Exklusive Umfrage: EU-Verteidigung ist den Wählern nicht so wichtig

EU-Soldaten bei einer Übung in Rota, Spanien, im Jahr 2023
EU-Soldaten bei einer Übung in Rota, Spanien, im Jahr 2023 Copyright European Union
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Von Diana ResnikSergio Cantone
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wollen immer mehr Länder der EU in eine gemeinsame Verteidigungsindustrie investieren. Doch das steht bei den Wählern nur an siebter Stelle, wie eine exklusive Umfrage von IPSOS im Auftrag von Euronews ergab.

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Immer mehr Länder der EU befürworten eine gemeinsame Rüstungs- und Verteidigungsindustrie. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie wichtig das Thema Verteidigung ist.

Im Vorfeld der Europawahlen im Juni hat das Meinungsforschungsinstitut IPSOS im Auftrag von Euronews eine Umfrage durchgeführt.

Diese ergab, dass die EU-Verteidigung nur an siebter Stelle auf der Liste der Prioritäten der europäischen Wähler steht. Am meisten besorgt sind die Bürger der EU über Inflation, soziale und wirtschaftliche Ungleichheit und die Migration.

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine haben viele EU-Staaten ihre Rüstungsproduktion gesteigert. Das Interesse daran variiert jedoch je nach EU-Staat.

Besonders interessiert an einer gemeinsamen Verteidigung sind die Wähler aus Portugal (59 Prozent), gefolgt von Rumänien (56 Prozent), Dänemark (56 Prozent) und Deutschland (55 Prozent). Dort befürworten mehr als die Hälfte der Bürger den Aufbau einer gemeinsamen europäischen Verteidigungsindustrie.

Am wenigsten interessiert am Ausbau einer gemeinsamen Verteidigung ist Ungarn. Nur 20 Prozent sehen das Thema als wichtig an. 25 Prozent sind eindeutig dagegen.

Die nationalen Interessen stimmen in Sicherheitsfragen nicht immer überein.
Sergio Cantone
Euronews-Reporter

Sergio Cantone, Euronews-Reporter, erklärte die Ergebnisse: "Eine gemeinsame Verteidigungspolitik würde bedeuten, dass der Aufbau einer vereinten Militärindustrie finanziert werden müsste. In der EU gibt es 27 verschiedene Arten der Militärführung und oft unterschiedliche Wahrnehmungen von Gefahren und Risiken. Die nationalen Interessen stimmen in Sicherheitsfragen nicht immer überein."

Weiter sagte er: "Gleichzeitig sind in der gesamten Union die Staats- und Haushaltsfinanzen stark belastet. Vor diesem Hintergrund scheint das Projekt einer gemeinsamen Militärstruktur zu vage, zu abstrakt und zu kostspielig für den Durchschnittswäher. Natürlich hängt das davon ab, welche Partei er untertützt."

Vor diesem Hintergrund scheint das Projekt einer gemeinsamen Militärstruktur zu vage, zu abstrakt und zu kostspielig für den Durchschnittswäher.
Sergio Cantone
Euronews-Reporter

Euroskeptiker zeigen Interesse an Militärpolitik

Hauptbefürworter einer gemeinsamen EU-Verteidigung sind Wähler der Liberaldemokraten von Renew, der Liberalkonservativen sowie der Allianz der Sozialisten und Demokaten.

Überraschenderweise befürworten mehr als ein Drittel der Euroskeptiker und Anhänger der nationalistischen Fraktion Identität und Demokratie eine verstärkte Militärpolitik. Anhänger der Sozialisten sind am wenigsten an dem Ausbau der Europäischen Verteidigung interessiert.

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