"Lockdown light": Viele verärgert über nächtliche Ausgangssperre in Antwerpen

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Von Jack Parrock
Antwerpen wie leergefegt
Antwerpen wie leergefegt   -  Copyright  Euronews

In Belgien betreffen jetzt offenbar mehr als 70 Prozent der Coronavirus-Neuinfektionen die Stadt Antwerpen. Deshalb wurde eine nächtliche Ausgangssperre von 23 Uhr 30 bis 6 Uhr morgens verhängt.

Darüber sind viele Menschen verärgert. Besonders die Betreiber von Bars und Restaurants klagen. Patrick Verheire, der das Restaurant Marcel betreibt, ist verzweifelt: "Es kommt keiner mehr. Mittags waren nur zwei Leute hier. Heute Abend machen wir zu. Wir haben mehr Absagen als Reservierungen."

Viele Gaststätten werden diesen "Lockdown light" wohl nicht überleben. Fast alle Beschäftigen in Antwerpen sind im Home Office, denn alle, die können, sollen von zu Hause arbeiten. Touristen gibt es kaum noch in der Hafenstadt.

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Touristinnen aus den Niederlanden in AntwerpenEuronews

Zwei junge Frauen aus den Niederlanden sind noch da. Eine von ihnen heißt Martina, sie meint, die belgischen Behörden versuchten eine echte Ausgangssperre wie im Frühjahr zu vermeiden:

"Sie haben Angst, dass die Leute zu viel trinken und nachts zu eng zusammen feiern. Sie ergreifen eine kleine Maßnahme statt einer großen."

"Antwerpen ist eine Geisterstadt"

Gaststättenbetreiber haben gerichtliche Schritte gegen die Gesundheitsbehörden eingeleitet, die davon abraten, nach Antwerpen zu kommen. Sie haben sich zur Initiative "Help de Horeca" zusammengeschlossen. Johan Tisson macht dabei mit, er hält die Message des belgischen Chef-Epidemiologen, die Menschen sollten derzeit nicht nach Antwerpen für fatal: "Seit sie das sagen, ist Antwerpen eine Geisterstadt. Alle Restaurants und Bars sind leer. Diese Botschaft war etwas zu heftig."

Angst vor der zweiten Welle

Der Chef-Epidemiologe Marc van Ranst schreibt auf Twitter, es gehe darum, das Virus einzudämmen und den kompletten Lockdown zu vermeiden.

Euronews-Reporter Jack Parrock berichtet aus der nordbelgischen Metropole: "Die Meinungsverschiedenheiten in Antwerpen sind ein Vorgeschmack auf den Streit über die Corona-Regeln. Es gilt Maskenpflicht und Einkaufen sollte man nur noch alleine höchstens eine halbe Stunde lang - und alle reden über die Angst vor der zweiten Welle."

Journalist • Kirsten Ripper