Deutschlands Exportschlager ist von den US-Zöllen besonders betroffen. Und die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen der EU und den USA wächst angesichts der Ankündigungen von Zöllen und Gegenzöllen. Wie geht die Autoindustrie damit um?
Diese Woche treten die zusätzlichen Zölle von 25 Prozent auf Importautos in den USA in Kraft, wenig später werden auch die Zölle auf importierte Autoteile ausgeweitet werden. Zudem will US-Präsident Donald Trump an diesem Mittwoch weitere Zölle ankündigen. Regierungen und Exporteure versuchen sich weltweit auf seine nächsten Schritte vorbereiten, doch die Unsicherheit über die Auswirkungen ist groß. Außerdem schwankte Trump bislang wiederholt zwischen der Ankündigung und der Aussetzung von Zöllen hin und her. Die Märkte sind in volatiler Stimmung. Und die Sorge vor einem Handelskrieg und damit einhergehend vor einer weiteren amerikanischen oder sogar weltweiten Rezession wächst.
Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) hat darauf hingewiesen, dass die US-Fabriken auf Zulieferernetzwerke, insbesondere in Kanada und Mexiko, angewiesen sind, was bedeutet, dass diese Zölle globale Auswirkungen haben werden. VDA-Sprecher Simon Schütz erklärte gegenüber Euronews, dass Preiserhöhungen unvermeidlich seien - vor allem für US-Kunden. Und: "Wenn die Situation eskaliert, kostet das langfristig Wachstum, Wohlstand und möglicherweise auch Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks. Deshalb ist es so wichtig, jetzt eine Lösung zu finden."
Die deutschen Automobilhersteller sind auf dem US-Markt sehr aktiv. Sie beschäftigen über 140.000 Mitarbeiter in US-Werken und produzieren dort jedes Jahr mehr als 900.000 Autos. Die Hälfte davon wird exportiert.
"Man muss ja immer wieder betonen: Die ganzen US-Hersteller selbst sind ja auch gegen diese Zölle", so Schütz. "Also auch die US-Industrie generell, wenn man sich die Entwicklung an den Börsen ansieht, sieht den aktuellen Kurs des US-Präsidenten sehr kritisch. Deswegen glaube ich, dass jetzt die EU einen Kurs braucht, der sowohl die Hand ausreicht und sagt: 'Let's make a deal', aber gleichzeitig auch sagt, wenn nicht, dann treten wir stark und selbstbewusst auf, wir haben auch einiges zu bieten, wir sind der größere Binnenmarkt als die USA, und diese Stärke müssen wir dann auch bereit sein, auszuspielen."
Er fügt hinzu, dass die Zölle nicht die einzigen Herausforderungen seien, denen sich die Automobilindustrie in Deutschland stellen muss: "Es gibt auch geopolitische Verschiebungen, die uns weiterhin betreffen. Umso wichtiger ist es, dass die neue deutsche Regierung, die sich derzeit in Koalitionsverhandlungen befindet, und die EU-Kommission ihre Hausaufgaben machen."
Schütz fordert sowohl Deutschland als auch die EU auf, dem Bürokratieabbau Priorität einzuräumen und sich darauf zu konzentrieren, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu steigern. Die Energiepreise seien beispielsweise in Europa drei- bis fünfmal höher als in den USA und China, ein großes Problem für die internationale Wirtschaft.
"Ich halte es für wichtig, dass Europa Bündnisse eingeht und mit Partnern zusammenarbeitet, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie wir, und dass wir uns für einen globalen und freien Handel einsetzen. Die Geschichte hat gezeigt, dass freier Handel Gewinner und Wohlstand für alle Beteiligten schafft. Das sollte jetzt unser Hauptaugenmerk sein", betont Schütz.
Audi teilte Euronews in einer schriftlichen Erklärung mit, dass der VW-Mutterkonzern auf "konstruktiven Dialog zwischen den Handelspartnern setzt, um wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und einen Handelskonflikt zu vermeiden".
Der Automobilhersteller unterstrich die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen zu den USA und erklärte, er habe kürzlich mehr als 14 Milliarden Dollar (12,95 Milliarden Euro) in den Markt investiert.