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Doha-Bildungsgipfel warnt: Technologie darf das menschliche Lernen nicht überholen

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Von Mohamed Elashi & Aadel Haleem
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Bildungssysteme weltweit hinken dem Tempo der Technologie hinterher. Staats- und Regierungschefs in Doha warnten: Klassenzimmer verändern sich schneller, als Schulen mithalten können.

Mit dem rasanten Einzug von Künstlicher Intelligenz in Klassenzimmer weltweit kam aus Doha ein klares Signal: Neue Technologien sollen das Lernen vertiefen, nicht die menschliche Grundlage von Bildung schwächen.

Tausende politische Entscheidungsträger, Forschende, Lehrkräfte und Technologieexpertinnen und -experten trafen sich in Katars Hauptstadt zur zwölften Ausgabe des World Innovation Summit for Education (WISE). Teilnehmende aus mehr als hundert Ländern diskutierten, wie sich Systeme an den schnellen technologischen Wandel anpassen und dabei Chancengleichheit und menschliche Werte bewahren.

Von der Vision zur Realität im Klassenzimmer

Im Zentrum des Gipfels stand die Frage, wie sich KI-Werkzeuge in echten Bildungssystemen skalieren lassen und nicht nur in isolierten Pilotprojekten. Eine hochrangige Runde zur Ausweitung von KI im Lernen warnte, dass schwache Datensteuerung, fehlende Lehrkräftefortbildung und eine schlechte Ausrichtung an nationalen Lehrplänen Innovation rasch in Ungleichheit verwandeln können.

Von links: H. Sheikha Hind bint Hamad Al Thani, H.E. Nehmat Aoun, First Lady des Libanon, H. Sheikha Moza bint Nasser.
Von links: H. Sheikha Hind bint Hamad Al Thani, H.E. Nehmat Aoun, First Lady des Libanon, H. Sheikha Moza bint Nasser. WISE

Rednerinnen und Redner betonten, dass Wirkung vor allem von Vertrauen der Lehrkräfte und kultureller Passung abhängt, nicht von technischer Raffinesse allein. Sie unterstrichen, dass fernab der Klassenzimmer entwickelte Werkzeuge oft scheitern, sobald sie auf überfüllte Schulen und unterfinanzierte Systeme treffen.

Mana Mohammad Al-Ansari, Leiterin für wirtschaftliche Stärkung und Bildung bei Education Above All, sagte: „KI sollte sich nach dem Menschen richten, nicht vor dem Menschen.“

Bildungssysteme unter globalem Druck

Auf dem Gipfel stellte die UNESCO neue Erkenntnisse aus dem Global Education Monitoring vor. Sie zeigen wachsende Lücken beim digitalen Zugang und bei der Bildungsfinanzierung weltweit. Die Studie verweist auf wachsenden Druck in Systemen, die mit Konflikten, Vertreibung und Klimafolgen ringen.

Ein arabischsprachiges Panel widmete sich der Bildung in konfliktbetroffenen Regionen. Im Mittelpunkt standen gemeinschaftsgetragene Antworten und lokale Resilienzstrategien. Die Diskussion machte deutlich, dass Bildung immer häufiger zugleich Stabilität sichern und langfristige Erholung ermöglichen soll.

Berufe der Zukunft entstehen, bevor es sie gibt

Neben KI ging es um Deep Tech und Quantencomputing. Die zentrale Frage: Wie bereitet Bildung auf Branchen vor, die es noch gar nicht vollständig gibt? Fachleute warnten, dass klassische Schul- und Hochschulwege zu langsam sind für das Tempo des technologischen Wandels.

Shahin Aman, Director of Advocacy bei WISE, sagte: „Menschliche Werte müssen im Kern dessen stehen, was Bildung heute ist.“ Die Debatte markierte den Wechsel von reaktiven Bildungsmodellen hin zu vorausschauender, zukunftsorientierter Kompetenzentwicklung.

Google-Forscher Matthew Kam sagte auf dem Gipfel: „Die Jobs der Zukunft entstehen nicht von allein.“ Systeme müssten neue Rollen aktiv voraussehen und Schülerinnen und Schüler ausbilden, bevor diese Rollen Mainstream werden. Das unterstreicht den Trend zu vorausschauender, zukunftsorientierter Kompetenzbildung.

Lehrkräfte bleiben das Rückgrat

Trotz aller Hightech kam viele Debatten zum gleichen Schluss: Lehrkräfte stehen im Zentrum jeder erfolgreichen Reform. Panels zu KI in der beruflichen Weiterentwicklung warnten, dass digitale Werkzeuge ohne klare institutionelle Führung und unterstützende Rahmenpolitik scheitern können.

Dr. Margo Tripsa vom Education Development Institute der Qatar Foundation sagte: „Schwung entsteht nicht allein durch Kurse. Wir brauchen Struktur, Führung und politische Unterstützung.“ Rednerinnen und Redner warnten, dass schlecht designte Systeme Bildungsungleichheit eher vergrößern als verringern.

Globaler Bildungspreis im Fokus: Sheikha Moza

Zum Abschluss würdigte der Gipfel Bildungsinnovatoren aus aller Welt. Sheikha Moza bint Nasser, Vorsitzende der Qatar Foundation, überreichte den WISE Prize for Education. Einer der bedeutendsten Bildungspreise weltweit vergab insgesamt eine Million US-Dollar an globale Changemaker.

Sheikha Moza überreicht den Preis an Vahakn Papazian, TUMOs Direktor für Produktentwicklung.
Sheikha Moza überreicht den Preis an Vahakn Papazian, TUMOs Direktor für Produktentwicklung. WISE

Der Hauptpreis ging an TUMO aus Armenien. Das Zentrum gestaltet die außerschulische Bildung neu – kreativ und technologiegetrieben. Den zweiten Preis erhielt Iqrali.jo aus Jordanien, eine Plattform, die die arabische Lesekompetenz von Kindern durch Einbindung der Eltern stärkt, während der dritte Preis an Darsel aus den Vereinigten Staaten ging für KI-gestützte Mathematiknachhilfe, entwickelt für Umgebungen mit geringer Konnektivität.

Eine Mahnung zum Schluss

Nobelpreisträger Abhijit Banerjee beendete den Gipfel mit dem Hinweis, dass Technologie allein Bildungssysteme nicht reparieren kann. „Alle Kinder können lernen, wenn wir sie da abholen, wo sie stehen“, sagte er und warnte, dass schlecht konzipierte Werkzeuge tiefes Lernen durch Abkürzungen ersetzen könnten.

Der scheidende WISE-Chef Stavros Yiannouka nannte Bildung „ein zutiefst menschliches Vorhaben“, auch in einer Welt mächtiger digitaler Werkzeuge. Seine Nachfolgerin, Dr. Asyia Kazmi, sprach von einer Zeit „großer Chancen“, aber auch „großer Risiken“, wenn Innovation nicht von klaren menschlichen Werten geleitet wird.

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