Newsletter Newsletters Events Veranstaltungen Podcasts Videos Africanews
Loader
Finden Sie uns
Werbung

Großbritannien und die USA schließen zollfreies Pharma-Abkommen nach monatelangen Spannungen

ARCHIV. Impfstoff im Guy's Hospital in London, Vereinigtes Königreich. Am achten Dezember 2020.
Archivbild: Impfung im Guy's Hospital in London, Großbritannien, am achten Dezember 2020. Copyright  AP/Frank Augstein
Copyright AP/Frank Augstein
Von Una Hajdari & Eleanor Butler
Zuerst veröffentlicht am
Teilen Kommentare
Teilen Close Button

London und Washington einigten sich. US-Zölle auf britische Medikamente könnten entfallen. Bedingung: Das Vereinigte Königreich zahlt mehr für Spitzenpräparate.

Großbritannien und die Vereinigten Staaten haben am Montag ein Abkommen geschlossen: Auf in die USA exportierte britische Pharmaerzeugnisse fallen keine Zölle mehr an.

Im Gegenzug für dieses Entgegenkommen aus Washington senkt Großbritannien die Rückzahlungen, die Arzneimittelhersteller an den staatlichen Gesundheitsdienst NHS leisten.

Nach dem bisherigen System erstatten Pharmaunternehmen dem NHS einen Teil ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Markenmedikamenten. Das soll übermäßige Ausgaben verhindern.

Laut einer Mitteilung des US-Handelsbeauftragten (USTR) sinkt die Rückzahlung 2026 auf höchstens 15 Prozent. Derzeit liegt sie bei rund 23 Prozent. Außerdem erhöht Großbritannien den Nettopreis, den der NHS für neue Medikamente zahlt, um 25 Prozent.

Der Schritt folgt, nachdem US-Präsident Donald Trump mit Zöllen drohte von bis zu 100 Prozent auf Marken- oder patentgeschützte Medikamente, die in die USA geliefert werden, es sei denn, Unternehmen erwägen den Bau einer Fabrik oder Produktionsstätte in den Vereinigten Staaten.

Die im September ins Spiel gebrachte Aussicht verunsicherte große Hersteller. Die Pharmabranche zählt weiterhin zu den stärksten Exportsektoren Großbritanniens, darunter die Konzerne AstraZeneca und GSK.

Teil der neuen Vereinbarung ist auch ein Versprechen der USA: Man werde bei künftigen Untersuchungen der Branche „britische Preispraktiken“ nicht ins Visier nehmen, und zwar „für die Dauer der Amtszeit von Präsident Trump“.

Big Pharmas Klagen über Großbritannien

Die USA argumentieren seit Langem, dass Patientinnen und Patienten dort für neue Arzneien deutlich mehr zahlen als Menschen im Vereinigten Königreich. Hauptgrund sei das strikte Preissystem des NHS.

In Großbritannien hilft die Regierungsbehörde NICE (National Institute for Health and Care Excellence) zu entscheiden, ob der NHS ein neues Medikament bezahlt. Sie vergleicht den Preis mit dem gesundheitlichen Nutzen.

Übersteigt der Preis einer Behandlung eine festgelegte Grenze je zusätzlicher „gesunder Lebenszeit“, finanziert der NHS sie meist nicht. Kritiker des britischen Systems sagen, diese Schwelle bremse Innovation und die Nachfrage nach neueren, besseren Medikamenten.

Die britische Regierung erklärte am Montag, das „Meilenstein-Abkommen“ mit den USA sichere den Zugang zu Arzneimitteln und die Versorgung für Zehntausende NHS-Patientinnen und -Patienten. „Bahnbrechende neue Therapien“ würden an der Basis des NHS schneller ankommen.

Bereits Anfang des Jahres kündigten mehrere große Pharmakonzerne erhebliche Neuinvestitionen in den Vereinigten Staaten an. Gleichzeitig verzögerten oder überarbeiteten sie Projekte in Großbritannien. Als Grund nannten sie ein schwieriges regulatorisches und kommerzielles Umfeld.

Laut einem kürzlich erschienenen Bericht der Association of the British Pharmaceutical Industry (ABPI) hat der britische Ansatz bei Preisbildung und Erstattung zu einem Rückgang ausländischer Investitionen in die Pharmabranche geführt.

AstraZeneca kündigte im September 2025 an, eine geplante Investition von 200 Millionen Pfund (227 Millionen Euro) in seinen Forschungsstandort in Cambridge zu pausieren. Der Konzern begründete den Schritt mit den schwierigen Bedingungen in Großbritannien.

Derweil sagte GSK ein umfangreiches US-Investitionspaket zu: 30 Milliarden Dollar (25,8 Milliarden Euro) über fünf Jahre.

Das neue Pharma-Abkommen kommt sechs Monate, nachdem Premierminister Keir Starmer mit Trump eine Vereinbarung schloss, die die Zölle auf die meisten Exporte auf zehn Prozent begrenzt. Die Behandlung von Arzneimitteln blieb bis dahin die große Unbekannte.

Zu den Barrierefreiheitskürzeln springen
Teilen Kommentare

Zum selben Thema

Armani beruft neuen Vorstand für sein Modeimperium nach Tod des Gründers

Black Friday: Mehr Schein als Sein? Bundesamt warnt vor Online-Betrug

CATL und Stellantis machen den Spatenstich für Spaniens größte Batteriefabrik für Elektroautos