"So wahr mir Gott helfe": Alle Menschen im Königreich sollen Charles III. die Treue schwören

Monachiefans feuen sich auf die Krönung und den neuen Treueschwur.
Monachiefans feuen sich auf die Krönung und den neuen Treueschwur. Copyright AP Photo/Alberto Pezzali
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Der kollektive Eid ersetzt den traditionellen Treueschwur, den sonst Adlige und Geistliche dem Monarchen bekundeten. Eine Erneuereung, die bei Monarchie-Gegnern für Zähneknirschen sorgt.

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Das gab es noch nie bei einer Krönung im Vereinigten Königreich: Alle britischen Untertaninnen und Untertanen sollen Charles III. am 6. Mai lautstark die Treue schwören.  

Auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury Justin Welby, der die Krönungszeremonie in der Westminster Abbey leiten wird, sollen nicht nur die Teilnehmer:innen des Gottesdienstes, sondern auch Millionen Menschen an ihren Bildschirmen sagen: "Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe." 

"Missachtung des Volkes"

Dieses "Tribut der Menschen" ersetzt den traditionellen Treueschwur, den sonst Adlige und Geistliche dem Monarchen bekundeten. Eine Erneuerung, die bei Monarchie-Gegnern für Zähneknirschen sorgt.

Die Republic-Bewegung, die am Samstag, den 6. Mai, demonstrieren will, bezeichnete den kollektiven Treueschwur als "beleidigend" und als eine Geste der "Missachtung des Volkes".  "In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört und nicht andersherum", sagte Graham Smith, ein Sprecher der Bewegung.

Britische Abgeordnete, aber auch kanadische, da der britische Herrscher auch ihr Staatsoberhaupt ist, schwören dem Monarchen bereits Treue, wenn sie ihr Amt antreten.

Am Sonntag gaben mehrere in den britischen Medien befragte Abgeordnete an, dass sie den neuen Eid während der Krönung übernehmen würden.

Bei einem schottischen Pokalspiel sagte ein gesamtes Stadion in Gesangsform, was sie von dem Treueschwur halten.

Neues Zeitalter der Monarchie: Das erwartet Sie

Der umstrittene "Eid des Volkes" ist nur eine von mehreren Erneuerungen, mit denen die britische Monarchie bei der Krönung von König Charles III. eine neue Ära einläuten will. 

Stichwort: Diversität. Zum ersten Mal werden weibliche Bischöfe an dem Gottesdienst teilnehmen, ebenso wie Vertreter nicht-christlicher Kulte. 

Erstmals bei einer Krönung übernehmen Vertreter anderer Religionen gewichtige Rollen. Jüdische, hinduistische, muslimische, buddhistische und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotschaft ausrichten, Mitglieder der Religionen ihm die Insignien aushändigen. Dies symbolisiere den tief verwurzelten Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und Charles' Einsatz für interreligiösen Dialog.

Ebenfalls zum ersten Mal werden Sprachen aus den übrigen britischen Landesteilen bei dem Gottesdienst zu hören sein, wenn die Hymne "Veni creator spiritus" (Komm, Schöpfer Geist) außer auf Englisch auch auf Walisisch sowie in Schottischem und Irischem Gälisch gesungen wird. 

Zudem ertönt die Litanei "Kyrie eleison" auf Walisisch - Charles war als Thronfolger jahrzehntelang als Prinz von Wales bekannt und lernte die Sprache vor seiner Ernennung 1969.

Eine Woche vor der Krönung wurde ein neues offizielles Foto vom Königspaar veröffentlicht, ganz in Blau....

Eine "Krönungsrobe" für Queen Camilla und nachhalrige Sitzmöbel

Neu ist auch die "Krönungsrobe" von Queen Camilla. Das Königspaar trägt traditionell zu der Zeremonie zwei verschiedene Gewänder - eines bei Ankunft in der Westminster Abbey und eines auf dem Rückweg zum Buckingham-Palast. 

Während Charles jeweils die Roben seines Großvaters König George VI. von dessen Krönung 1937 nutzt und Camilla auf dem Hinweg ein Gewand ihrer Schwiegermutter Queen Elizabeth II. von 1953, trägt sie als "Imperial Robe" das eigens geschneiderte Kleidungsstück aus violettem Samt. Eingearbeitete Insekten und Blumen beziehen sich auf die Themen Natur und Umwelt, die Charles und Camilla am Herzen liegen. Gezeigt werden auch die nationalen Symbole für England (Rose), Schottland (Distel) und Irland (Kleeblatt).

Eigens angefertigt wurde auch der "Anointing Screen" (wörtlich: Salbungsschirm), mit dem die Salbung des Monarchen vor Blicken und Kameras geschützt wird. Dieser zentrale Teil der Zeremonie gilt als persönlicher Moment des Monarchen mit Gott. 

Dabei berührt der Erzbischof den König mit geweihtem Öl kreuzförmig an Händen, Brust und Kopf. Der dreiseitige und 2,6 Meter hohe Schutz zeigt einen Baum, auf dessen 56 Blättern die Namen der 56 Mitglieder des Staatenbundes Commonwealth eingestickt sind. Das Monogramm von Charles an der Wurzel symbolisiert, dass der Monarch ein Diener seiner Völker ist.

Nicht neu sind die Thronstühle. Aus Gründen der Nachhaltigkeit würden dafür Sitzmöbel von früheren Krönungen verwendet, teilte der Palast mit. Sie seien restauriert und angepasst worden. Ergänzt wurden lediglich die Monogramme von Charles und Camilla.

Königliche Gästeliste für das Krönungskonzert wird länger

Bei einem Konzert auf Schloss Windsor am Sonntagabend treten zahlreiche Stars wie Take That, Katy Perry und Lionel Richie auf. Die Bühne ist mit Laufstegen in mehrere Richtungen der britischen Fahne nachempfunden, wie am Montag bekannt wurde. 

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Die BBC kündigte am Wochenende weitere Teilnehmer:innen an: So sollen auch Hollywoodstar Tom Cruise und die tierische Comicfigur "Winnie-the-Pooh" eine Rolle spielen. 

Das weckt Erwartungen, es könne zu einer ähnlichen Szene kommen wie beim Jubiläumskonzert für Queen Elizabeth II. im Juni 2022. Damals hatte sich die Königin für einen viel bejubelten Video-Sketch mit dem animierten Bären Paddington zum Tee getroffen.

Auch die englische Schauspielerin Dame Joan Collins, der walisische Musiker Sir Tom Jones und der britische Abenteurer Bear Grylls sollen in vorab aufgezeichneten Sketchen auftreten.

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