Mit Albufeira schlägt eine weitere europäische Stadt neue Gesetze vor, um Touristen davon abzuhalten, unbekleidet herumzulaufen.
Besucher von Albufeira müssen sich möglicherweise bald mehr anziehen als Bikini oder Badehose, wenn sie in der beliebten Küstenstadt spazieren gehen wollen - denn die Stadtverwaltung hat einen neuen Verhaltenskodex für Touristen vorgeschlagen.
Den neu vorgeschlagenen Regeln zufolge sollen Geldstrafen von mehr als 1.500 € verhängt werden, wenn Touristen in Badekleidung durch den Ferienort spazieren.
Albufeira ist eines von mehreren beliebten Reisezielen in Europa, das ein sogenanntes Bikini-Verbot erlassen hat.
Neue Regeln gegen "exzessives" Verhalten von Touristen
Der Bürgermeister von Albufeira, José Carlos Martins Rolo, hat eine Konsultation über neue Regeln für das Verhalten von Touristen in öffentlichen Bereichen eröffnet.
An der südlichen Algarveküste ist es üblich, dass Touristen, die einen Tag am Strand verbracht haben, nur knapp bekleidet oder sogar nackt durch die Gassen spazieren, was ein Problem für das familienfreundliche Image der Stadt darstellt.
An Stränden und beliebten Badestellen sowie in den Außenbereichen der Hotels, z. B. an den Pools, dürfen die Besucher weiterhin Badekleidung wie Bikinis oder Badehosen tragen.
Wer jedoch abseits dieser Ausnahmen "spärlich bekleidet" ist, kann mit einer saftigen Geldstrafe von bis zu 1.500 Euro belegt werden. Und wenn Touristen völlig nackt erwischt werden, kann das Bußgeld bis zu 1.800 Euro betragen.
Albufeira ist mit seinen schönen Stränden, Wasserparks und Golfplätzen ein beliebter Urlaubsort für Familien. Die Stadt hat jedoch auch eine Kultur des Alkoholkonsums und ein pulsierendes Nachtleben entwickelt.
Im Herzen der Stadt liegt "The Strip", eine Partymeile mit vielen Themenbars und Nachtclubs. Sie zieht Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede aus anderen europäischen Ländern an.
In dem Vorschlag heißt es nun, dass "dringende" Änderungen erforderlich seien, um das Fehlverhalten von Touristen zu bekämpfen - insbesondere nach einem Vorfall im vergangenen Jahr, als acht britische Touristen tagsüber nackt tanzend auf dem Dach einer Bar in der Rua da Oura angetroffen wurden.
Die vorgeschlagenen Vorschriften betreffen auch andere Aspekte des "missbräuchlichen Verhaltens", wie das Verbot des Alkoholkonsums auf der Straße, des Urinierens, Defäkierens und Spuckens in der Öffentlichkeit sowie öffentlicher sexueller Handlungen, auch innerhalb von Geschäften und Terrassen (z. B. offenen Strandbars), die von öffentlichen Bereichen aus zu sehen sind.
Man hofft, dass die Bußgelder als "Präventivmaßnahme" dienen können.
Richten sich die neuen Vorschriften an britische Touristen?
Nach Angaben des Fremdenverkehrsamtes der Region verzeichnete die Algarve im vergangenen Jahr 5,2 Millionen Besucher - eine rekordverdächtige Zahl.
Davon kamen 4,4 Millionen Touristen aus Großbritannien, gefolgt von 1,13 Millionen Deutschen und 967.000 irischen Touristen. Das Nachtleben und die Strände von Albufeira sind bei den Briten besonders beliebt.
Bürgermeister Rolo schlug im April 2024 erstmals eine neue Tourismusstrategie vor. Er sei sich sicher, dass die Sonne und die Strände von Albufeira zwar weiterhin ein Anziehungspunkt für Besucher sein würden, die Stadt aber auch außerhalb der beliebten Sommersaison beworben werden müsse.
Rolo fügte hinzu, er wolle "das weit verbreitete Bild von Albufeira als Massentourismusziel umkehren oder entmystifizieren und die Abhängigkeit vom britischen Markt verringern" und die Stadt ermutigen, ein "international führendes, nachhaltiges Tourismusziel" zu werden.
Die Öffentlichkeit hat 30 Tage Zeit, ihre Meinung zum vorgeschlagenen Verhaltenskodex für Albufeira zu äußern. Es wird erwartet, dass die Regeln noch vor der Hochsaison im Sommer in Kraft treten werden.
"Bikini-Verbote" nehmen in europäischen Urlaubsregionen zu
Albufeira ist nicht das einzige Reiseziel, das die Einführung einer Kleiderordnung vorschlägt.
In einigen Teilen Spaniens, zum Beispiel in Barcelona und auf Mallorca, gibt es bereits Vorschriften, die besagen, dass man in den örtlichen Geschäften und Restaurants weder oben ohne noch in Badekleidung erscheinen darf. Wer dies dennoch tut, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 300€ rechnen.
In Málaga hat das Rathaus Schilder in englischer Sprache aufgestellt, die die Besucher daran erinnern, dass die örtlichen Vorschriften über Abfallentsorgung, Nudismus, Rowdytum und rücksichtsloses Fahren von E-Scootern auch für sie gelten.
In den kroatischen Küstenstädten Split, Dubrovnik und Hvar wurden ebenfalls Gesetze zur "Störung der öffentlichen Ordnung" erlassen, die das Herumlaufen mit nacktem Oberkörper oder in Badekleidung verbieten. Auch hier droht eine Geldstrafe von bis zu 150 € - und bis zu 4.000 €, wenn man in der Öffentlichkeit sichtbar betrunken ist.
In Nizza, Frankreich, kann jeder, der oben ohne in der Stadt unterwegs ist - egal ob Tourist oder Einheimischer - auf der Stelle mit einem Bußgeld von 35 € belegt werden. Oder mit einem Bußgeld von 38 €, wenn man oben ohne badet, wo dies verboten ist. Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass man einen Verweis erhält, da nur "etwa 5 Prozent der Polizeikontrollen zu einer Geldstrafe führen", wie der stellvertretende Bürgermeister Anthony Borré im vergangenen Jahr gegenüber lokalen Nachrichtenagenturen erklärte.
Italien war eines der ersten Reiseziele, das gegen unangemessene Touristenkleidung oder Nichtbekleidung vorging, als der Bürgermeister von Sorrent an der südwestlichen Amalfiküste im Jahr 2022 ein Bußgeld von 500 Euro für jeden einführte, der in einem zweiteiligen Badeanzug herumlief.