Gehalt, Liebesleben, Geografie... Für Alleinstehende ist der Weg zu einer Immobilie mit vielen Hindernissen gepflastert. Für wen sind die Kosten am höchsten, und welche Lösungen gibt es für die Europäer?
Die Immobilienpreise in der EU steigen wieder, und für viele junge Alleinstehende wird der Zugang zum Wohnungsmarkt zunehmend schwieriger.
Nach einem kurzfristigen Rückgang im Jahr 2023 legten die Preise 2024 erneut zu und stiegen im zweiten Quartal 2025 um 5,4 Prozent, wie aktuelle Eurostat-Daten zeigen.
Eine spürbare soziale Folge: Menschen, die nicht in einer Beziehung leben, fühlen sich immer häufiger vom Immobilienmarkt ausgeschlossen. Laut einer neuen Umfrage glauben 37 Prozent der Alleinlebenden, dass sie niemals ein eigenes Haus kaufen können.
Die Erhebung stammt von der Immobilienfirma RE/MAX, umfasst mehr als 20.000 Befragte in 23 Ländern und wurde exklusiv mit Europe in Motion geteilt.
Beziehungen beschleunigen, um den Hauskauf zu beschleunigen?
Für viele erscheint das Eingehen einer Beziehung als eine praktische Abkürzung zum Eigenheim: 26 Prozent der Befragten, die den Einstieg in den Immobilienmarkt planen, nennen dies als Lösung – der dritthäufigste genannte Weg.
Am stärksten vertreten ist dieser Ansatz in den Niederlanden und Portugal, wo jeweils 33 Prozent der Befragten eine Partnerschaft als Vorteil beim Immobilienkauf sehen. Besonders hoch ist der Anteil unter Angehörigen der Generation Z in Europa (35 Prozent), die damit etwas weniger individualistisch – oder pragmatischer – agieren als die Millennial-Generation (25 Prozent).
Dazu passt, dass Paare der Generation Z schneller zusammenziehen als jede andere Altersgruppe: durchschnittlich nach 2,7 Jahren, verglichen mit 3,2 Jahren bei Millennials.
In Großbritannien ziehen Paare europaweit am schnellsten zusammen – im Schnitt nach zwei Jahren und vier Monaten. Frankreich bildet das andere Ende des Spektrums: Dort dauert es im Durchschnitt mehr als vier Jahre, gefolgt von Italien.
Welche anderen Lösungen suchen die Europäer, um auf die Immobilienleiter zu gelangen?
Viele Menschen scheinen das Zusammenziehen insgesamt zu beschleunigen: 13 Prozent der europäischen Paare leben bereits nach sechs Monaten gemeinsam, 26 Prozent innerhalb des ersten Jahres.
„Die Erschwinglichkeit beeinflusst nicht nur, wo Menschen leben, sondern auch, mit wem sie zusammenleben“, sagt Michael Polzler, CEO von RE/MAX Europe. „Während die steigenden Wohnkosten weiterhin alle betreffen, haben es diejenigen ohne Partner oder gemeinsames Einkommen am schwersten, Wohneigentum zu erwerben.“
Andere setzen eher auf einen Ortswechsel: 14 Prozent der Befragten sehen einen Umzug in eine günstigere Region als möglichen Weg in den Immobilienmarkt. Besonders verbreitet ist dieser Ansatz in Deutschland (20 Prozent) und der Türkei (23 Prozent).
Unabhängig vom Liebesleben bleibt das Einkommen das größte Hindernis: 58 Prozent nennen ihr Gehalt als wichtigsten limitierenden Faktor – mit Höchstwerten in Polen (66 Prozent) und Ungarn (67 Prozent).
Die Generation Z, die häufiger in Einstiegs- oder Junior-Positionen arbeitet, ist mit 62 Prozent besonders stark betroffen. Überraschend ist jedoch, dass auch Babyboomer (57 Prozent) und die Generation X (56 Prozent) das Gehalt etwas häufiger als Barriere nennen als Millennials (55 Prozent).
Alleinleben: Wo ist es in Europa am wenigsten und am teuersten?
Singles besitzen deutlich seltener Wohneigentum als Menschen in Partnerschaften. Während 72 Prozent der Paare Eigentümer der Wohnung sind, in der sie leben, trifft dies bei Alleinlebenden nur auf 49 Prozent zu.
Zwischen den Ländern zeigen sich allerdings noch deutlich größere Unterschiede. Besonders niedrig ist die Eigentumsquote unter Alleinstehenden in der Schweiz (17 Prozent), Deutschland (19 Prozent) und Malta (15 Prozent).
Im europäischen Durchschnitt geben allein lebende Menschen rund 36 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten einschließlich Nebenkosten aus. In Deutschland liegt die Belastung mit knapp 42 Prozent besonders hoch, in der Tschechischen Republik steigt sie sogar auf mehr als 45 Prozent.
In Italien, Frankreich und Spanien ist der Anteil geringer und bleibt jeweils unter 33 Prozent, während das Vereinigte Königreich mit 36 Prozent dem europäischen Durchschnitt entspricht.
Als günstigster Standort für Singles gilt laut Umfrage Litauen: Dort müssen Alleinlebende weniger als ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen aufbringen.
Neues vom Wohnungsmarkt: Wo steigen die Preise am stärksten?
Die Immobilienpreise sind 2025 in den meisten EU-Ländern erneut gestiegen. Mit Ausnahme von Finnland, das einen Rückgang um 1,3 Prozent verzeichnete, meldeten alle Mitgliedstaaten im zweiten Quartal höhere Preise.
Besonders stark waren die Anstiege in Portugal (+17,2 Prozent), Bulgarien (+15,5 Prozent) und Ungarn (+15,1 Prozent).
Im Jahr 2023 waren die durchschnittlichen Hauspreise in der EU auf inflationsbereinigter Basis um 6,4 Prozent gesunken. Dieser Rückgang folgte auf mehrere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, die zur Eindämmung der Inflation beschlossen worden waren. Die höheren Zinsen verteuerten Hypotheken und dämpften dadurch die Nachfrage – mit entsprechendem Druck auf die Immobilienpreise.
Im Jahr 2024 kam es zu einer leichten Erholung, allerdings nur zu einem moderaten Anstieg der Preise um 0,6 Prozent.