Die Angst der Afghanen im Ausland

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Von Stefan GrobeBryan Carter
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Afghanische Asylbewerber in Europa leben in der Furcht, abgewiesen und zurückgeschickt zu werden.

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Nach der Übernahme Kabuls durch die Taliban, saß Akram in Afghanistan fest - zusammen mit seiner Frau und seinen vier Kindern. Was als Urlaubsreise in sein Geburtsland begann, wurde zum Albtraum. Tage voller Angst und Unsicherheit, ehe die Familie wieder ins heimatliche Belgien ausgeflogen wurde.

"Es war extrem gefährlich. Schüsse in die Luft, Gedränge der Massen am Flughafen. Wir hatten schreckliche Angst."

Die Sicherheit ist ein Problem. Ein anderes ist die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft, die die Afghanen umtreibt. Die jüngsten Umwälzungen haben der Wirtschaft und dem Finanzsektor schwer zugesetzt.

Akram: "Die Menschen waren abhängig von Hilfszahlungen, die aus der ganzen Welt in Afghanistan eingingen. Inzwischen aber haben Unternehmen wie Western Union, die Geldüberweisungen vornehmen, ihre Operationen im Land eingestellt."

Noch immer hoffen in Afghanistan Hunderttausende auf ihre Ausreise oder auf den Schutz von Drittstaaten.

Abdul, geboren in Kabul, lebt seit zehn Jahren in Brüssel, wo er sich um Asyl bemüht. Bisher ohne Erfolg. Nun hofft er angesichts der aktuellen Lage in Afghanistan auf ein Einlenken der belgischen Behörden.

"Das gibt uns die Möglichkeit, die wahre Lage im Land zu erklären", sagt er. "Afghanen müssen von Belgien und anderen EU-Staaten beschützt werden."

Doch die belgischen Behörden weisen darauf hin, dass die Übernahme Afghanistans durch die Taliban nicht automatisch zu einem positiven Asylantrag führt - und dass ein Ende der Feindseligkeiten das Land durchaus sicherer machen könnte. Dessenungeachtet hat die belgische Regierung die Rückführung abgelehnter afghanischer Asylbewerber einstweilen gestoppt. Doch das könnte sich in der Zukunft ändern.

"Niemand wird in ein Gefahrengebiet zurückgeschickt", sagt der belgische Immigrationsminister Sammy Mahdi, "auch nach Afghanistan nicht. Die Lage im Land wird daher genauestens beobachtet, um zu sehen, ob die Situation besser wird oder nicht."

Unterdessen drängen Flüchtlingshilfsorganisationen die EU-Regierungen, afghanische Migranten in Europa zu schützen.

"Die Lage wird immer gesetzloser. Die Menschen könnten sich ohne Aufenthaltsgenehmigung wieder finden", sagt Sotieta Ngo, Direktorin von CIRÉ. "Dann werden sie aufgefordert das Land Richtung Afghanistan zu verlassen, was praktisch unmöglich ist - ebenso wie eine Abschiebung. Also bleiben diese Menschen in der IllegaIität und in der Armut."

Zu befürchten ist, dass die eigentliche Krise der afghanischen Flüchtlinge erst noch bevor steht.

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