Doch etliche Bürger hoffen, dass der wiedergewählte Präsident seinem Erzfeind und Ministerpräsidenten Andrej Plenković und dessen Regierungspartei HDZ etwas entgegensetzt und so das politische Gleichgewicht in dem 3,8-Millionen-Einwohner-Staat hält.
Der Sieg von Amtsinhaber Zoran Milanović bei der Stichwahl um die Präsidentschaft ruft in Kroatien gemischte Reaktionen hervor. Der von der sozialdemokratischen Opposition unterstützte Präsident, Favorit der zweiten Runde, errang knapp drei Viertel der Stimmen, sein Herausforderer Dragan Primorac, der von der Regierungspartei HDZ unterstützt wird, nur gut ein Viertel.
Dabei ging es offenkundig nicht nur um die Person:
"Ich denke, jemand hat das schon gut zusammengefasst: Es scheint, dass wir eher gegen die Regierungspartei HDZ gestimmt haben als für Milanović", sagt Jadranka Kuhar, Einwohnerin von Zagreb. "In jedem Fall ist das ein gutes Ergebnis, mir gefällt es. Ich denke, er ist verrückt genug, um sich dem Ministerpräsidenten entgegenzustellen und auch tatsächlich etwas zu erreichen."
Mato Sicek, der ebenfalls in Zagreb wohnt, erzählt: “Ich habe heute Morgen seine Erklärung gehört, in der er sagte, er würde die Hand zur Versöhnung ausstrecken, das Kriegsbeil begraben und weiterhin alles im Einklang mit dem Gesetz tun. Wenn das geschieht, wäre das großartig. Aber hey, vielleicht ändert er ja über Nacht seine Meinung und sagt ab morgen etwas anderes, ich weiß es nicht. Man kann ihm nicht trauen."
Kritik an westlicher Unterstützung für die Ukraine und an der EU
Milanović, der wegen seiner kraftvollen Rhetorik auch zuweilen mit Donald Trump verglichen wird, ist ein erbitterter Gegner des konservativen kroatischen Ministerpräsidenten Andrej Plenković und dessen HDZ-Regierung. Er wirft Plenković und der HDZ regelmäßig systemische Korruption vor, während Plenković Milanović als „pro-russisch“ und als Bedrohung für Kroatiens internationales Ansehen bezeichnet.
Milanović bestreitet die Behauptungen der Regierung, er sei pro-russisch. Er ist aber gegen die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine im Krieg gegen Russland. Er kritisiert auch an der Europäischen Union, dass sie in ihrer gegenwärtigen Form undemokratisch sei.
Für den Politikexperten Ivan Rimac ist klar: "Ich glaube nicht, dass Milanović seine Außenpolitik ändert. Bis jetzt war er weitgehend von anderen Politikern in der EU und der Welt abgekoppelt. Er könnte aber ein bisschen aggressiver werden, und auf Dingen, die per Verfassung in seiner Macht liegen, beharren."
Trotz begrenzter Befugnisse gilt der Präsident in dem 3,8-Millionen-Einwohner-Staat als Schlüsselfigur für das politische Gleichgewicht, das seit langem von der HDZ dominiert wird.