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Blind wegen Feuerwerk: Lucas will trotzdem weiterböllern

Silvesterböller, Köln am 28. Dezember 2006
Silvesterböller, Köln am 28. Dezember 2006 Copyright  Copyright 2006 AP. All rights reserved.
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Von Laura Fleischmann
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Mehr als 100.000 Kugel- und Zylinderbomben hat die Berliner Polizei seit dem Sommer beschlagnahmt. Jedes Jahr gibt es in der Silvesternacht wegen illegalen Feuerwerks Tote und Verletzte. Doch auch legale Böller können massiven Schaden anrichten.

Eine kleine Magnesiumkugel reichte aus, um Lucas Welschs Leben vollkommen auf den Kopf zu stellen. Der damals 19-Jährige feierte mit Freunden Silvester. Nur noch wenige Minuten trennten sie vom Jahr 2023. Kurz vor null Uhr zündete die Gruppe Feuerwerk und Böller – handelsübliche Ware aus dem Supermarkt, wie Lucas Euronews erzählt. "Stand jetzt habe ich das Augenlicht auf dem linken Auge verloren. Ich hatte schon über 20 Operationen mit Vollnarkose und ein paar kleinere ohne."

Beim Böllern drehte Lucas sich um, plötzlich schoß ihm die Magnesiumkugel entgegen. Sie stammte aus einem Römerlicht – "Kinderfeuerwerk", wie Lucas es nennt. "Niemand kann mir so genau sagen, wie wahrscheinlich es ist, dass ich wieder sehen werde."

Vergangenes Silvester starben bundesweit mindestens fünf Personen durch Feuerwerk. Allein in Berlin wurden mehr als 360 Personen verletzt, über 50 mussten stationär behandelt werden.

100.000 Kugelbomben beschlagnahmt

Neben legalem Feuerwerk machen den Behörden auch illegale Feuerwerkskörper wie sogenannte Kugelbomben zu schaffen. In der Silvesternacht 24/25 wurden in Berlin-Tegel bei der Explosion einer solchen Bombe 14 Personen verletzt, darunter ein siebenjähriger Junge. Seit Sommer hat die Berliner Polizei bereits mehr als 100.000 Kugel- sowie Zylinderbomben beschlagnahmt, so der RBB.

In Lucas’ Fall reichte legales Feuerwerk aus, um bleibenden Schaden anzurichten. Nach seinem Unfall veröffentlichte er ein Video auf TikTok und ging damit viral.

Auch weiterhin postet er auf der App – über seine Verletzung und über seinen Alltag. "Ich hatte damals gar keinen Hintergedanken", erklärt Lucas. "Ich war schon im Krankenhaus und musste bald zur Not-OP. Als ich nach der Narkose aufgewacht bin, hatte mein Video vier Millionen Aufrufe."

Von einem Böllerverbot hält er trotz seiner einschneidenden Erfahrung nichts: "Das ist so, als hätte man einen Autounfall und hört deswegen auf, Auto zu fahren", so der heute 21-Jährige.

Lucas’ Standpunkt ist klar – und das, obwohl er wegen seiner Verletzung kein dreidimensionales Sehen mehr hat. Anfangs sei auch sein Gleichgewicht eingeschränkt gewesen.

Silvester sei so viel mehr als nur Böllern, sagt Lucas. "Es geht um die Freude, die Silvester ausstrahlt, das Miteinander mit Fremden auf der Straße." All das, so erwartet es Lucas, würde mit einem Feuerwerksverbot schwinden. Das öffentliche Angebot sei bei Weitem nicht ausreichend.

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