Roberta Metsola: "Wir müssen jetzt etwas Stärkeres schaffen"

Die maltesische Europaabgeordnete Roberta Metsola ist neue Präsidentin des Europäischen Parlaments. Die 43-Jährige tritt die Nachfolge von David Sassoli an, der in der vergangenen Woche verstorben war.
Metsola kündigte in ihrer Rede an, die Europäische Union wieder attraktiver für jüngere Menschen gestalten zu wollen: "Das politische Modell, das wir entwickelt haben, hat unseren Kontinent zu Demokratie, Wohlstand und Gleichheit geführt. Doch wenn wir Europa jetzt auf das Niveau heben wollen, das wir der nächsten Generation versprochen haben, müssen wir jetzt etwas noch Stärkeres schaffen. Etwas, das mit der Zeit geht und ein jüngeres, kritischeres Publikum motiviert, an Europa zu glauben."
Philippe Lamberts von den Co-Vorsitzender der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament sagte, er freue sich, dass wieder eine Frau Präsidentin geworden sei, doch sei er enttäuscht über das Auswahlverfahren: "Wir haben wieder eine weibliche EU-Parlamentspräsidentin. In 40 Jahren ist es erst die dritte. Man kann nicht sagen, dass das Geschlechter-Gleichgewicht gewahrt wurde – unter diesem Gesichtspunkt ist das positiv. Doch auch hier könnte es bessere Verfahren geben, um einen Präsidenten zu bestimmen."
Kritisiert wurde auch Metsolas Ablehnung von Abtreibungen. Manon Aubry, französische Europaabgeordnete der Linksfraktion im Europäischen Parlament betonte, ihre Haltung zum Thema Abtreibung zu bedauern. "Das ist ein sehr schwieriges Signal für Hunderttausende von Frauen, vor allem in Polen, die für das Recht auf Abtreibung kämpfen. Ich hoffe, dass sie nun in der Lage sein wird, das gesamte Parlament bei diesem Thema zu vertreten."
In der Vergangenheit hatte Metsola gegen Resolutionen gestimmt, in denen das EU-Parlament die Mitgliedstaaten zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen aufgefordert hatte. Die 43-Jährige erklärte jedoch, dass sie als Präsidentin hinter der Mehrheitsentscheidung im Parlament stehen wolle.
Mit der Wahl Metsolas an die Spitze des EU-Parlaments sichern sich die Europäischen Christdemokraten einen weiteren wichtigen Posten: Neben der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde.