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Vorratsliste des BBK: "Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen"

Das BBK hat eine neue Vorsorgeliste herausgegeben, in der auch Vorräte für den Kriegsfall empfohlen werden.
Das BBK hat eine neue Vorsorgeliste herausgegeben, in der auch Vorräte für den Kriegsfall empfohlen werden. Copyright  AP Photo
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Von Franziska Müller
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"Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen zu sein wie noch vor einigen Jahren", warnt des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Die Behörde empfiehlt einen Vorrat für drei bis zehn Tage. Euronews hat den Praxischeck gemacht.

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Erstmals seit 35 Jahren warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vor Krieg. Die Behörde betont zwar, dass Deutschland eines der sichersten Länder sei, doch zur Vorsorge im Krisenfall ist ein neuer Ratgeber erschienen.

Insbesondere die Nachfrage nach Informationen und Vorbereitungsempfehlungen hinsichtlich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine habe das BBK zu konkreten Neuerungen des Ratgebers veranlasst. Viele Bürger hätten der Behörde gegenüber Sorge zum Thema Krieg geäußert. Es zahle sich in jedem Fall aus, "wenn man sich vorab gut vorbereitet hat", erklärt auch Ralph Tiesler, Präsident des BBK.

Im neuen Ratgeber "Vorsorgen für Krisen und Katastrophen" steht nun beispielsweise, wie Desinformation erkannt werden kann oder wo Schutz bei Explosionen gesucht werden kann. Auch der Umgang mit Ängsten und Sorgen in Extremsituationen wird angesprochen.

Naturkatastrophen, technischer Totalausfall.. jetzt auch Krieg

Seit dem ersten Ratgeber 1990 wurden militärische Szenarien nicht in diesen Heften erwähnt. Der Fokus lag auch Naturkatastrophen, Hilfe bei Hochwasser und technischen Ausfällen, wie es zuletzt in Spanien und Portugal im vergangenen April gegeben hat.

Nun werden erstmals auch hybride Bedrohungen konkret genannt: Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur sowie Strategien der Desinformation, der Sabotage und Krieg.

"Wir erleben eine Weltlage, die viele beunruhigt", so BBK-Präsident Ralph Tiesler. "Mit unserem neuen Ratgeber möchten wir Unterstützung und Orientierung bieten, wo Menschen besorgt sind oder Informationsbedarf haben."

Das explizite Benennen eines mögliches Krieges ist nicht zuletzt durch die Debatte um die Wehrpflicht und den Umgang mit Drohnen in aller Munde. Doch auch der Chef des Bundesnachrichtendienst (BND) Martin Jäger warnt: "Wir stehen schon jetzt im Feuer". Man dürfe sich nicht zurücklehnen, mahnte der BND-Präsident. Bis vor Kurzem war er noch deutscher Botschafter in der Ukraine.

Euronews hat den 36-seitigen Ratgeber des BBK durchgelesen. Wie realistisch ist ein Vorrat für drei bis zehn Tage in einem Mehr-Personen-Haushalt auf engem Raum? Doch nicht nur der vorhandene Platz spielt eine Rolle, auch die Kosten können je nach Haushalt und Bedürfnissen ein Hindernis sein.

Wie praktikabel sind die Hinweise hinsichtlich Platz, Kosten und Haltbarkeit?

Der neue Krisen-Ratgeber des BBK im Praxischeck

"Jeder Haushalt sollte so vorbereitet sein, dass man sich für drei bis zehn Tage selbst versorgen kann", erklärt Präsident Tiesler. Doch auch ihm ist klar, dass die Voraussetzungen nicht für alle Familien, Paare oder Haushalte gleich sind. "Mir ist es wichtig zu sagen, bei der Notfallvorsorge gibt es keine festen Regeln, das muss jeder und jede für sich individuell festlegen".

Eine Umfrage der Behörde hatte außerdem gezeigt, dass 53 Prozent der Befragten in Deutschland keine gezielte Vorsorge betrieben haben. "Jeder kleine Schritt in der Vorbereitung ist besser als gar keiner", ordnet Tiesler ein. "Diese vielen kleinen Schritte führen dazu, dass man Krisen nicht ohnmächtig gegenübersteht, sondern handeln kann."

Trotzdem versucht der Ratgeber, einen Grundstein zu legen. Mit einer Checkliste können Verbraucher den eigenen Vorrat überprüfen und berechnen, welche Menge sie eigentlich benötigen würden.

Will sich eine Familie mit Eltern und zwei Kindern optimal vorbereiten, sich also an den Vorräten für 10 Tage orientieren, wird schnell klar. Es ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine des Platzes.

Alleine das Wasser nimmt Raum für acht Kästen ein, dazu kommen 20 große Dosen Gemüse (je 800 Gramm), 12 für Obst, je nach Käsebedarf 7-9 Tetra-Packungen Milch. Mindestens eine Flasche Öl stellt einen weiteren Liter und auch Eier und Wurst benötigt Platz. Hier kann man mit mindestens einem, wenn nicht mehreren Regalfächern zusätzlich zum Wasser rechnen. Je nach Einkaufsmöglichkeit ist mit Kosten von 200-300 Euro zu rechnen.

Die Lösung für BBK ist ein "lebender Vorrat". Statt Lebensmittel in Dosen zu bunkern, solll das Essen in den normalen Verbrauch integriert werden. Neu gekaufte Produkte wandern nach hinten ins Regal und die älteren werden von vorne weg verbraucht.

"Packen Sie beim nächsten Einkauf ein oder zwei Produkte zusätzlich ein, zum Beispiel Nudeln oder Konserven. Machen Sie das mehrmals. Schon haben Sie einen Vorrat für mehrere Tage", empfiehlt BBK-Präsident Tiesler. Ebenso schadet ein Blick in die aktuelle Hausapotheke nicht, um wichtige Medikamente für mehrere Tage vorrätig zu haben oder neu zu besorgen.

Auch eine Warn-App wird empfohlen, um Informationen zum richtigen Zeitpunkt zu erlangen. Das Bundesamt macht aber auch darauf aufmerksam, dass der Strom ausfallen könnte, in diesem Fall müssen Informationen auf anderem Weg beschafft werden. Deshalb sei auch eine Taschenlampe mit Kurbel- oder Solarbetrieb sinnvoll, ein Radio mit Batteriebetrieb sowie ein Camping- oder Spirituskocher.

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