Gaza: UN-Sonderberichterstatterin sieht Hinweise auf Völkermord – Israel spricht von "Schande"

Abstimmung im UN-Sicherheitsrat
Abstimmung im UN-Sicherheitsrat Copyright Craig Ruttle/AP Photo
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Von Euronews
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Das Vorgehen Israels im Gazastreifen könnte nach Worten der UN-Sonderberichterstatterin Albanese auch als Völkermord eingestuft werden. Israel reagierte daraufhin mir scharfer Kritik.

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Die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, sieht "vernünftige Gründe" für die Annahme eines israelischen Völkermords im Gazastreifen. Das israelische Vorgehen zeige "Muster der Gewalt", schrieb die italienische Juristin in einem Bericht mit dem Titel "Anatomie eines Völkermordes". Militär und Regierung verstießen bewusst gegen das Kriegsrecht "in dem Versuch die völkermörderische Gewalt gegen das palästinensische Volk zu legitimieren".

Die diplomatische Vertretung Israels bei den UN in Genf bezeichnete den Bericht Albaneses als Schande für den Menschenrechtsrat. "Der Bericht ist daher eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerliche Anschuldigungen erheben kann, je extremer, desto besser", erklärte die Vertretung auf der Plattform X.

USA geben sich "perplex"

Nach der Enthaltung der USA bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über einen Waffenstillstand im Gazastreifen hat Israel den Besuch einer hochrangigen Delegation nach Washington abgesagt. Dort zeigte man sich irritiert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, man sei "perplex".

Er ergänzte, dass es zum einen keine bindende Resolution sei, es habe daher "keine Auswirkungen auf Israel und Israels Fähigkeit, weiterhin gegen die Hamas vorzugehen". Außerdem stelle sie keine Änderung der US-Politik dar.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte, dass die Resolution des Weltsicherheitsrats umgehend umgesetzt werde. "Ein Scheitern wäre nicht zu verzeihen", schrieb Guterres auf X.

Neben einer Waffenruhe verlangt das mächtigste UN-Gremium auch die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln. Deren Angehörige sind verzweifelt.

"Wir sind heute Abend hier, um alle daran zu erinnern, dass in Gaza 134 Menschen als Geiseln in den Händen der terroristischen Hamas sind", klagt Shlomi Berger, Vater der Geisel Agam Berger. "Die ganze Welt sollte es wissen und sich daran erinnern. Sechs Monate sind fast vorbei und die Welt schweigt."

"Dieses Gerede nützt nichts"

In Deir al-Balah, im Zentrum des Gazastreifens, geht vielen die UN-Resolution nicht weit genug. Die Menschen fordern, dass die Waffen für immer schweigen. Fareed Hamdan,  der aus Chan Yunis vertrieben wurde, erklärt, dass man keinen vorübergehenden Waffenstillstand wolle, "es sei denn, er ist vollständig und dauerhaft. Alles andere ist nicht notwendig. Heute wird der Krieg aufhören, und morgen sind Raketen, Zerstörung und das Töten zurück. Dieses Gerede nützt nichts."

Am Montag trauerten die Menschen um die Opfer eines mutmaßlich israelischen Luftangriffs auf ein Haus in Deir al-Balah. Nachrichtenagenturen zufolge wurden dabei zehn Angehörige einer Familie getötet. Das israelische Militär kommentierte den Angriff  zunächst nicht.

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