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Skandal oder genial: Anne Frank als pansexuelle Latina vorgeführt

Anne Frank
Anne Frank Copyright  AP1971
Copyright AP1971
Von Laura Fleischmann
Zuerst veröffentlicht am
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Das Musical "Slam Frank" sorgt für eine Kontroverse. Anne Frank wird als pansexuelle Hip-Hop-Musikerin inszeniert und versucht, den Balanceakt zwischen Kunst und Geschmacklosigkeit zu schaffen. Trotz Kritik ist das Stück fast ausverkauft.

Der Andrang für das US-Musical "Slam Frank" ist enorm, so enorm, dass die New Yorker Produktion um zwei Wochen verlängert wurde. Sechsmal wöchentlich steht im Theater "AsylumNYX" eine Figur namens Anne Frank auf der Bühne – inszeniert als pansexuelle Latina und mit übergroßem gelben Judenstern auf der Brust.

In dem Stück tanzt und rappt die deutsche Jüdin über ihre Erfahrungen im Amsterdamer Versteck, die Grundlage ihres weltberühmten Tagebuchs. Statt klassischem Drama setzt die Inszenierung auf Hip Hop und Ironie.

Anne Frank, 1929 in Frankfurt am Main geboren, floh mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam. Während der deutschen Besatzung tauchte die Familie Frank unter. Etwa zwei Jahre lang versteckte sie sich im Hinterhaus von Vater Otto Franks Firma. 1944 wurde die Familie von der Gestapo verhaftet. Anne Frank starb im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Bergen.

Satire mit Mini-Budget

"Slam Frank" versteht sich als Satire und will Inklusivität und "Wokeness" auf die Schippe nehmen. Autor und Komponist Andrew Fox, der selbst Jude ist, möchte damit zeigen, wie gesellschaftliche Debatten die Geschichte verzerren können.

Der 38-Jährige inszeniert eine Theatergruppe, die ein Stück über Anne Frank schreibt. Dabei gleitet sie immer wieder ins Absurde. Die Figuren heften sich riesige Judensterne an die Kleidung oder entdecken immer neue unterdrückte Minderheiten.

Trotz der kontroversen Aufarbeitung und einem Marketingbudget von lediglich 60 US-Dollar ist das Stück nahezu ausverkauft.

Die provokante Darstellung hat eine heftige Gegenreaktion ausgelöst. Eine Online-Petition fordert, das Stück sofort abzusetzen und wirft den Machern vor, den Holocaust zu verharmlosen. "Das Musical macht aus der Katastrophe des Holocausts ein Spektakel voller Falschinformationen", heißt es dort. "Der Schmerz von Millionen Menschen wird ins Lächerliche gezogen."

Komponist Fox verteidigt sich gegenüber der britischen DailyMail: "Als unsere Shows schon Wochen im Voraus ausverkauft waren, hatten wir gehofft, dass wir Dutzende von hoffnungsvollen Fans in unserer Warteschlange für Restkarten abweisen müssen. Nach all der negativen Berichterstattung ist es nur noch eine Handvoll."

Inspiriert wurde Fox durch einen Twitter-Streit aus dem Jahr 2022. Damals wurden Anne Franks Privilegien als weißes Mädchen diskutiert. Wie die New York Times schreibt, befasst sich Anne Frank in dem Musical weniger mit Nazis, sondern mehr mit ihrer Selbstverwirklichung. Ein Ansatz, der für viele Zuschauer schwer verdaulich bleibt.

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