Klimawandel: Wie viel CO2 verbrauchen eigentlich Millionäre?

CO2-Ausstoß durch Fabriken und Privatjets
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Von Euronews
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In den kommenden 30 Jahren werden "wohlhabende" Menschen mehr als zwei Drittel der weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen von Kohlenstoff verbrauchen.

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In den kommenden 30 Jahren werden "wohlhabende" Menschen mehr als zwei Drittel der weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen von Kohlenstoff verbrauchen, Das ist das Ergebnis einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe Fachzeitschrift "Cleaner Production Letters" veröffentlicht wurde.

Demnach würden die Emissionen der Menschen mit überdurchschnittlich viel zur Verfügung stehendem Geld bis 2050 insgesamt 72 Prozent dieser erlaubten Menge aufbrauchen.

Um die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müsste nur eine bestimmte Menge an Kohlenstoff verbrannt werden dürfen.

Die Wissenschaftler warnen, dass ein fortgesetztes Wachstum der Emissionen an der Spitze einen kohlenstoffarmen Übergang unwahrscheinlicher mache. Denn die Beschleunigung des Energieverbrauchs durch die Reichsten übersteige höchstwahrscheinlich die Fähigkeit des Systems zur Dekarbonisierung.

Die Untersuchung fällt mit der Veröffentlichung des jüngsten Berichts des Weltklimarats (IPCC) zusammen, der davor warnt, dass eine "lebenswerte Zukunft" dringende Emissionssenkungen erfordert.

Die weltweite "arme Bevölkerung" sei unverhältnismäßig stark von den Folgen der globalen Erwärmung betroffen, warnte der Co-Autor des Berichts, Aditi Mukherji. "Klimagerechtigkeit ist entscheidend, weil diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, unverhältnismäßig stark betroffen sind", so Mukherji

Was ist das CO2-Budget?

Nach Angaben des GLOBAL Carbon-Projekts sind weltweit noch rund 380 Milliarden Tonnen CO2 vorhanden.

Allein im Jahr 2022 erreichten die weltweiten Treibhausgasemissionen 58 Milliarden Tonnen. Wir werden das Kohlenstoffbudget wahrscheinlich innerhalb der kommenden neun Jahre aufbrauchen - danach werden die Emissionen weiter steigen.

Wie werden die Millionäre das Klimabudget aufbrauchen?

Damit die Inflation ausgeglichen werden kann, haben die Autoren des Berichts den Schwellenwert für die Definition eines "Millionärs" versetzt, auf die Menschen, die im Jahr 2050 über mehr als umgerechnet 2,24 Millionen Euro verfügen.

Auf der Grundlage von Wachstumsprognosen für den Wohlstand zwischen 1990 und 2020 sagen sie voraus, dass es im Jahr 2050 rund 318,2 Millionen Menschen geben werde, die über mehr Geld als diese Summe verfügen würden – das sind etwa 3,3 Prozent der Weltbevölkerung. Derzeit machen Millionäre etwa 0,7 Prozent der Weltbevölkerung aus.

Die Zunahme der reichen Menschen wird besorgniserregende Auswirkungen auf das Klima haben. Denn Millionäre stoßen deutlich mehr Kohlenstoff aus als Menschen mit geringerem Einkommen. Bis zum Jahr 2050 wird jeder von ihnen etwa 45 Tonnen CO2 pro Jahr freisetzen - insgesamt also etwa 14,3 Gigatonnen CO2.

Über einen Zeitraum von 30 Jahren werden diese Emissionen insgesamt etwa 286 Gigatonnen betragen. Das sind 72 Prozent unseres verbleibenden Klimabudgets. Zusammen mit anderen Emissionsquellen würde dies bedeuten, dass das gesamte Kohlenstoffbudget bis 2031 aufgebraucht sein werde.

Wie können wir die Klima-Emissionen der Wohlhabenden begrenzen?

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass es ein komplexes Unterfangen sein werde, die "sehr Wohlhabenden" zu berücksichtigen. Doch angesichts der zunehmenden globalen Erwärmung ist es eine moralische und praktische Notwendigkeit.

Die obersten zehn Prozent der weltweiten Kohlenstoffemittenten verursachen fast die Hälfte aller Treibhausgasemissionen.

Der Druck auf wohlhabende Einzelpersonen wie Bill Gates und Elon Musk wächst, ihre Emissionen zu reduzieren, indem sie beispielsweise auf Flüge mit Privatjets verzichten.

Der Bericht schlägt zudem eine systematische Herangehensweise vor, wie zum Beispiel "progressive Steuern auf Emissionen".

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