IAEA-Chef: Iran nicht mit Nordkorea verwechseln!

IAEA-Chef: Iran nicht mit Nordkorea verwechseln!
Von Euronews
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Ein paar Tage vor dem neuen Treffen zwischen Iran und der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA ,hatte euronews Gelegenheit zu einem Interview mit deren Generaldirektor Amano Yukiyia. Seit Juli 2009 führt der Japaner dieses wichtige Kontrollorgan der Vereinten Nationen.

Efi Koutsokosta / Euronews
Man kann es eine historische Vereinbarung zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft nennen. Der Iran hat begonnen, einige der umstrittensten Elemente seines Atomprogramms herunterzufahren. Im Gegenzug will der Westen einige Sanktionen aufzuheben. Wie bewerten Sie das? Wird es nachhaltig wirken?

Amano Yukiyia.
Die 5 UN-Sicherheitsratsmitglieder und Deutschland haben mit dem Iran auf verschiedenen Wegen verhandelt. Seit der neue Präsident Ruhani im Amt ist, gibt es Bewegung in der Sache. Eine gute Bewegung, wie ich glaube, auch wenn noch viel mehr getan werden muss .

Efi Koutsokosta / Euronews
Wie sehen Ihre Erwartungen aus?

Amano Yukiyia.
Iran und IAEA haben in einer gemeinsamen Erklärung zum Rahmen der Zusammenarbeit sechs praktische Schritte genannt. Wir haben auch vereinbart, dass diese sechs praktische Schritte innerhalb von drei Monaten bis Anfang Februar zu gehen sind. Wir haben mit den einfacheren Problemen angefangen und bewegen uns dann auf die schwierigeren Fragen zu. Schritt für Schritt .

Efi Koutsokosta / Euronews
Wird der Iran wirklich seine nuklearen Ambitionen aufgeben?

Amano Yukiyia.
Das ist nicht das Ziel der IAEA. Uns geht es darum, dass alle Aktivitäten des Iran ausschließlich friedlichen Zweck dienen und der Iran solches glaubwürdig versichert.

Efi Koutsokosta / Euronews
US-Präsident Barack Obama sagte im März 2013 im israelischen Fernsehen, seine Regierung glaube, dass der Iran “mehr als ein Jahr brauchen würde, um tatsächlich eine Atomwaffe zu entwickeln”. Auch wenn Sie überwachen, wie viel Uran in welcher Anreicherungsform der Iran hat, wie können Sie sicher sein, wozu inzwischen die Fähigkeiten der seit Jahrzehnten am Nuklerarprogramm arbeitenden Wissenschaftlern ausreichen?

Amano Yukiyia.
Wir sind die Organisation, die die friedliche Natur der Aktivitäten zu überprüfen hat. Wir sind nicht für militärische Prognosen zuständig. Eine klare Antwort auf Ihre Frage ist schwierig. Lassen Sie es mich so sagen. Die IAEA hat ihre Anstrengungen zur Überprüfung der Aktivitäten im Iran verdoppelt. Das bedeutet, dass wir jede Entwicklung sehr schnell erkennen. Und diese Fähigkeit zur Früherkennung soll verhindern, dass die Dinge in eine andere Richtung laufen .

Efi Koutsokosta / Euronews
Aber was ist mit alle dem, was im Iran über die Jahrzehnte zusammen getragen wurde ?

Amano Yukiyia.
Da wir nicht immer alle möglichen illegale Aktivitäten überwachen konnten, können wir auch nicht genau sagen, was los ist. Das ist der Grund, warum wir den Iran aufgefordert haben, jetzt mit uns über die weitere Zusammenarbeit zu diskutieren.

Efi Koutsokosta / Euronews
Kritiker haben Bedenken, der Iran könnte zu einem neuen Nordkorea werden, das ja tatsächlich nach Atomwaffen strebt. Auch wenn sich die dortige Führung um Aufhebung der US-Sanktionen bemüht.

Amano Yukiyia.
Iran und Nordkorea sind unterschiedlich zu betrachten. Der Iran hat den Vertrag über Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen unterschrieben und unsere Inspektoren sagen, dass alle vorgefundenen Aktivitäten friedlichen Zwecken dienen. Nordkorea hingegen will sich nicht den in diesem Vertrag vorgesehenen Kontrollen durch unsere Inspektoren unterwerfen und hat auch schon zwei Kernwaffentests durchgeführt. Ich möchte diese beiden Fälle nicht vermischen.

Efi Koutsokosta / Euronews
Sie sind der erste IAEA-Chef aus einem asiatischen Land und Sie kennen den Fall Nordkorea sehr gut aus Ihrer Arbeit im japanischen Außenministerium. Wie bewerten Sie die Vorwürfe, Pjöngjang versorge verschiedene Länder des Nahen Ostens mit Waffen?

Amano Yukiyia.
Wir haben einige Gerüchte gehört, einige Spekulationen, aber wir haben keine Beweise.
Aus europäischer Sicht hat Iran in der Atomfrage Priorität. Da ich aus einem anderen Teil der Welt komme, weiß ich sehr gut, dass das nordkoreanische Atomprogramm ist ein ernstes Sicherheitsproblem darstellt, für die Region und darüber hinaus. Ich würde wirklich gerne eine wesentliche Rolle bei der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel spielen, aber dafür ist eine Einigung zwischen den sechs Ländern, die an den Verhandlungen beteiligt sind, unerlässlich.

Efi Koutsokosta / Euronews
Es gibt fünf anerkannte Atommächte und weitere vier, von denen man weiß, sie haben die Bombe auch. Und die Technologie wird weiter verbreitet. Die Anzahl der Bombenbesitzer steigt. Gibt es da überhaupt noch eine Hoffnung, die Verbreitung von Kernwaffen zu stoppen ?

Amano Yukiyia
Als ich 2009 die Leitung der IAEA übernahm, hatten 93 Staaten das entsprechende Zusatzprotokoll umgesetzt. Heute sind es 120 Staaten. Ich hoffe, dass die Mitgliedstaaten uns weiter unterstützen, uns das Werkzeug geben werden, damit wir diese Arbeit tun können, um die Verbreitung von Atomwaffen zu stoppen.

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