Energiekrise: Wie ein niederländischer Handelsplatz die Gaspreise für ganz Europa macht

In den Niederlanden wird 14mal mehr Gas gehandelt als verbraucht wird
In den Niederlanden wird 14mal mehr Gas gehandelt als verbraucht wird Copyright Peter Dejong/Copyright 2019 The Associated Press. All rights reserved
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Von Jorge Liboreiro
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Die Gaspreise in ganz Europa brechen neue Rekorde. Alle Augen richten sich gebannt auf TTF, die führende Handelsplattform Europas in den Niederlanden.

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Die Gaspreise in ganz Europa brechen neue Rekorde. Alle Augen richten sich auf TTF, die führende Handelsplattform Europas in den Niederlanden..

TTF ist ein virtueller Marktplatz für den Handel mit Gas und entstand 2003 als Alternative zur britischen Handelsplattform National Balancing Point.

Das 2003 gegründete TTF gewann mit der Liberalisierung des Energiesektors an Bedeutung und gilt heute als Referen für die Überwachung und die Mechanismen des europäischen Gasmarktes.

Heute wird über die TTF mehr als 14 mal so viel Gas gehandelt als in den Niederlanden verbraucht wird. Geschäfte werden direkt über die Plattform geschlossen, sei es für die sofortige Lieferung oder als Terminkontrakte.

Wie auf jedem anderen freien Markt werden die Preise auf dem niederländischen Hub durch die grundlegenden wirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage bestimmt.

Die TTF bietet Händlern hauptsächlich zwei Möglichkeiten: Sie können am Spotmarkt einkaufen, also aktuell und sofort lieferbar. Oder so genannte Terminkontrakte zeichnen.

Bei einem Terminkontrakt vereinbaren die Handelspartner zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses einen Preis, Lieferung und die Zahlung erfolgen aber zu einem späteren Zeitpunkt. Die Vereinbarung verpflichtet den Verkäufer zur Lieferung und bietet Unternehmen und Regierungen mehr Sicherheit.

Terminkontrakte sind jedoch der Marktspekulation ausgesetzt. In der Regel neigen die Marktteilnehmer dazu, bei ihren Geschäften vom schlimmsten Fall auszugehen, um auf ein negatives Ergebnis vorbereitet zu sein.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wurde über eine bevorstehende Unterbrechung der russischen Gaslieferungen spekuliert, was zu rekordverdächtigen Preisen an der TTF führte.

In der vergangenen Woche schloss der Handel mit 339 € pro Megawattstunde, ein astronomisch hoher Wert im Vergleich zu den 27 €, die vor einem Jahr verlangt wurden.

Ausbleibende Lieferungen aus Russland und die jüngsten Ankündigungen von Gazprom, dem staatlich kontrollierten russischen Energieriesen,haben Ängste um die Versorgungssicherheit Europas weiter geschürt, Spekulanten haben den Gaspreis weiter in die Höhe getrieben.

Zugleich versuchen die EU-Länder in aller Eile vor dem Winter ihre Gasspeicher zu füllen. Die hohe Nachfrage hat die Preise weiter in die Höhe getrieben.

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