Ausgerechnet Quiche zur Krönung? Briten rümpfen die Nase

DIe Krönungs-Quiche
DIe Krönungs-Quiche Copyright Buckingham Palast
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Befragte Britinnen und Briten zeigten sich etwas enttäuscht. Es sei "ein bisschen reich", und "nicht einmal eine englische Spezialität". "Warum dann nicht gleich ein Sandwich?"

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Fast ebenso wichtig wie Krone, Kutsche und der royale Pomp ist das königliche Krönungsgericht. Nach dem weltberühmten "Coronation Chicken", das 1953 Elizabeth II. zu Krönung serviert wurde, setzen Charles und Camilla für ihren großen Tag auf einen kulinarischen Allrounder: Quiche Lorraine mit Spinat, Saubohnen und Estragon.

Der 74-jährige König, der seit Jahrzehnten als Umweltschützer auftritt, und seine 75-jährige Frau haben sich also für ein vegetarisches Rezept entschieden.

Und ein eigentlich eher französisches Nationalgericht als ein britisches, aber offenbar ein königlicher Herzenswunsch. Es wurde von Charles und Camilla "persönlich ausgewählt" und auf dem Twitter-Account der königlichen Familie ganz offiziell vorgestellt:

Es solle die Briten "ermutigen", sich am großen Krönungsfrühstück zu beteiligen, dem Nachbarschaftsfest, das am Wochenende des 6. Mai stattfindet. Die Twitter-Botschaft wird von einem Video begleitet, das eine Köchin bei der Zubereitung der "Krönungsquiche" zeigt.

Für das Rezept werden neben Spinat, Saubohnen und Estragon auch Milch, Crème fraîche, Eier und natürlich Cheddar-Käse benötigt. Es ist ein Gericht, das "sich leicht an verschiedene Geschmäcker und Vorlieben anpassen lässt", preist die Königsfamilie auf Twitter an. "Warm oder kalt mit einem grünen Salat und gekochten neuen Kartoffeln zu essen".

Vielen Briten ist die Quiche offenbar nicht spektakulär genug

Das britische Fernsehen berichtete mit unerschütterlicher Ernsthaftigkeit über die Ankündigung des Königmahls. Der französische Ursprung erstaunte ein wenig, Befürworter argumentieren jedoch, dass es sich um ein Gericht handele, das leicht zu teilen sei und kalt verpseist werden könne - also perfekt für das große Straßen-Picknick am Krönungstag. 

Befragte Britinnen und Briten zeigen sich da kritischer. Es sei "ein bisschen reich", kommentiert eine Frau ,während ihr Mann beklagt, dass es "nicht einmal eine englische Spezialität" sei. "Warum dann nicht gleich ein Sandwich?" 

Viel zu simpel, meint eine Köchin. Quiche gäbe es überall und tiefgekühlt. "Warum machen wir nicht etwas Besonderes?" Und warum ausgerechnet Spinat, fragt eine ältere Britin. Der enthalte viel zu viel Wasser. Sie habe da ein viel leckereres Quiche-Rezept.

Andere wundern sich über die Anweseneheit von Bohnen und deren Wirkung.  "Quiche Le Reign" titelte die britische Presse und zeigte sich überrascht über die Wahl eines Gerichts französischen Ursprungs. 

Ob die Quiche an das Poulet "Reine Elizabeth" heranreichen wird, muss sich zeigen. Vor 70 Jahren wurde bei der vorherigen Krönung das schon eingangs erwähnte Curryhuhn zu Ehren gebracht. Diese Hommage an Indien war anschließend zu einem Klassiker der englischen Küche geworden.

Übrigens: Die Quiche ist als klassisches französisches Gericht bekannt, soll aber seinen Ursprung im deutschen Mittelalter haben und das Wort Quiche vom deutschen "Kuchen" abgeleitet sein.

So einfach, wie es sich anhört, ist die Zubereitung bei Weitem nicht. Selbst die britische Kochkönigin Delia Smith hatte schon Probleme mit Quiches, die am Boden durchweichten. Auf ihrer Website gibt sie Tipps, wie dieser am besten knusprig bleibt.

Die Krönung wird am 6. Mai in der Westminster Abbey in Anwesenheit von etwa 2.000 Gästen stattfinden. Darauf folgt am Wochenende der Nachbarschaftsfeiern ein Konzert im Schloss Windsor westlich von London. Die Briten sind zudem aufgerufen, am Montag den 8. Mai, der ein Feiertag ist, ehrenamtlich tätig zu sein.

Wer zumindest vor dem TV-Bildschirm mitfeiern- und futtern möchte, das Rezept zum Nachkochen zirkuliert weitreichend in den sozialen NEtzwerken:

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