Matt Brittin, der EMEA-Präsident von Google, hat miterlebt, wie über 50 % der Weltbevölkerung Zugang zum Internet erhalten haben. Hier sind seine Erkenntnisse aus seiner Zeit an der Spitze.
Einem aktuellen Google-Bericht zufolge könnte generative KI innerhalb eines Jahrzehnts zwischen 1,2 und 1,4 Billionen Euro zum BIP der EU beitragen.
Der scheidende EMEA-Präsident von Google, Matt Brittin, ist nicht nur von den finanziellen Vorteilen begeistert, sondern auch von der Fähigkeit, "das Leben der Menschen zum Besseren zu verändern".
Nach 10 Jahren als Präsident und insgesamt 18 Jahren bei Google tritt Matt von seinem Amt zurück. In dieser Folge von The Big Question reflektiert er mit Hannah Brown über seine Zeit an der Spitze und spricht über einige der größten und aufregendsten Möglichkeiten, die KI bringen könnte.
Was sind die größten KI-Chancen für Europa?
Zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident wurde Matt ein Bericht vorgelegt, in dem es hieß, dass in der EU "eine Million Arbeitsplätze aufgrund mangelnder digitaler Kompetenzen unbesetzt bleiben werden".
Seitdem hat Google rund 14 Millionen Europäerinnen und Europäer in digitalen Kompetenzen geschult, die daraufhin ihre Karriere vorantreiben, eine neue Stelle finden oder ein Unternehmen gründen konnten.
"Wenn man KI wie Elektrizität betrachtet, so muss nicht jeder in einem Kraftwerk arbeiten, aber jeder muss Elektrizität sicher nutzen können, um sein Leben zu verbessern", erklärte Matt.
Während KI-Kenntnisse der Karriere eines Einzelnen zugutekommen können, ist Matt auch besonders begeistert von den Entwicklungen, die KI im Energiesektor und im Gesundheitswesen ermöglicht.
"Die Herausforderung bei der Kernfusion besteht darin, dass man Plasmafelder braucht, die durch Magnetfelder stabilisiert werden, um die Reaktion aufrechtzuerhalten und die Energie nutzen zu können. Das ist schwierig, weil sie sehr instabil und schwer vorherzusagen sind."
"Aber was kann KI gut? Sie kann Muster erkennen, Vorhersagen treffen und lernen."
"Wenn man das auf Plasmafelder anwendet, kann man sie länger stabilisieren. Wir sehen schon einige Durchbrüche. Ich sage nicht, dass es morgen schon so weit sein wird, aber stellen Sie sich saubere, günstige Energie für alle vor."
"Das ist der Traum."
Ist Quantencomputing die nächste Revolution nach KI?
Das Konzept des Quantencomputers mag für diejenigen von uns, die nicht technikaffin sind, vielleicht zu kompliziert sein, aber Matt hat es uns einfach erklärt.
"Klassische Computer arbeiten mit Einsen und Nullen."
"Quantencomputer verwenden Qubits und es gibt eine Sache namens Superposition, was heißt, dass man gleichzeitig eins und null sein kann. Das bedeutet, dass man viel mehr Möglichkeiten berechnen kann als mit einem normalen binären Computer."
"Außerdem können sich zwei Qubits über den Raum hinweg synchronisieren, sodass man auch Berechnungen koordinieren kann."
Was bedeutet das nun konkret?
Googles neuer Quantenchip "Willow" kann eine Aufgabe in 5 Minuten erledigen, für die ein normaler Computer eine Quadrillion Jahre benötigen würde. Das sind 1.000.000.000.000.000.000.000.000 Jahre – länger als das Universum existiert und schlichtweg eine unvorstellbar große Zahl.
Matt glaubt, dass dies großartige Anwendungsmöglichkeiten für die Materialentwicklung, ein tieferes Verständnis der Biologie und weitere Durchbrüche im Gesundheitswesen bieten könnte.
Was ist das Lieblingstool des Google-Präsidenten?
Trotz all der hochtechnologischen Arbeit bei Google, einschließlich der mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Proteinstrukturdatenbank von DeepMind, ist Matt immer noch sehr begeistert vom einfachen, aber mächtigen Google Übersetzer (Google Translate).
"Ich habe das Gefühl, dass meine Google-Karriere parallel zu Translate verlief."
"Als wir 2006 mit Google Translate begannen, nahmen wir EU-Texte und sagten: Die besten Übersetzer der Welt haben dieses Dokument auf Englisch, Deutsch, Spanisch usw. übersetzt. Damit haben wir dieses mystische Modell trainiert."
"Jetzt können wir wie ein Kind mithilfe von KI Sprachen durch die Sprache selbst lernen, und das hilft uns, immer mehr Sprachen online zu bringen", so Matt gegenüber The Big Question.
Tatsächlich hat Google kürzlich 15 neue afrikanische Sprachen hinzugefügt und damit mehr als 300 Millionen Menschen Zugang zu Inhalten in ihrer eigenen Sprache ermöglicht, und zwar mithilfe von KI.
"Wir sind es gewohnt, das Internet in mehreren europäischen Sprachen nutzen zu können, aber es gibt immer noch Tausende von Sprachen, in denen das nicht möglich ist."
"Das Herzstück unserer Mission ist es, die Informationen der Welt für alle zu organisieren. Und noch hat nicht jeder Zugang dazu. Wir haben also noch einiges zu tun."
In The Big Question, einer Serie von Euronews Business, diskutieren wir mit Branchenführern und Experten über wichtige aktuelle Themen.
Sehen Sie sich das Video oben an, um die vollständige Folge mit Matt Brittin von Google zu sehen.