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Genug ist genug! Tausende protestieren auf Mallorca gegen Massentourismus

Tausende protestieren gegen Übertourismus in Palma, 21. Juli 2024
Tausende protestieren gegen Übertourismus in Palma, 21. Juli 2024 Copyright Screenshot from EBU video 2024_10246755
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Von Euronews mit EBU
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Die Organisatoren der Demonstration sagen, dass die unkontrollierten Touristenzahlen zu einem Rückgang der Löhne, einem Verlust an Lebensqualität und einem Anstieg der Wohnungspreise führen.

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Tausende Menschen haben auf Mallorca gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus demonstriert.

Die Organisatoren der Demonstration sagen, dass die unkontrollierten Touristenzahlen zu einem Rückgang der Löhne, einem Verlust an Lebensqualität, Lärm und einem Anstieg der Preise für Wohnraum - sowohl zur Miete als auch zum Kauf - führen.

"Jetzt ist es an der Zeit zu sagen: Genug ist genug. Wir wollen konkrete Maßnahmen, um die Zahl der Touristen zu begrenzen und das Wohlbefinden der einheimischen Bevölkerung zu verbessern", sagt Pere Joan Feminia. Er ist Sprecher der Plattform "Weniger Tourismus, mehr Leben", die die Kundgebung organisiert hat.

Die Demonstrierenden liefen unter dem Motto "Lasst uns den Kurs ändern - lasst uns den Tourismus einschränken" - einer Aktion, der sich 110 andere Bürgerorganisationen anschlossen.

"Seit wir hier leben, haben wir miterlebt, wie der Tourismus unkontrolliert und unhaltbar zugenommen hat", sagte ein Demonstrant.

Demonstrierende rufen Parolen gegen das Formel-1-Fan-Festival in der Innenstadt von Barcelona, 19. Juni 2024
Demonstrierende rufen Parolen gegen das Formel-1-Fan-Festival in der Innenstadt von Barcelona, 19. Juni 2024Emilio Morenatti/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.

Die Demonstration mitten in der Tourismussaison soll "ein Wendepunkt sein, ein Schlag auf den Tisch und der Beginn von Aktionen und Mobilisierungen auf den vier Inseln, nicht nur auf Mallorca", erklärten die Organisatoren.

Proteste auch in Barcelona

Im vergangenen Jahr gab die Flughafenbehörde von Mallorca AENA bekannt, dass die Zahl der Abflüge und Ankünfte am Flughafen Palma allein im Juli 2023 um 5,9 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres gestiegen ist und 4,3 Millionen Menschen den Flughafen nutzten.

Damit war Palma das drittbeliebteste Sommerreiseziel in Spanien, hinter Madrid und Barcelona. Anfang dieses Monats protestierten auch Tausende Einwohner Barcelonas gegen die Auswirkungen des Übertourismus.

Rund 3.000 Menschen aus über 140 Organisationen gingen auf die Straße, bespritzten Touristen mit Wasser und riefen "Touristen, geht nach Hause". Die Eingänge von Hotels und Restaurants wurden symbolisch verschlossen.

Barcelona ist die meistbesuchte Stadt Spaniens und jährlich kommen rund 12 Millionen Menschen, von denen viele per Kreuzfahrtschiff anreisen. Die Anwohner fordern neue Maßnahmen, bevor die nächste große Sommersaison beginnt.

Menschen sonnen sich am Strand in Barcelona, 9. Juli 2021.
Menschen sonnen sich am Strand in Barcelona, 9. Juli 2021.Joan Mateu/Copyright 2021 The AP. All rights reserved.

Die steigenden Besucherzahlen belasten das Gesundheitswesen, die Abfallwirtschaft, die Wasserversorgung und den Wohnungsbau auf Kosten der Einwohner. Der zunehmende Bau von Hotels und Wohnanlagen gefährdet historische Stätten, die Artenvielfalt und die natürlichen Ressourcen.

Der Stadtrat hat kürzlich dafür gestimmt, die Tourismussteuer ab Oktober auf 4 Euro pro Person zu erhöhen. Eine der gravierendsten Auswirkungen des Übertourismus in Spanien sind der Mangel an Wohnraum und die steigenden Mietpreise für die Einwohner.

Proteste in vielen Tourismus-Hotspots Spaniens

Die Einwohner von Málaga brachten Anfang des Jahres ihre Frustration zum Ausdruck, indem sie das Zentrum der spanischen Stadt mit Aufklebern versahen, auf denen die Besucher lesen konnten, was die Einwohner von ihnen halten.

Die Stadt an der Costa del Sol ist dank ihres sonnigen Klimas und der relativ niedrigen Lebenshaltungskosten seit langem ein beliebtes Ziel für ausländische Besucher. Doch mit dem Zustrom digitaler Nomaden ist die Wohnsituation kritisch geworden.

Es ist eine Geschichte, die sich im ganzen Land wiederholt, wo Vermieter Langzeitbewohner zugunsten von Urlaubern vertrieben oder die Mieten in die Höhe getrieben haben, so dass nur gut verdienende digitale Nomaden sie sich leisten können. Proteste gegen den Übertourismus gab es in Spanien von Ibiza bis Malaga und Menorca.

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People at a mass demonstration against overtourism in Las Palmas de Gran Canaria, April 20, 2024
People at a mass demonstration against overtourism in Las Palmas de Gran Canaria, April 20, 2024AP/AP

Die Kanarischen Inseln erleben eine ähnlich drastische Situation.

Aktivisten sagen, dass die über zehn Millionen ausländischen Besucher, die jedes Jahr auf der Inselgruppe Urlaub machen, das Leben dort ruinieren. Berichten zufolge schlafen die Einheimischen in Autos und Höhlen, weil die Immobilienpreise in die Höhe schießen.

Eine örtliche Organisation erklärte, die Inseln würden unter dem Druck "sozial und ökologisch kollabieren".

Doch der Tourismus ist für Spanien ein großes Geschäft. Die Tourismuslobbygruppe Exceltur erklärte, dass der Tourismus im vergangenen Jahr 71 Prozent des realen Wachstums der spanischen Wirtschaft ausmachte.

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Viele Spanier sagen jedoch, dass sie nicht davon profitieren.

Europäischer Gegenwind

Doch der Übertourismus ist nicht nur auf die Balearen beschränkt. Viele europäische Länder haben Tourismussteuern eingeführt, darunter auch Venedig, das Kreuzfahrtschiffen die Einfahrt in sein gefährdetes Kanalsystem untersagt hat.

In Amsterdam versuchen Behörden und Einheimische seit Monaten, betrunkene Touristen - meist Briten - zum Fernbleiben zu bewegen. Und in Athen kündigte der Bürgermeister der Stadt eine Studie über die Kapazität des Tourismus an, um die Grenzen der Stadt festzulegen und Daten über Kurzzeitvermietungen und Hotels zu sammeln.

Obwohl das Problem ein globales zu sein scheint, ist es Spanien, das den Kampf dominiert. Auf einem Graffiti in Barcelona war verganenes Jahr zu lesen: "Wir spucken in euer Bier. Prost!"

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