Bombenangst in den USA

Bombenangst in den USA
Von Euronews
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Alarm, Angst, Verwirrung beherrschen die aktuelle Stimmung in den Vereinigten Staaten. Seit am Montag beim berühmten Boston-Marathon zwei Splitterbomben explodierten, fühlt sich kein Amerikaner mehr sicher. Was als fröhliches Sportfest begonnen hatte, endete als Albtraum mit bisher drei Toten und 176 Verletzten, von denen mache mehr als hundert Splitterteile im Körper haben. Sofort tauchte wieder die Erinnerung an den 11. September 2001 auf, machte das Wort “Al Kaida” die Runde, am gleichen Tag hatte es in der John-F.-Kennedy-Bibliothek in Boston eine Explosion gegeben.

Auf seiner ersten Pressekonferenz nach den Explosionen sagte Präsident Obama: “Wir wissen noch nicht, wer das getan hat oder warum. Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, bevor wir Fakten haben. Aber täuschen Sie sich nicht, wir werden der Sache auf den Grund gehen. Wir werden herausfinden, wer das war, und warum.” Noch hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Also wird in alle Richtungen ermittelt.

Es gab in den USA schließlich auch schon Anschläge von Amerikanern, die dem eigenen Staat schaden wollten. Das FBI hat Fotos veröffentlicht mit dem Hinweis, die Kabel oder Batterien könnten Teile von Zündern sein. Die Bomben waren aus handelsüblichen Schnellkochtöpfen gebastelt worden. So etwas war schon einmal in den USA verwendet worden, am 1. Mai 2010 am Time Square in New York. In den 90er Jahren, lange bevor Al Kaida der Welt ein Begriff wurde, verwendeten aus Algerien stammende Terroristen solche Kochtopfbomben in Frankreich.

Einen Tag nach dem Attentat von Boston sagte Barack Obama: “Das war eine hinterhältige und feige Tat. Und im Hinblick auf das, was wir schon wissen, behandelt das FBI es als einen Terrorakt. Immer wenn Bomben gegen unschuldige Zivilisten eingesetzt werden, handelt es sich um einen Terrorakt .”

Am Dienstag folgte der nächste beunruhigende Zwischenfall. In der Post für den republikanischen Senator Roger Wicker fanden sich Spuren der giftigen Substanz Rizin. Der Brief war in Memphis aufgegeben worden. Ohne Absender. Das erinnert an die Anthrax-Briefe, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auftauchten. Ein Polizeisprecher in Washington erklärte: “Jetzt kann ich nur sagen, dass wir die verdächtigen Umschläge in beiden Gebieten untersuchen”. Die anderen Postsendungen, die ebenfalls an Politiker in Washington gerichtet waren, werden noch untersucht – derweil vor den staatlichen Behörden die Fahnen auf Halbmast hängen.

Unglückswoche in den USA: “Viele haben Angst”

Tokunbo Salako, euronews:

Über die Ereignisse dieser Woche in den USA sprechen wir jetzt mit der ABC Korrespondentin Brandi Hitt. Brandi, zunächst gab es den Bombenanschlag, dann Giftbriefe, unter anderem an den Präsidenten, und jetzt ein enormes Feuer in einer Düngemittelfabrik. Wie ist die generelle Stimmung nach dieser tragischen Woche?

Brandi Hitt:

Hi Tokunbo, nun, hier in West Texas, wo sich die Explosion ereignete, sind die Menschen sehr betroffen und niedergeschlagen. Sie suchen nach der Explosion noch immer nach Vermissten. Präsident Obama teilte mit, seine Gedanken und Gebete seien bei den Menschen hier. Im Moment geht es hier wirklich vor allem darum, mit all dem zurechtzukommen. In West Texas wohnen rund 2800 Leute. Es ist ein kleines Dorf, südlich von Dallas. Und jeder hier ist bedrückt. Alle versuchen, sich gegenseitig zu helfen. Manche bringen immer wieder Lebensmittel hierher, Nachschub, Kleidung, sie kochen ohne Pause für die Familien, die jetzt obdachlos sind. Viele haben Angst vor anderen Gefahren, aber zumindest glauben sie nicht, dass es noch eine Explosion geben könnte. Aber die Menschen sind sehr vorsichtig, gehen von Haus zu Haus und suchen noch Vermisste.

euronews:

Sie sprachen von anderen Gefahren, meinten Sie damit eine mögliche Giftwolke?

Brandi Hitts: Rund 180 Menschen sind im Krankenhaus. Sie werden auch auf Spuren untersucht, die von möglichen chemischen Reaktionen herrühren könnten. Die gute Nachricht – wenn es sowas überhaupt gibt – ist, dass es seit der Explosion sehr kalt und regnerisch ist. Laut den Behörden hat der Regen das Gas, das nach der Explosion ausströmte, gestoppt. Sie gehen davon aus, dass keine Gefahr mehr durch Ammoniak besteht. Gleichwohl sind alle äußerst vorsichtig. Hier ist eine komplette Düngemittelfabrik in die Luft geflogen. Daher weiß niemand, ob nicht doch giftige Chemikalien in der Gegend sind. Deshalb dürfen wir nicht zum Unglücksort. Die größte Gefahr soll aber vorbei sein.

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