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Vorbild für Deutschland? Belgien macht Atomausstieg rückgängig

Belgien will den Atomausstieg rückgängig machen. Eines der Atomkraftwerke befindet sich in Doel. 20. Juni 2024
Belgien will den Atomausstieg rückgängig machen. Eines der Atomkraftwerke befindet sich in Doel. 20. Juni 2024 Copyright  AP Photo
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Von Euronews
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Belgien setzt wieder auf Atomenergie. Das Parlament hat dafür abgestimmt, den geplanten Atomausstieg rückgängig zu machen, um die Energiesicherheit des Landes zu gewährleisten.

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Belgien macht den Atomausstieg rückgängig. Das belgische Parlament hat mit großer Mehrheit dafür gestimmt, die Atomkraft wiederaufzunehmen und weiter auszubauen. Durch Russlands Krieg gegen die Ukraine ist die Energieversorgung unsicherer geworden, begründen die belgischen Abgeordneten die Entscheidung.

Belgien hatte 2003 den Atomausstieg gesetzlich beschlossen. Die Rückkehr zur Atomkraft wurde jetzt mit einer breiten Mehrheit beschlossen. 120 Abgeordnete stimmten für eine Verlängerung der Laufzeit der bestehenden Reaktoren, 8 waren dagegen. 31 Parlamentarier haben sich enthalten.

Belgien macht den Atomausstieg rückgängig

Die flämischen Oppositionsparteien Vlaams Belang und Open VLD unterstützten den Vorstoß der Regierungskoalition. Die Grünen lehnten den Vorschlag ab und die wallonische Sozialistische Partei enthielt sich.

Derzeit gibt es in Belgien zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktoren. Drei davon wurden allerdings bereits abgeschaltet. Die rechte Regierung von Ministerpräsident Bart De Wever plant auch den Bau neuer Reaktoren.

Bereits im Jahr 2022 mit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatte die belgische Regierung den Atomausstieg um zehn Jahre verschoben. Jeweils ein Meiler der beiden belgischen Kernkraftwerke sollte bis 2035 am Netz bleiben.

Nun soll wieder in Atomenergie investiert werden. Bevor die Änderung endgültig in Kraft tritt, muss sie noch im Plenum der Kammer verabschiedet werden. Die entscheidende Abstimmung werde Mitte Mai erwartet, schreibt der Belgische Rundfunk.

Deutschland fordert Stilllegung belgischer Atomkraftwerke

Das Atomkraftwerk Tihange liegt rund 70 Kilometer Luftlinie von Aachen entfernt. Manche Meiler stammen aus den 1970er und 80er-Jahren und waren durch marode Betonteile und andere Mängel wiederholt in der Kritik.

Auch die Bundesregierung hatte mehrfach die Stilllegung der belgischen Reaktoren gefordert. Der französische Betreiber Engie Electrabel war wegen eines Pannenmeilers wiederholt kritisiert worden.

Die deutsche Regierung hat die Stilllegung der Atomkraftwerke in Belgien aufgrund ihrer Grenznähe gefordert.
Die deutsche Regierung hat die Stilllegung der Atomkraftwerke in Belgien aufgrund ihrer Grenznähe gefordert. AP Photo

CDU-Politiker Armin Laschet, bis 2021 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, forderte in seiner Amtszeit ebenfalls die Stilllegung. "Je schneller, desto besser", sagte Laschet damals der belgischen Tageszeitung "De Standaard". er hatte sogar angeboten, als Ersatz Strom aus dem eigenen Bundesland zu liefern.

In Deutschland sind im Jahr 2023 auch die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gegangen. Im Jahr 1998 wurde der Atomausstieg hierzulande beschlossen. Mit der Reaktorkatastrophe in Fukushima in Japan 2011 wurde der Ausstieg deutlich beschleunigt.

Comeback der Atomkraft - Söders Vorstoß revidiert

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warb im Wahlkampf für eine Rückkehr zu Atomkraft für "mindestens zehn weitere Jahre". Bayern benötige durch KI-Rechenzentren und die zunehmende Elektromobilität dringend mehr Energie. Die Reaktivierung der drei zuletzt stillgelegten Meiler sei "in diesem und im nächsten Jahr jederzeit möglich", die Kosten wären "auch nicht sehr groß".

Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen gab Söder die Reaktivierung auf. Der CSU-Wunsch habe keine Mehrheit gefunden, irgendwann sei ein Neustart wirtschaftlich "kaum mehr tragbar".

Die Betreiber der Atomkraftwerke hatten mehrfach mitgeteilt, dass der Rückbau bereits laufe und eine Reaktivierung praktisch nicht mehr möglich sei. Der Energiekonzern EnBW hält eine Wiederinbetriebnahme für technisch ausgeschlossen. "Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel", sagte EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels der "Augsburger Allgemeinen".

Bundeskanzler Friedrich Merz hat angekündigt, schnell neue Gaskraftwerke bauen zu lassen, um in Dunkelflauten die Energiesicherheit zu gewährleisten.

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