Identitätsdiebstahl: Falscher Geschäftsmann prellt Kunden um mehrere tausend Dollar

Moderator Mario Schmidt
Moderator Mario Schmidt Copyright Konstantin Gastmann/Foto: Konstantin Gastmann
Von Alena Hecker
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Kriminelle haben Mario Schmidts Identität benutzt, um anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nun muss er beweisen, dass er mit dem Betrug nichts zu tun hat.

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Mario Schmidt ist bekannter als ihm lieb ist. Im Internet tritt der Moderator aus Strausberg seit zwei Jahren ohne sein Wissen als der schwedische Unternehmer William Hikkinen auf, der für Investitionen in Kryptowährung wirbt und damit Menschen aus der ganzen Welt um viel Geld gebracht hat. Betrüger haben Bilder und Videos des Brandenburger Moderators genutzt, um daraus eine neue Identität zu erschaffen.

Mario Schmidt
Mario Schmidt und sein KonterfeiMario Schmidt

Betrugsopfer bringt Schmidt auf die Spur

Ein Hinweisgeber aus Peru, offenbar selbst Opfer des Betrugs, bringt Mario Schmidt im Frühjahr dieses Jahres auf die Spur. Er kontaktiert den Moderator per WhatsApp, schickt ihm Bilder aus den sozialen Netzwerken: Mario Schmidt als Redner vor großem Publikum, posierend mit Stars wie Henry Maske und Daniela Katzenberger, mal ganz privat mit einer Kaffeetasse in der Hand. Alle Bilder hat der Brandenburger selbst auf Twitter, Instagram oder Facebook gepostet. Manche sind professionell bearbeitet worden, große Transparente und Firmenlogos im Hintergrund wurden verändert – und überall prangt der Name William Hikkinen.

Und wenn man merkt, wie groß die Welle ist, dann ist man geschockt und es entwickelt sich eine Angst, weil man das große Ausmaß überhaupt nicht erkennen kann.
Mario Schmidt
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„Zuerst dachte ich mir, das bin nicht ich, das ist ne Fake-Nachricht“, so Schmidt. „Dann dachte ich, na gut, da hat jemand die Bilder genommen und damit rumgespielt. Und wenn man sich dann mehr damit beschäftigt und merkt, wie groß die Welle ist, dann ist man geschockt und es entwickelt sich eine Angst, weil man das große Ausmaß überhaupt nicht erkennen kann.“

Von mehreren tausend Dollar erzählt der peruanische Kontaktmann, die Menschen verloren hätten, weil sie den Ratschlägen des falschen schwedischen Geschäftsmannes gefolgt seien. Womöglich suche man Schmidt bereits, um ihn zur Rede zu stellen und das Geld zurückzufordern.

Mario Schmidt
Mario Schmidt und sein Konterfei William HikkinenMario Schmidt

Deutschland: Jeder vierte Internetnutzer schon einmal Opfer von Identitätsmissbrauch

Der Moderator erstattet Anzeige bei der Polizei, die ihm rät, vorerst auf Reisen nach Südamerika zu verzichten. Zusätzlich sucht er sich Hilfe beim IT-Sicherheitsexperten Klaus Wilke. Der ist selbst schon einmal Opfer von Identitätsdiebstahl geworden und hat sich darauf spezialisiert, anderen Betroffenen zu helfen. „Ich finde es eine Frechheit, dass man die Identitäten von unschuldigen Menschen missbraucht, um kriminelle Handlungen zu begehen“, sagt Wilke. „In den meisten Fällen sind es Betrugsfälle und ich als Unschuldiger muss dafür geradestehen.“

Schätzungen zufolge ist jeder vierte Internetnutzer in Deutschland schon einmal Opfer von Identitätsmissbrauch geworden. Oft greifen Betrüger Kreditkartendaten und Passwörter ab, um online Waren zu bestellen oder Verträge abzuschließen. Fliegt der Diebstahl auf, ist es mühsam, die Gewalt über die eigenen Daten zurückzubekommen.

Klaus Wilke hilft Mario Schmidt zuerst, die falschen Profile in den sozialen Medien zu löschen. „Das leichteste war Facebook, die haben den sofort runtergenommen. Twitter war ganz schwer, da mussten wir erst drohen mit rechtlichen Schritten. Oft hat man keinen direkten Ansprechpartner und muss alles über die Plattformen machen, das ist deutlich zu umständlich.“

Mittlerweile ist William Hikkinen aus dem Netz verschwunden. Für Mario Schmidt ist der Spuk damit noch lange nicht vorbei. Immer wieder habe er Angst um sich und seine Familie: Was, wenn wirklich mal einer vor der Tür steht und sein Geld zurückfordert? Doch Schmidt gibt sich kämpferisch. Er wendet sich mit seiner Geschichte ans Radio, an die Zeitung, ans Fernsehen. „Wenn mir auf der Straße jemand begegnet, mich auf Spanisch anspricht, kann jeder sagen, nee, nee, das ist der Mario Schmidt, der hat damit nichts zu tun.“

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