Das Bildungswesen nach dem Arabischen Frühling

Das Bildungswesen nach dem Arabischen Frühling
Von Euronews
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“Wandel der Gesellschaften, Wandel der Bildung” lautet das Motto des diesjährigen Weltgipfels für Innovation im Bildungswesen in Doha. Das internationale Treffen von Bildungsexperten stand unter dem Eindruck der sozialen Veränderungen, die der Arabische Frühling mit sich brachte.

Welche Folgen werden die politischen Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten für das Bildungswesen haben? Diese Frage beschäftigt die First Lady von Katar, Sheikha Moza Bin Nasse: “Ich glaube, wir haben einen Punkt erreicht, an dem eine Rückkehr zu traditionellen Formen des Lehrens und Lernens unmöglich ist. Wir brauchen Lehrmethoden, die den Bedürfnissen der jungen Menschen entsprechen.”

In arabischen Ländern, wie auch überall sonst in der Welt, ist moderne Kommunikationstechnologie eine treibende Kraft für sozialen Wandel. Darauf müssen sich Regierungen einstellen, so glauben fortschrittlich Denkende wie die Frau des Emirs von Katar.

Traditionelle Gesellschaften in der Region dürften durch zu raschen Wandel jedoch nicht überfordert werden, warnen andere, wie der frühere Bildungsminister Jordaniens, Tayseer Al-Naimi: “Innovation muss nicht bedeuten, dass wir Neues einführen. Wir haben auch die Möglichkeit, die alten Modelle aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Genau das brauchen wir in der Region und in der arabischen Welt. Wir müssen unsere Prioritäten im Bereich der Bildung neu definieren, damit wir unsere übergeordneten Ziele erreichen können.”

Der arabische Frühling wäre durch neue Kommunikationsformen kaum möglich gewesen. Viele der Proteste gegen autoritäre Regime wurden von jungen Leuten über soziale Medien wie Twitter organisiert. Auslöser der Demonstrationen war Unzufriedenheit mit den sozialen Umständen, das Ziel Demokratie und Bürgerrechte.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich junge Menschen ins veränderte Staatswesen einbringen, glaubt Mohammad Faour vom Carnegie Middle East Center im Libanon: “Studenten müssen lernen, was ihre Rechte und Pflichten sind. Sie müssen lernen, wie sie ihre Interessen bei der Regierung geltend machen können. Sie müssen sich organisieren und kommunizieren und innerhalb der Zivilgesellschaft mitwirken.”

Wenige Monate nach der Revolution in Tunesien beginnt ein neues Schuljahr. Für die Vorbereitung der Kinder auf verantwortungsvolle Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen braucht es politischen Willen — und Geld. Trotz der globalen Finanzkrise fehlt es den meisten arabischen Ländern nicht an den Mitteln für Reformen. Aber wie stehen die neuen Machthaber der jüngeren Generation gegenüber?

Viele junge Araber, wie Mohammed aus Ägypten, fürchten, dass ihre Forderungen an die Gesellschaft auch weiterhin ignoriert werden: “Lernende an Schulen oder Universitäten sind Empfänger, aber sie können nichts einbringen. Studenten haben gute Ideen aber nicht die Möglichkeit, sie zu vermitteln. Wir brauchen die Motivation, um diese Ideen zu verbreiten.”

Für Mohammed und Millionen anderer junger Menschen in der Region ist besonders wichtig, welche Folgen der Arabische Frühling für das Bildungswesen haben wird. Die Veränderungen in Lehre und Forschung angesichts des sozialen Wandels waren ein Schwerpunkt der Diskussionen beim Bildungsgipfel in Doha. Für besonders innovative Ansätze wurden in diesem Jahr erstmals Preise im Wert von einer halben Million Dollar vergeben — ein Anreiz für die neuen Machthaber, ebenfalls ihren Beitrag zu leisten.

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