Anpfiff zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz! Auch Deutschland will um den Titel mitspielen - und geht als Rekordchampion ins Rennen. Aber wer krönt sich am Ende wirklich zu Europas Fußballköniginnen? Wir machen den Favoriten-Check.
Was bei den letzten großen Turnieren der Herren leider ganz anders war, gilt bei den Fußball-Europameisterschaften der Frauen in der Regel umso mehr: Deutschland ist das Maß der Dinge. Insgesamt acht Mal konnte Schwarz-Rot-Gold zwischen 1989 und 2013 den Titel nach Hause holen. Damit liegt die deutsche Auswahl unangefochten auf Platz eins, was die Anzahl der Triumphe bei europaweiten Großturnieren angeht.
Erst mit einigem Abstand folgt Norwegen, mit lediglich zwei Titeln. Dass Deutschland von 1995 bis 2013 sogar sechs Mal in Folge den Pokal in die Höhe stemmen durfte, zeugt von fast unerreichbarer Dominanz.
Seit 2013 konnte das Team allerdings keinen weiteren EM-Titel mehr holen, 2022 verlor man zum ersten Mal ein europäisches Finale gegen den damaligen Gastgeber England. Dabei ging das Spiel mit 1:2 nach Verlängerung denkbar knapp verloren. Könnte es für die deutschen Fans jetzt, drei Jahre nach der Finalschlappe wieder etwas zu feiern geben?
Deutschland als X-Faktor
Ob es diesmal mit dem Titel klappt, steht in den Sternen. Potenzial hat die Truppe um Sturmhoffnung Klara Bühl vom FC Bayern auf jeden Fall. Teamchef Christian Wück setzt auf attraktiven, beherzten Fußball, der Gegnern aber defensiv auch immer wieder Möglichkeiten eröffnet.
Das Personal ist in Sachen Qualität offensivlastig: Kickerinnen wie Laura Freigang oder eben Klara Bühl versprechen Spektakel.
Der Erfolg des DFB-Damenteams könnte also letztendlich davon abhängen, wie konstant und stabil man die Qualität, die zweifellos vorhanden ist, auch auf den Platz bringt. Und: Der Pfad des Teams könnte einfacher sein: Schon in der Gruppe geht es gegen unangenehme Gegner wie Dänemark, Schweden und Polen, auch in der KO-Phase könnte man schnell auf Hochkaräter wie Frankreich oder England treffen.
Euronews-Vorhersage: Das deutsche Team kann beim Turnier durchaus überraschen, steht aber nicht in der ersten Reihe der Favoriten. Weil aber trotzdem viel Stärke im Kader vorhanden ist und man ja auch einmal ein bisschen mehr Zuversicht wagen kann, sagen wir: Halbfinale.
Mission: Englische Titelverteidigung
Vor drei Jahren waren die "Lionesses" grade im siebten Fußball-Himmel angekommen: Das Heim-Turnier gegen Deutschland konnte man knapp gewinnen - und setzte sich damit vor eigenem Publikum Europas Fußballkrone auf.
Als Titelverteidiger in der Schweiz könnte es jetzt allerdings sehr ungemütlich werden: Nicht nur, dass die Engländerinnen mit dem Druck ihres letzten Sieges an Start gehen werden, sie haben auch noch die "Todesgruppe" des Turniers erwischt.
In Gruppe D geht es gegen Frankreich, die Niederlande und im "Nachbarschaftsderby" gegen Wales. Ein entspanntes Programm sieht anders aus.
Zumindest kann man mit Stars wie Lauren Hemp oder Beth Mead, die ihr Geld allesamt in der prestigeträchtigen englischen Liga verdienen, auf bewährte Qualität zählen. Zuletzt musste die Mannschaft durch Rücktritte und Verletzungen allerdings auch auf wichtiges Personal verzichten.
Euronews-Vorhersage: Wollen die Kickerinnen von der Insel erneut für Furore sorgen, müssen sie viele Widrigkeiten überstehen. Wir sagen trotzdem: England ist wieder ein Mitfavorit, diesmal wird es aber "nur" das Finale.
Spanische Star-Elf als Favorit
Spanien als Favorit bei einem Fußballturnier? Das ist mal grundsätzlich nichts neues. Im vergangenen Jahr waren es bei der Herren-EM noch Kicker wie der blutjunge Lamine Yamal oder der dynamische Nico Williams, die die Iberer bekanntlich zum Titel geführt haben. Über den nicht gegebenen Handelfmeter von Marc Cucurella im Halbfinale gegen Deutschland sollte man dabei mit Rücksicht auf den eigenen Blutdruck lieber nicht zu viel nachdenken.
Stattdessen ist vielmehr auch das hochkarätig besetzte spanische Damenteam einen Blick wert: Der WM-Sieger von 2023 und Nations League-Champion von 2024 hat unglaublich viel Qualität auf Lager.
Schließlich haben die Starathletinnen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas jeden einzelnen Ballon D´Or für die weltbeste Spielerin seit 2021 unter sich aufgeteilt - beide triumphierten jeweils zwei Mal in vier Jahren.
Euronews-Vorhersage: Auch über einzelne Spielerinnen hinaus hat Spanien das auf dem Papier beste Team des Turniers. Die Iberer werden deshalb zu Recht als größter Favorit gehandelt. Wir sagen: Turniersieg.
Unabhängig davon, wer letztendlich den Titel holen wird: Wir freuen uns mit allen Fans auf ein hoffentlich spannendes Turnier.