Am 31. Oktober hätte der Berliner Fotograf seinen 100. Geburtstag gefeiert. Gero von Boehm widmet dem umstrittenen Künstler einen Dokumentarfilm.
Schlüpfrig oder kunstvoll? Anmutig oder lüsterne Fleischbeschau? Tiefgründig oder sexistisch, rassistisch und faschistisch, wie ihm Alice Schwarzer einmal vorwarf. In jedem Fall provokant. Leben und Wirken des 2004 verstorbenen Fotografen Helmut Newton sind Gegenstand eines Dokumentarfilms von Gero von Boehm, der sein Werk just in jenem Jahr herausbringt, in dem der Berliner 100 Jahre alt geworden wäre. Genauer gesagt am 31. Oktober.
Bewunderung für Leni Riefenstahl
Gezeigt werden Newtons Werke, seine Arbeitsweise und seine Meinung zu kritischen Stimmen.
„Wissen Sie, das geht rein ins eine Ohr und kommt raus aus dem anderen. Und ich glaube, auch heutzutage ist die Frauenbewegung mit viel wichtigeren Sachen beschäftigt. Alles ist erotisch, erotisch, erotisch“, sagte Newton einmal.
Er bewundere Leni Riefenstahl als Künstlerin, sagte Newton über die Filmemacherin, die er selbst in einer Fotoserie ablichtete. Dass Riefenstahl Propagandafilme für die Nationalsozialisten drehte, hieß Newton nicht gut, aber er könne da trennen, so der Fotograf im Jahr 2000.
„Die war eine Meisterin für ihn auch. Und auch die Frauen, wie er die fotografiert hat, das hat ja sehr viel mit der tollen Art (zu tun), wie die Riefenstahl die Olympiade fotografierte. So was gab's noch gar nicht. Diese totale Athletik, diese Skulptur, diese Körperskulptur“, sagte die Schauspielerin Hanna Schygulla.
Helmut Newton hatte da seine eigene Meinung: „In der Fotografie gibt es zwei dreckige Worte: Kunst und guter Geschmack“, betonte er einmal. Und die Kritik? Newton: „Was die Leute sagen, wenn's denen nicht gefällt, das ist mir vollkommen schnuppe, solange es mir gefällt."