Hitzefrei erst ab 35°C: Wiener Fiakerpferde müssen weiter schwitzen

Der Kutscher und sein Pferd in der glühenden Sommersonne
Der Kutscher und sein Pferd in der glühenden Sommersonne Copyright JOE KLAMAR/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP/DPA
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Tierschützer forder Schonung schon ab 30 Grad, Vertreter der Fiakerbranche weisen den Vorwurf der Tierquälerei weit von sich.

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Sie gehören zu Wien wie Sissi und Schloss Schönbrunn. Doch an diesem Mittwoch war das Klappern der Pferdekutschen in der Wiener Innenstadt nicht zu hören - die Fiakerpferde hatten hitzefrei, erstmals, weil die Temperatur über die 35-Grad-Marke stieg.

Viel zu spät finden Tierschützer, sie fordern Schonung schon ab 30 Grad und sind dem Einsatz der Tiere in der hektischen Großstadt gegenüber ohnehin kritisch eingestellt.

Diese Arbeit ist eindeutig mit Tierleid verbunden

David Fenzl, vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) sagt: "Diese Arbeit ist eindeutig mit Tierleid verbunden. Die Pferde stehen teilweise bei 34,5 Grad in der Sonne und schuften. Sie sind Lärm, Abgasen, Verkehr und natürlich auch Stress ausgesetzt. Die Wiener Innenstadt ist nicht der natürliche Lebensraum eines Pferdes. Man sieht, dass es hier viel heißer ist, weil es überall nur Mauern und Beton gibt. Man sieht kein Gras und keine Wiese."

Die Diskussion um Tierleid- oder -wohl ist nicht neu, hat aber angesichts der immer häufigeren extremen Hitzeperioden eine neue Dimension erreicht. Vertreter der Fiakerbranche weisen den Vorwurf der Tierquälerei weit von sich.

Noch kein Pferd wegen Hitze kollabiert

Und haben damit sogar vor einem Wiener Gericht recht bekommen. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) darf laut Urteil nicht mehr behaupten, dass Kutschpferde wegen der Hitze kollabieren. Marco Pollandt, der eines der Kutschenunternehmen in Wien betriebt, sagt seinen Tieren gehe es gut.

"Nicht nur nach meinen und unseren persönlichen Beobachtungen, sondern auch nach Angaben des Wiener Veterinäramtes hat es in den letzten 25 Jahren noch nie ein Pferd gegeben, das wegen Hitze zusammengebrochen ist. Das können wir mit Sicherheit sagen, denn es finden sehr viele medizinische Kontrollen statt. Etwa 300 Kutschpferde werden von den Tierärzten untersucht."

Vor wenigen Wochen scheiterte ein Versuch des österreichischen Gesundheitsministers, ein Hitzefahrverbot schon ab 30 Grad zu verhängen am Widerstand des Wiener Stadtrats.

Erst soll eine Studie dazu durchgeführt werden, wie sich die Hitze auf Fiakerpferde auswirkt. Vor nächstem Sommer ist mit weiteren Entscheidungen demnach nicht zu rechnen. Die Fiakerpferde müssen weiter schwitzen.

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