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"Wir werden angegriffen": Antisemitismus-Beauftragter Königsberg im Interview

Jede zwölfte erwachsene Person in Deutschland ist laut einer Studie stark antisemitisch eingestellt.
Jede zwölfte erwachsene Person in Deutschland ist laut einer Studie stark antisemitisch eingestellt. Copyright  Michael Sohn/AP
Copyright Michael Sohn/AP
Von Liv Stroud & Donogh McCabe
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Der Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde Berlin Sigmount Königsberg fühlt sich in Deutschland weniger sicher als noch vor 20 Jahren.

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Diesen Montag ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Tag soll an all die Angehörigen des Judentums und anderer Minderheiten erinnern, die von den Nazis millionenfach ermordet wurden.

Doch wie ist die Situation jüdischer Menschen in Deutschland 80 Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes?

Sigmount Königsberg, der Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde Berlin, berichtet vom Erstarken des Judenhasses – und erzählt, dass er sich in Deutschland weniger sicher fühlt als noch vor 20 Jahren.

"Wir werden angegriffen"

"Es gibt keine jüdische Veranstaltung mehr, noch nicht mal ein jüdisches Puppentheater für Kinder, das nicht von der Polizei geschützt wird", sagt Königsberg.

"Wir werden angegriffen von den Freunden der Hamas, wir werden angegriffen aus der extremen Linken, von sogenannten Antiimperialisten, wir werden angegriffen von Islamisten, wir werden von der extremen Rechten angegriffen. Politische Gruppierungen, die sich sonst spinnefeind sind und sich auch gegeneinander bekriegen, im Antisemitismus finden sie zusammen, in einer Vehemenz, in einer Ausprägung, wie wir es noch nicht erlebt haben", so der Antisemitismus-Beauftragte weiter.

"Es gibt Menschen, die sich noch vor ein paar Jahren offen jüdisch gezeigt haben; sie machen das nicht mehr", fügt er hinzu.

Laut einer Studie der Anti-Diffamation League ist jede zwölfte erwachsene Person in Deutschland und 46 Prozent aller Erwachsenen weltweit stark antisemitisch eingestellt.

"Das Böse kann geschehen, wenn die Guten nicht aufstehen"

Königsberg sieht in den sozialen Medien einen Nährboden für Judenhass.

"Das beweist auch wiederum die Gefahr von Social Media, weil die eben Sachen kurz wiedergeben. Einfache Spotlights, einfache Schlagwörter und wenige tiefgründige Analysen und Antworten", kritisiert er.

Königsberg erklärt, dass der Antisemitismus während der Corona-Pandemie zugenommen habe und nach dem Anschlag vom 7. Oktober einen neuen Höhepunkt erreicht habe.

Er ruft zum Widerstand auf. "Das Böse kann geschehen, wenn die Guten nicht aufstehen und sich dagegenstellen und das ändern. Das ist der Punkt. Und wenn man es geschehen lässt, dann wird es stärker. Wenn Menschenhasser keine Grenzen gezeigt bekommen, fühlen sie sich gestärkt und machen weiter", sagt der Antisemitismus-Beauftragte.

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