Inspiriert von der menschlichen Lunge entfernt das Gerät der jungen kolumbianischen Erfinderin Mariana Pérez Schadstoffe aus der Luft und verwandelt sie in biologisch abbaubare Materialien.
Kolumbien steht vor einer der größten Herausforderungen im Hinblick auf Luftverschmutzung in Lateinamerika: 99,3 % der Bevölkerung leben in Gebieten, in denen die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation überschritten werden. Vor diesem Hintergrund hat die kolumbianische Unternehmerin Mariana Pérez eine Lösung entwickelt, die sowohl ökologische als auch gesundheitliche Probleme adressiert – und wurde dafür als eine der zehn besten Innovatoren beim Young Inventors Prize 2025 des Europäischen Patentamts (EPA) ausgezeichnet.
Umwandlung von schädlichen Gasen in biologisch abbaubare Materialien
Mit nur 27 Jahren ist Pérez die Gründerin von Ecol-Air, einem Start-up, das hinter einer Technologie steht, die nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid einfängt – Gase, die mit Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen CO2-Erfassungsgeräten ahmt ihr System das menschliche Atmungssystem nach und verwendet künstliche „Bronchiolen“ und „Alveolen“, um Schadstoffe aus der Luft zu filtern.
„Meine Erfindung ist wie ein riesiges Vakuum, das ein Luftvolumen einfängt, durch dieses System leitet und alle Verunreinigungen in einem Tank zerlegt“, erklärt sie. Auf Schornsteinen oder als freistehende Luftreinigungsstationen installiert, behandelt die Maschine verschmutzte Luft und verarbeitet die Giftstoffe zu biologisch abbaubaren Polymeren – Materialien, die in nachhaltige Verpackungen oder industrielle Komponenten wie Fliesen und Beutel umgewandelt werden können.
„Wir können die Schadstoffe in nutzbare Rohstoffe umwandeln“, sagt Pérez. „Ich habe mich entschieden, diese Maschine zu erfinden, weil die Menschen ignorieren, dass Luft genauso wichtig ist wie Wasser.“
Von kindlicher Neugierde bis zu industriellem Einfluss
Pérez' Interesse an der Luftqualität begann, als sie erst acht Jahre alt war. Ich erinnere mich, wie ich die Rückstände, die der Regen auf dem Auto meines Vaters hinterließ, beobachtete. Diese kindliche Neugier entwickelte sich zu einer Leidenschaft für Wissenschaft, was sie dazu brachte, an naturwissenschaftlichen Schulwettbewerben teilzunehmen und schließlich frühe Prototypen der Maschine zu entwickeln, die Ecol-Air inspirierten.
„Es gab Momente auf meiner Reise, in denen ich an mir selbst gezweifelt habe“, gibt sie zu. „Aber ich glaube, alle Wissenschaftler müssen erkennen, dass wir zwar unglaubliche Lösungen für den Planeten, die Gesundheit und die Menschen schaffen können, dass jedoch erst die Skalierung unserer Projekte und deren Umwandlung in Unternehmen unseren Erfindungen eine echte Zukunft gibt. Wir können uns nicht mit einer Idee zufriedengeben, wir müssen sie weiterentwickeln.“
Nach anfänglicher Skepsis seitens der Hersteller bot Pérez an, ihre Geräte kostenlos in großen Fabriken zu installieren, um ihre Wirksamkeit zu demonstrieren. Sumicol war das erste Unternehmen, das das System kommerziell einführte, gefolgt von Incolmotos Yamaha. 2021 wurde in Girardota die erste Luftaufbereitungsanlage mit ihrer Technologie eröffnet, die laut Unternehmensdaten täglich 70 Tonnen Luft mit einem Wirkungsgrad von 82 % verarbeitet.
Ecol-Air weltweit etablieren
Pérez lebt jetzt in New York und bereitet sich auf die globale Expansion vor. „Im Moment konzentriere ich mich auf eine globale Expansion, weil die ganze Welt Luft reinigen muss“, sagt sie. „Wir konzentrieren uns darauf, unsere Maschine in großen Industrien einzusetzen. Unsere Erfindung befindet sich in der kommerziellen Bereitschaftsstufe 9, was bedeutet, dass sie voll funktionsfähig, vollständig getestet und marktreif ist.“
Mit ihrer Innovation spricht Pérez direkt mehrere Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen an, darunter SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen), SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) und SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz). Als eine der Tomorrow Shapers 2025 des EPA prägt sie unser Verständnis von Umweltverschmutzung neu: Sie sieht darin nicht nur ein Problem, das bekämpft werden muss, sondern auch als Ressource, die nutzbar gemacht werden kann.