete.

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