Am Samstag demonstrierten Mieter in ganz Spanien für das Recht auf angemessenen Wohnraum. Es waren die größten Proteste seit Jahren.
Nachbarschaftsbewegungen, Mietergewerkschaften und soziale Plattformen haben sich zu Protesten zusammengetroffen, um Lösungen für die akute Wohnungskrise im Land zu fordern. "Die Angst hat die Seiten gewechselt: Wir fordern keine Veränderungen mehr, wir sind organisiert und haben einen jetzt Plan gegen den Rentierismus", erklären die Organisatoren dieser Proteste, die die wichtigsten spanischen Boulevards orange und grün färben - die Farben der Bewegung.
Die Demonstrationen sind die größten seit den Massenprotesten gegen Zwangsräumungen vor zehn Jahren. "Wir wollten, dass sie dezentralisiert sind, dass alle zur gleichen Zeit auf die Straße gehen und den Staat lahm legen. Die Idee ist, dass das der erste Tag einer neuen Protestwelle sein wird", erklären die Organisatoren.
Zu den wichtigsten Forderungen der Bewegung gehören eine sofortige Senkung der Mietpreise, darunter Senkungen um bis zu 50 %, eine Rückgewinnung aller leeren Wohnungen, das Verbot von Zwangsräumungen sozial schwacher Familien und ein Stopp der unkontrollierten Ausbreitung von Touristenwohnungen.
Ursprung der Proteste
Die Mobilisierungen begannen im April 2023 auf den Kanarischen Inseln, wo die Mieter auf die Straße gingen, um ein "nachhaltiges" Tourismusmodell zu fordern und das Fehlen von Wohnungslösungen anzuprangern. "Wohnen ist zu einem Luxus geworden, den sich nur wenige Familien leisten können", so die Mietervereinigung von Teneriffa damals.
In der Folge wurde die Initiative von Málaga mit dem Slogan "Málaga, um zu leben, nicht um zu überleben" unterstützt, gefolgt von Madrid, Barcelona, Valencia und Bilbao, neben anderen Städten.
Die Wohnungssituation in Spanien ist problematisch. Nach Angaben der Mietergewerkschaften"sind die Mieten in den letzten zwei Jahren um mehr als 18 % gestiegen und haben damit eine alarmierende Entwicklung genommen. Die Löhne hingegen stagnieren.
In Gebieten wie Ibiza übersteigen die Mietpreise in vielen Fällen 100 % des üblichen Gehalts, während in anderen wie in der Region Cáceres die Mieten im letzten Jahr in der Stadt um 17 % und auf Provinzebene um 27 % gestiegen sind.
Massentourismus und Immobilienspekulation
Für die Bürgerbewegung ist das unkontrollierte Tourismusmodell und die Immobilienspekulation Ursache der Krise. "Die Stadtplanung ist kommerzialisiert und verdrängt historische Nachbarschaften, weil die Tourismusindustrie unsere Viertel ausbeutet", prangert die Plattform "València no està en Venda" (Valencia ist nicht zu verkaufen) an.
In Regionen wie den Kanarischen Inseln und den Balearen ist die Lage aufgrund der geografischen Beschränkungen und des touristischen Drucks besonders ernst. "Wir sind mit einer beispiellosen Wohnungsnot konfrontiert: Zwangsräumungen, unerschwingliche Mieten und Spekulation mit Wohnraum, während die Bevölkerung keinen Zugang zu diesem Grundrecht hat", beklagen die kanarischen Kollektive.