Der ukrainische Präsident beschuldigt Nordkorea, Russland mit Truppen für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine zu unterstützen. Berichten zufolge könnten schon nordkoreanische Soldaten vereinzelt in der Ukraine kämpfen.
In seiner täglichen Abendansprache hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angeben, dass nordkoreanische Truppen an der Seite Russlands in der Ukraine kämpfen. Er bezieht sich auf Recherchen des US-amerikanischen Think Tanks Institute for the Study of War (ISW) und der Washington Post.
Nach Angaben der Washington Post unterstützen nordkoreanische Soldaten bereits die russischen Streitkräfte vor Ort in der Ukraine. Es sollen sogar schon einige von ihnen gefallen oder verwundet worden sein. Die Washington Post bezieht sich auf Aussagen südkoreanischer und ukrainischer Beamter.
Sie zitieren einen Beamten des ukrainischen Militärnachrichtendienst der Ukraine (HUR), der bestätigte, dass "mehrere tausend nordkoreanische Infanteriesoldaten" derzeit in Russland ausgebildet werden und womöglich bis Ende des Jahres noch in der Ukraine eingesetzt werden könnten.
Er erklärte, dass einzelne nordkoreanische Offiziere die russische Streitkräfte beobachten und das Schlachtfeld in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine studieren. Bislang hat die Ukraine jedoch noch keine nordkoreanischen Einheiten in der Ukraine verzeichnet.
Der Pressesprecher des Kremls Dmitri Peskow nannte diese Anschuldigungen eine "Falschmeldung".
Nordkorea unterstützt Russland bereits mit Waffen und Raketen
Die USA haben Nordkorea bereits im im September im Jahr 2022 beschuldigt, "Millionen Artilleriegranaten" an Russland verkauft zu haben. Diese Vorwürfe wurden von Nordkorea damals noch bestritten.
Da Russland aufgrund der westlichen Sanktionen isoliert ist, hat es seine Beziehungen zu Staaten, wie Nordkorea und dem Iran, ausgebaut. Der Nordkoreanische diktatorische Machthaber Kim Jong-un hat im September vergangenen Jahres den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Osten Russlands besucht.
Wenige Wochen später bestätigten US-amerikanische Beamte, dass Nordkorea mehrere Tausend Container mit Waffen an Russland geliefert haben soll. Im Januar dieses Jahres bestätigte die amerikanische Regierung, dass Russland mit dem Abschuss von in Nordkorea hergestellten ballistischen Raketen begonnen habe. Nordkorea liefert möglicherweise auch Panzerabwehrraketen und tragbare Boden-Luft-Raketen sowie Gewehre, Raketenwerfer, Mörser und Granaten, so die New York Times.
Im Juni dieses Jahres ist der russische Präsident zudem nach Nordkorea gereist, um "die Beziehungen zu stärken" und womöglich, um für weitere Unterstützung in der Form von Waffen zu bitten. Diese Waffen stärken Russland in seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Selenskyj bittet westliche Partner erneut um die Erlaubnis, Waffen für Ziele in Russland einzusetzen
Russland erhält Waffenlieferungen vom Iran und Nordkorea. Es scheint, dass Russland diese Waffen ohne jegliche Einschränkungen seiner Partner in der Ukraine einsetzt.
Der ukrainische Präsident will weitreichende Waffen, die amerikanischen ATACMS oder die britischen Storm Shadow-Raketen, gegen Ziele in Russland einsetzen, wie er mehrmals in seinen Ansprachen deutlich gemacht hat. Bisher hat die USA es der Ukraine nicht gestattet, diese Waffen, die von den USA und Europa bereitgestellt wurden, gegen Ziele in Russland einzusetzen. Grund dafür ist die mögliche Angst vor einer Eskalation, so der ukrainische Präsident bei seinem letzten Besuch in den USA im September.
In Bezug auf die Möglichkeit nordkoreanischer Soldaten in der Ukraine sagte Selenskyj, dass es "auf der Hand liege, dass sich unter diesen Bedingungen unsere Beziehungen zu unseren Partnern weiterentwickeln müssen. Die Front braucht mehr Unterstützung. Wir sprechen über mehr Langstreckenfähigkeiten für die Ukraine und eine nachhaltigere Versorgung unserer Streitkräfte und nicht über eine einfache Liste militärischer Ausrüstung."
Allein im Laufe des vergangenen Tages wurden fünf Menschen in der Ukraine durch russische Angriffe getötet. Acht weitere wurden verletzt. Laut dem Gouverneur der Region wurden vier Menschen in der Stadt Tschassiw Jar und den Dörfern Zwaniwka und Vyschnewe in der Region Donezk getötet.
In der zum Teil von Russland besetzten Region Cherson griffen die russischen Streitkräfte acht Siedlungen an, darunter auch das Zentrum von Cherson. Dabei wurde dem Gouverneur zufolge eine Person getötet und vier verletzt. Es wurden zudem Wohnhäuser und Infrastruktur beschädigt oder zerstört.
Dem ukrainischen Präsidenten zufolge können Todesopfer durch russische Angriffe verhindert werden, wenn die Ukraine die Erlaubnis habe, russische Ziele mit weitreichenden Waffen anzugreifen.