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China führt neues Visum für globale Tech-Talente ein

Am sechsten November 2025 geht ein Ausländer an einem Schild für den Flughafen Baiyun in Guangzhou vorbei. Die Stadt liegt in der Provinz Guangdong im Süden Chinas.
Ein Ausländer geht an einem Schild des Baiyun-Flughafens vorbei. Ort: Guangzhou in der südchinesischen Provinz Guangdong. Datum: am sechsten November 2025. Copyright  Ng Han Guan/AP Photo
Copyright Ng Han Guan/AP Photo
Von AP mit Euronews
Zuerst veröffentlicht am
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Chinas Regierung strebt die Weltspitze bei fortschrittlichen Technologien an. Das hat höchste Priorität. Sie will dafür massiv investieren.

Vaishnavi Srinivasagopalan ist eine erfahrene indische IT-Fachkraft. Sie hat in Indien und den Vereinigten Staaten gearbeitet und sucht nun eine Stelle in China. Pekings neues K-Visa-Programm für Fachkräfte aus Wissenschaft und Technologie könnte diesen Wunsch greifbar machen.

Das erst vorigen Monat eingeführte K-Visum ist Teil von Chinas Bemühungen, im Wettlauf um globale Talente und Spitzentechnologie zur US-Konkurrenz aufzuschließen. Es fällt zusammen mitUnklarheiten rund um das H-1B-Programm der USAunter verschärften Einwanderungsregeln von US-Präsident Donald Trump.

„Das K-Visum für China entspricht dem H-1B in den USA“, sagte Srinivasagopalan. Die Arbeitswelt und Kultur in China faszinieren sie, seit ihr Vater vor einigen Jahren an einer chinesischen Universität tätig war.

„Für Menschen wie mich ist das eine gute Chance, im Ausland zu arbeiten.“

Das K-Visum ergänzt Chinas bestehende Programme, darunter das R-Visum für ausländische Fachkräfte. Die Hürden sind gesenkt. Bewerberinnen und Bewerber brauchen etwa kein konkretes Jobangebot, um den Antrag zu stellen.

Unter Trump gelten strengere Regeln für ausländische Studierende und Wissenschaftler. Die Gebühren für das H-1B-Visum für qualifizierte Arbeitskräfte sollen für Erstanträge auf 100.000 Dollar, rund 86.600 Euro, steigen. Das lässt manche Fachkräfte und Studierende nach Alternativen außerhalb der USA suchen.

„Viele, die in den USA studieren, hofften auf ein H-1B-Visum. Im Moment ist das problematisch“, sagte Bikash Kali Das, ein indischer Masterstudent der Internationalen Beziehungen an der Sichuan University in China.

China will mehr ausländische Tech-Fachkräfte

China nutzt die Gunst der Stunde.

Die regierende Kommunistische Partei setzt auf globale Führungsrolle bei Schlüsseltechnologien. Der Staat fördert Forschung und Entwicklung mit hohen Subventionen – etwa in künstlicher Intelligenz, Halbleitern und Robotik.

„Peking sieht die Verschärfung der US-Einwanderungsregeln als Chance, sich weltweit als offen für ausländische Talente und Investitionen zu positionieren“, sagte Barbara Kelemen, Associate Director und Leiterin Asien beim Sicherheitsinformationsdienst Dragonfly.

Die Arbeitslosigkeit unter chinesischen Hochschulabsolventen bleibt hoch. Für Stellen in Naturwissenschaft und Technik ist der Wettbewerb hart. Zugleich gibt es eine Qualifikationslücke, die Chinas Führung schließen will.

Seit Jahrzehnten wandern Spitzenkräfte in entwickelte Länder ab. Viele bleiben nach ihrem Studium in den USA und Europa und arbeiten dort.

Der Trend hat sich bis heute nicht vollständig umgekehrt.

Viele chinesische Eltern halten westliche Bildung weiterhin für überlegen und schicken ihre Kinder gern ins Ausland, sagte Alfred Wu, Associate Professor an der National University of Singapore.

Dennoch sind in den vergangenen Jahren mehr Fachleute aus den USA nach China gegangen – darunter KI-Expertinnen und -Experten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ingenieurinnen und Ingenieure, auch chinesischstämmige US-Bürger.

Zu ihnen zählen Fei Su, Chip-Architekt bei Intel, und Ming Zhou, leitender Ingenieur beim US-Softwareunternehmen Altair. Beide nahmen in diesem Jahr Lehrtätigkeiten in China an.

Viele qualifizierte Kräfte in Indien und Südostasien zeigen bereits Interesse am K-Visum, sagte Edward Hu, Immigrationsdirektor der Beratungsfirma Newland Chase in Shanghai.

Mehr Konkurrenz durch ausländische Arbeitskräfte?

Die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen in China liegt ohne Studierende bei fast 18 Prozent. Die Offensive für mehr ausländische Fachkräfte wirft deshalb Fragen auf.

„Der Arbeitsmarkt ist schon jetzt hart umkämpft“, sagte Zhou Xinying, 24, Masterstudentin der Verhaltenswissenschaft an der Zhejiang University in Ostchina.

Ausländische Fachkräfte könnten neue Technologien und internationale Perspektiven bringen, sagte Zhou. „Manche junge chinesische Bewerberinnen und Bewerber könnten durch die K-Visumpolitik aber zusätzlichen Druck spüren.“

Kyle Huang, 26, Softwareentwickler aus Guangzhou, berichtet, dass viele aus seinem Umfeld in Wissenschaft und Technik fürchten, das neue Visum könnte lokale Jobchancen gefährden.

Ein jüngster Kommentar des staatsnahen Shanghai Observer wiegelte ab. Die Anwerbung ausländischer Profis werde der Wirtschaft nutzen, hieß es. Mit dem Fortschritt in Bereichen wie KI und modernsten Halbleitern gebe es eine „Lücke und ein Missverhältnis“ zwischen qualifizierten Bewerbern und dem Bedarf.

„Je komplexer die globale Lage, desto weiter wird China die Arme öffnen“, hieß es weiter.

„Peking muss betonen, dass ausgewählte ausländische Talente lokale Jobs schaffen und nicht wegnehmen“, sagte Michael Feller, Chefstratege bei der Beratung Geopolitical Strategy.

Chinas Nachteile trotz neuer Visa

Personal- und Einwanderungsexperten sehen in China einige Hürden für Ausländer. Die Sprache ist eine. Die Internetzensur der Kommunistischen Partei, die „Große Firewall“, ist eine weitere.

China zählt rund 1,4 Milliarden Einwohner. 2023 lebten dort schätzungsweise 711.000 ausländische Arbeitskräfte.

Die USA führen weiterhin in der Forschung und punkten mit Englisch als Arbeitssprache. Für viele ist der Weg zur Aufenthaltserlaubnis zudem vergleichsweise klar, sagte David Stepat, Länderchef für Singapur bei der Beratung Dezan Shira & Associates.

Nikhil Swaminathan, Inder mit H-1B-Visum, arbeitet nach seinem Abschluss bei einer US-Non-Profit-Organisation. Er interessiert sich für Chinas K-Visum, bleibt aber skeptisch.

„Ich hätte es mir überlegt. China ist ein großartiger Ort für Tech, wenn da nicht das schwierige Verhältnis zwischen Indien und China wäre“, sagte er.

Viele Bewerberinnen und Bewerber werden weiterhin Jobs bei führenden globalen Unternehmen außerhalb Chinas ins Auge fassen.

„Die USA riskieren eher, potenzielle H-1B-Antragsteller an andere westliche Volkswirtschaften zu verlieren – etwa an das Vereinigte Königreich und die Europäische Union – als an China“, sagte Feller.

„Die USA mögen sich selbst schaden, aber sie tun es aus einer deutlich stärkeren Position, was ihre Attraktivität für Talente angeht“, sagte Feller.

„Um die Besten anzuziehen, muss China weit mehr bieten als bequeme Visapfade.“

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