Ein Video zeigt, wie schnell sich der Saal leert. Die Integrations-Stipendiaten wollten ein deutliches Zeichen gegen Merz' Stadtbild-Äußerung setzen.
Es wird eine harte Woche für Friedrich Merz (CDU) gewesen sein und es ist erst Donnerstag. Erst der Skandal um seine Äußerungen in Belém und jetzt verlässt aus Protest auch noch die Hälfte des Publikums bei Beginn einer Rede von ihm den Saal.
Am Mittwochabend hielt Bundeskanzler Merz bei der Verleihung des Talisman-Preises der Deutschlandstiftung Integration in Berlin eine etwa 20-minütige Rede. Der Preis ehrt Sportler, die sich im Bereich Sport und gesellschaftlichen Zusammenhalts engagieren.
Etwa 30 Stipendiaten der Stiftung wollten dabei mit ihrer Abwesenheit ein deutliches Zeichen setzen und gingen aus dem Raum, als Merz die Bühne betrat. Als Teil ihres Protests klebten sie sich Sticker mit dem Aufdruck „Wir sind das Stadtbild“ auf die Kleidung, posierten während der Rede im Eingangsbereich für ein Gruppenfoto. Erst nach dem Ende der Ansprache kehrten sie in den Saal zurück.
"Deutschland ist Einwanderungsland"
Hintergrund ist Merz‘ umstrittene Stadtbild-Äußerung im Oktober. Damals erklärte er, die Bundesregierung werde Fortschritte bei der Korrektur früherer Versäumnisse in der Migrationspolitik machen, „aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem“. Weswegen der Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) Rückführungen unterstütze. Es folgte eine große öffentliche Debatte.
Bei seiner Rede während der Talisman-Preisverleihung lobte Merz das Engagement der Anwesenden: „Sie sind Vorbilder für so viele junge Menschen mit Migrationshintergrund.“ Dabei betonte Merz auch die Vorurteile, mit denen die Sportler und Stipendiaten konfrontiert sind. Merz ist Schirmherr der Deutschlandstiftung Integration.
Weiter führte er aus, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Er hob gleichzeitig hervor, wie wichtig es sei, Zuwanderung zu gestalten und zu steuern, um erfolgreiche Integration zu ermöglichen.