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Hat Hamburg Musikunterricht verboten, weil er "haram" ist?

Ein Blick auf Hamburg
Ein Blick auf Hamburg Copyright  Canva
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Von James Thomas
Zuerst veröffentlicht am
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Hamburg hat den Musikunterricht nicht verboten, weil er ‚haram‘ ist. Stattdessen haben viele in Deutschland lebende Muslime Musik in ihre Kultur, ihre Religion und ihr tägliches Leben integriert.

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In den sozialen Medien kursiert das Gerücht, Hamburg habe den Musikunterricht an öffentlichen Schulen verboten. Der angebliche Grund: Der Unterricht sei haram und damit im Islam verboten.

In einem Post auf X geht ein Nutzer noch weiter und schreibt davon, dass das Schulfach verboten wurde, weil es "islamfeindlich" sei, Muslimen Musikunterricht vorzuschreiben.

Der Beitrag wurde mehr als eine halbe Million Mal geklickt. Verlinkt wurde darin ein Ausschnitt aus einer deutschsprachigen Nachrichtensendung, in der angeblich die Einzelheiten des Verbots erläutert werden.

Die Behauptungen in dem Beitrag sind falsch und stellen das Video falsch dar
Die Behauptungen in dem Beitrag sind falsch und stellen das Video falsch dar Euronews

Allerdings ist keine der Behauptungen wahr. Zwar wurde in den deutschen Medien von einzelnen Vorfällen berichtet, bei denen sich muslimische Schüler weigerten, am Musikunterricht teilzunehmen, doch wurde in Hamburg der Musikunterricht nicht verboten.

In einem im Juni von Die Welt veröffentlichten Bericht werden einzelne Fälle beschrieben, in denen Schüler aus religiösen Gründen nicht am Unterricht teilgenommen haben. Außerdem ist das Originalvideo zu dem viralen X-Post zu sehen.

Darin werden Vorfälle beschrieben, bei denen an verschiedenen Schulen Mädchen von muslimischen Schülern angegriffen wurden. Ksenija Bekeris, SPD-Politikerin und Hamburger Bildungssenatorin, wird mit den Worten zitiert, dass dieses Verhalten zwar nicht weit verbreitet sei, aber nicht toleriert werde.

Auch das Hamburger Abendblatt berichtete im Juni über Vorwürfe, laut denen muslimische Schüler ihre Mitschüler bedroht oder beleidigt hätten. Außerdem bestehe ein "religiöser Druck" hinsichtlich Kleidung und Verhalten.

Zwar gibt es Hinweise auf Spannungen zwischen muslimischen Einzelpersonen und ihren jeweiligen Schulen, aber der Status quo ist weit entfernt von der Behauptung, dass deutsche Behörden den Musikunterricht aus Angst vor Islamfeindlichkeit verboten hätten.

Die Hamburger Bildungsbehörde führt Musik eindeutig als Unterrichtsfach auf und informiert auf ihrer Website über den Lehrplan, die Bildungspläne sowie die Prüfungsordnung.

Des Weiteren weist die Hamburger Schulbehörde zurück, den Musikunterricht verboten zu haben.

"Diese Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage", so ein Sprecher der Behörde gegenüber EuroVerify in einer E-Mail. "Selbstverständlich wird in Hamburg an allen Schulen Musik unterrichtet. Das war schon immer so und es ist auch nicht geplant, dies zu ändern."

Verbietet der Islam die Musik?

Die Frage, ob Musik im Islam als "haram" angesehen wird, ist umstritten.

Eine einheitliche islamische Position gibt es nicht. Stattdessen ist es Auslegungssache, wie Koran und Hadithe zum Thema Musik interpretiert werden. Die Hadithe ist eine Sammlung von Überlieferungen. Sie soll auf Aussagen und Handlungen des Propheten Mohammed basieren.

Manche argumentieren, der Koran verbiete nicht ausdrücklich Musik. Gleichzeitig behaupten andere, dass die Verurteilung im Koran von "leichtsinnigem Gerede" auch Singen einschließe.

Einige Gelehrte halten jegliche Instrumentalmusik sowie Gesang für inakzeptabel. Andere akzeptieren beides, solange sie nicht zu sündhaftem Verhalten wie dem Trinken von Alkohol anregen oder auffordern.

Heute akzeptieren viele Muslime Musik und Gesang und haben sie tief in ihre Kultur, ihre Religion und ihr tägliches Leben integriert. Nur eine Minderheit verbietet die meiste oder sogar alle Musik.

Unabhängig von einem möglichen religiösen Verbot sind die falschen Behauptungen über den Musikunterricht in Hamburg Teil einer umfassenderen Desinformationserzählung, die darauf abzielt, Einwanderer zu verunglimpfen und Angst zu schüren.

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