Oympia-Boykott der Politik: Europa sagt entschieden "Vielleicht"

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Von Frank Weinert
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Die Olympischen Winterspiele von Peking boykottieren - wenigstens politisch? Die USA haben schnell "Ja" gesagt. In der EU tut man sich da deutlich schwerer.

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In Brüssel treffen sich die EU-Außenministertreffen - Kennenlernen der Neuen, aber auch der mögliche politische Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking steht auf der Agenda. Die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte zuletzt betont: „Wir haben ja immer wieder deutlich gemacht, wie wir die Menschenrechtslage auch in China in diesem Moment sehen, auch angesichts der Vorfälle, die es in jüngster Vergangenheit gegeben hat – auch mit Blick auf Sportlerinnen und Sportler... Auf dieser Grundlage werden wir ... in Brüssel gemeinsam mit unseren europäischen Kollegen darüber beraten.“ Noch kein klares Ja zum Boykott - Baerbock setzt auf eine enge Abstimmung innerhalb der EU.

Doch genau das scheint schwierig zu sein: Während Litauen boykottiert, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schon klargemacht, dass ein Boykott für ihn nicht in Frage kommt.

Österreich wird laut Bundeskanzler Karl Nehammer keine hochrangigen Politiker zu dem Olympischen Winterspielen entsenden. Dies sei allerdings kein diplomatischer Protest oder Boykott, sondern allein den Coronavirus-Beschränkungen in China geschuldet, sagte Nehammer der Zeitung „Die Welt“. Österreich lehne eine Politisierung der Spiele ab.

Die Schweizer Grünen fordern einen diplomatischen Boykott der Olympischen Spiele 2022 in Peking. Bürgerliche Politiker warnen, dies sei wirkungslos und schade dem Sport.

Für Italien kann es keine Abwesenheit geben: Das Land wird im Jahr 2026 die nächsten Olympischen Winterspiele ausrichten, und traditionsgemäß übernimmt das nächste Gastgeberland am Ende der Spiele die olympische Flamme vom aktuellen Gastgeber.

Boykotte sind vor allem ein symbolischer Akt. Einreisen nach China sind zur Zeit ohnehin sehr kompliziert - wegen der strikten Null-Covid-Politik der Volksrepublik. Peking hatte seinerseits den boykottierenden Staaten wortgewaltig mit Konsequenzen gedroht. Details möglicher Maßnahmen nannte China bisher aber nicht.

Auf den ersten Blick überraschend hat Südkorea einen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking ausgeschlossen. Präsident Moon Jae-In betonte, Seoul berücksichtige die Rolle Chinas bei den Bemühungen um Frieden auf der koreanischen Halbinsel: „Wir brauchen die konstruktiven Bemühungen Chinas, um die Denuklearisierung Nordkoreas zu ermöglichen.“ Peking beeilte sich, die Ankündigung Südkoreas zu begrüßen. Die Haltung Seouls sei „ein Beweis für die Freundschaft zwischen China und Südkorea“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin. Man sei bereit, sich gemeinsam mit der südkoreanischen Seite für eine politische Lösung auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen.

In der Geschichte der Olympischen Winterspiele ist jegliche Form von Boykott bislang unbekannt. Bei den Olympischen Sommerspielen hingegen haben Athleten aus einer Gruppe von Ländern sieben Mal nicht an den Spielen teilgenommen. Am denkwürdigsten war dies während des Kalten Krieges. Im Jahr 1980 zogen sich 65 Staaten aufgrund der sowjetischen Besetzung Afghanistans von der Teilnahme an den Spielen in Moskau zurück. Daraufhin boykottierten die Sowjetunion und 14 Staaten des Ostblocks (außer Rumänien) die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles. Sie veranstalteten kurzerhand ihren eigenen Wettbewerb, die Spiele der Freundschaft, in Moskau.

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