Arbeitsmarktreform als Wohlstandskiller?

Arbeitsmarktreform als Wohlstandskiller?
Von Euronews
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Interview mit OECD-Sozialexpertin Monika Queisser

Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist eins der Zauberworte, um mehr Arbeit zu schaffen. Doch allein dies reicht nicht – auf die Qualität und Dauer der Jobs kommt es an, betont OECD-Sozialexpertin Monika Queisser. Denn die Zahl der Menschen, die zwar eine Arbeit haben, damit aber dennoch nicht finanziell über die Runden kommen, ist groß.

Sophie Claudet, euronews:
“Deutschland ist nicht das einzige Land in Europa, das die Flexibilität in seinem Arbeitsmarkt fördert. Wo gibt es das ebenfalls in Europa?”

Monika Queisser:
“Mehrere Länder haben in der Tat ihren Arbeitsmarkt reformiert in Richtung mehr Flexibilität. Eins dieser Länder ist zum Beispiel Itailen, das den ‘Jobs Act’ einführte, der es sogenannten Außenseitern erleichtern sollte, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Derzeit wird auch in Frankreich die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts diskutiert, und Reformen sind auf dem Weg. Viele dieser Länder versuchen, es leichter für Leute zu machen, die lange außerhalb des Arbeitsmarktes standen, wieder einzusteigen, und Anreize für Arbeitgeber zu schaffen, leichter einzustellen.”

euronews:
“Wir haben aber gesehen, dass dies oft auch eine neue Klasse von erwerbstätigen Armen schafft.”

(TH) “Deutschland siegt in der #Erwerbsarmut#Armut trotz #Arbeit#Hartziv#Jobcenter Studie via boeckler_de</a> <a href="https://t.co/G3mQJEBvrI">https://t.co/G3mQJEBvrI</a></p>&mdash; Inge Hannemann (IngeHannemann) 26 juillet 2017

Monika Queisser:
“Es besteht tatsächlich das Risiko, dass die Zahl derjenigen, die trotz Arbeit arm sind, steigt, je nachdem, wie man die Politik gestaltet. Wir haben das in Deutschland gesehen, wo die Mini-Jobs und die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu einer Situation mit sehr vielen erwerbstätigen Armen geführt haben. Es ist unter den OECD-Ländern der zweitgrößte Niedriglohnsektor hinter den USA. Die Regierungen müssen darauf achten, indem sie die Qualität der Jobs regulieren, und sicherstellen, dass die Menschen gut bezahlt werden – dass es angemessene Mindestlöhne gibt zum Beispiel. Deutschland hat den Mindestlohn ja gerade vor kurzer Zeit eingeführt – um genau dieses Problem der befristeten und schlecht bezahlten Arbeit anzugehen.

Armutsbericht 2017: Studie: #Armut in Deutschland auf neuem #Höchststand – heute-Nachrichten https://t.co/GhhE7W0A3R

— Handwerkernet.de (@handwerkernet) 27 juillet 2017

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